Mit einem klaren Appell für mehr Haltung im Journalismus zur Verteidigung demokratischer Werte und bedrohter Journalistinnen und Journalisten hat ver.di-Bundesvorstandsmitglied Christoph Schmitz heute Morgen in Berlin den 33. Journalismustag der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) eröffnet.
Angesichts zunehmend polarisierter Debatten und verstärkter Angriffe von rechts auf Journalistinnen und Journalisten, Redaktionen oder den öffentlich-rechtlichen Rundfunk betonte Schmitz: „Wir brauchen im Journalismus mehr Haltung gegen antidemokratische Entwicklungen in der Gesellschaft. Demokratie und Pressefreiheit sind das Fundament einer humanen, solidarischen Gesellschaft. Das gilt es zu verteidigen.“
Schmitz nannte die kürzlich von Rechten und Rechtsextremen organisierten Demonstrationen gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk „eine gruselige Entwicklung, der wir entschlossen entgegentreten“. Er kritisierte dabei auch die Entschuldigung von WDR-Intendant und ARD-Vorsitzenden Tom Buhrow für das satirische „Umweltsau-Video“. Buhrows Reaktion zeige: „Der Sender steht nicht hinter seinen Journalistinnen und Journalisten und opfert die Freiheit der Presse und der Kunst dem pöbelnden Mob. Ich halte das für die falsche Strategie und ich halte sie für gefährlich: für die Kolleginnen und Kollegen, für die Demokratie.“
Immer mehr Journalistinnen und Journalisten würden durch Hassbotschaften beleidigt oder konkret körperlich bedroht. Aber in unzähligen Fällen hätten die Angegriffenen von ihren Arbeits- oder Auftraggebern – Verlage, öffentlich-rechtliche oder private Sender – zu wenig Unterstützung erfahren. „Das darf nicht sein. Wir brauchen mehr Haltung gegen diese Angriffe, die vor allem von Vorgesetzten, Auftraggebern und aus den Chefetagen kommen muss. Die betroffenen Kolleginnen und Kollegen können solch extrem belastende Situationen nur mit der nötigen Unterstützung gut durchstehen. Diese Solidarität erfüllt zudem eine unverzichtbare Funktion für die Pressefreiheit insgesamt. Nur wenn wir alle zusammenstehen, werden diese Angriffe ins Leere laufen, nur so können wir Resignation oder Selbstzensur verhindern und damit die Pressefreiheit und Demokratie schützen.“
Auf dem 33. Journalismustag, der mit 200 Gästen erneut ausgebucht ist, debattieren Journalistinnen und Journalisten einen Tag lang unter dem Motto „Hinschauen, weghören, ein-stehen? Eine Frage der Haltung“ über Strategien im Journalismus, um antidemokratischen Tendenzen entgegenzutreten, über den konstruktiven Umgang bei Angriffen und Einschüchterungsversuchen und die Verantwortung, die Verlage, Sender und Vertreterinnen und Vertreter der Politik dabei tragen.
Unter dem Hashtag #JT20 kann die Veranstaltung bei Twitter verfolgt werden.
Pünktlich zum Journalismustag ist auch die neue ver.di-Broschüre „Journalismus und Polizeiarbeit“ erschienen. Sie gibt einen Überblick, welche Rechte Journalistinnen und Journalisten gegenüber der Polizei haben, etwa auf Demonstrationen.