Tarifabschlüsse bei Thomson Reuters und dpa

Keine betriebsbedingten Kündigungen bei dpa bis 2011

Eigentlich waren die Tarifverhandlungen bei der Nachrichtenagentur Thomson Reuters bereits gescheitert und die Vorbereitungen für den ersten Warnstreik seit Menschengedenken abgeschlossen.

Ein zwischen den Tarifparteien kurzfristig vereinbarter „letzter Versuch“ am 6. Mai brachte dann doch noch ein Ergebnis: Für die Beschäftigen der Nachrichtenagentur werden rückwirkend zum 1. April die Basisgehälter der Tariftabelle einheitlich um 1,25 Prozent erhöht. Hinzu kommen weitere Erhöhungen, die sich am betrieblich vereinbarten Beurteilungssystem orientieren. Im Durchschnitt beträgt die Erhöhung deshalb rund 2,4 Prozent. Vereinbart wurde auch, dass die Erhöhungen nicht nur auf die Tarif-, sondern auf die Effektivgehälter gezahlt werden. Der neue Tarifvertrag hat eine Laufzeit von zwölf Monaten.
Nachdem die Chefredaktion zunächst nur noch ausschließlich leistungsbezogene Erhöhungen leisten und die Tabelle der tariflichen Grundgehälter praktisch einfrieren wollte, wertet ver.di den am 6. Mai erzielten Abschluss als Erfolg der Belegschaft. „Erst die Aktionsbereitschaft der Kolleginnen und Kollegen brachte die Chefredaktion wieder zurück an den Verhandlungstisch“, sagte ver.di-Verhandlungsführer Manfred Moos nach dem Abschluss. Das letzte Wort haben die Kolleginnen und Kollegen in der Thomson-Reuters-Redaktion: Traditionell wird in der Belegschaft über die Annahme des Ergebnisses abgestimmt. Die Tarifkommission hat einstimmig die Annahme empfohlen.

Einen neuen Tarifvertrag gibt es auch für die Beschäftigten der dpa. Nachdem die Erklärungsfrist für den bereits Ende März ausgehandelten Abschluss auf Wunsch der dpa zweimal verlängert worden war, teilte die Arbeitgeberseite kurz vor Ablauf der Frist am 5. Mai mit, das Ergebnis sei nunmehr auch vom Aufsichtsrat akzeptiert worden. Strittig war bis zuletzt eine Regelung zur Beschäftigungssicherung. Nunmehr sind bis einschließlich 31. Mai 2011 betriebsbedingte Kündigungen bei der dpa grundsätzlich ausgeschlossen. Darüber hinaus hat sich das Unternehmen verpflichtet, bis Januar 2014 keine weiteren Ausgliederungen vorzunehmen. Im materiellen Teil des Tarifabschlusses wurde für 2009 eine Erhöhung der Gehälter um 2,4% vereinbart, 2010 werden die Gehaltssätze um weitere 0,6% erhöht. Die Gehaltstarifverträge für die Angestellten und die Redakteurinnen und Redakteure haben eine Laufzeit von 24 Monaten und enden am 31. Januar 2011. Darüber hinaus hat sich die dpa verpflichtet, die betriebliche Altersversorgung bis mindestens Ende 2014 auch für Neueintritte offen zu halten.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Fakten, Fame und Follower

Im Netz dominiert mittlerweile der Content, den kommerzielle BigTech-Plattformen pushen. Er ist nicht mehr gebunden an eine „öffentliche Aufgabe“ von Journalismus, nämlich durch Information und Fakten zur Selbstverständigung der Gesellschaft beizutragen.
mehr »

Faktenbasiert, aufklärend, machtkritisch

Der Journalist Georg Restle ist seit 2012 Leiter und Moderator des Politmagazins Monitor in der ARD. Der studierte Jurist tritt für einen „werteorientierten Journalismus“ ein. Mit M sprach er über Fakenews, Fehlerkultur und journalistische Resilienz.
mehr »

Medienkompetenz live und vor Ort

Daß Medienkompetenz nicht nur digital, sondern auch im real life vermittelt werden kann  zeigt ein Projekt aus Berlin. Durch aktive Medienarbeit möchte das Meko Neukölln Kinder und Jugendliche darin stärken, ihre Stimme zu erheben, sich einzubringen und an der Gesellschaft teilzuhaben. Die Angebote sollen die Teilnehmenden befähigen, sich selbst auszudrücken und ihre Sichtweisen und Erfahrungen zu teilen.
mehr »

Erziehung zur digitalen Mündigkeit

Wie kann man Kinder und Jugendliche bei der Social-Media-Nutzung vor Gefahren wie Cybergrooming oder -mobbing schützen, ohne ihnen Teilhabe- und Befähigungschancen in der digitalen Welt zu verbauen? Die aktuelle Debatte wird hitzig geführt. Antworten reichen von einem Verbot für Tiktok, Instagram und Co für unter 16-Jährige bis hin zur Stärkung von „digitaler Mündigkeit“ der User und rechtlicher Regulierung der Anbieter.
mehr »