Die Wähler haben es in der Hand

Mal angenommen, es gibt in Deutschland nur noch Elektroautos oder alle ernähren sich vegan – Gedankenspiele im gleichnamigen Zukunftspodcast der Tageschau. Jede Woche gibt es eine neue Folge, derzeit mit streitbaren Wahlkampfthemen wie Mietendeckel oder Aktienrente. Zu hören ist das innovative Informationsformat – jederzeit – auf der Website, in der App oder der ARD-Audiothek sowie auf Plattformen wie Spotify und YouTube, in einigen Bundesländern – durchaus von Älteren angenommen – auch linear im Radio. Es ist ein erfolgreiches Beispiel für den digitalen Aufbruch der Öffentlich-Rechtlichen. Weitere finden sich im Fokus der aktuellen „M Menschen Machen Medien 3/2021“. Und da TikTok und Instagram als die derzeit beliebtesten Kanäle für die Jüngeren ausgemacht wurden, entwickeln Fernsehsender immer mehr Formate neben dem linearen Programm eben dafür (S. 14/15). Zum Umbruch des Rundfunks hierzulande gehören auch die „Informationsoffensive“ von RTL und der Gang von Springers „Bild“ ins TV (S. 12/13). Wachsender Wettbewerb also in der Medienbranche, was nicht zuletzt die seit Jahren schwelende Debatte über den Programmauftrag des ÖRR tangiert.

Andernorts ist auch der Zeitungsmarkt weiter in Bewegung. Bei der Funke Mediengruppe ist von nun an die Macht in einem Unternehmen konzentriert. Angekündigt wurde, in den nächsten zwei Jahren eine „Spartenstruktur mit schlanker Holding“ aufzubauen. Das Vokabular „schlank“ lässt aufhorchen und Jobverluste vermuten. Richtig, der Anfang ist bereits gemacht, Ende 2021 soll das Druckzentrum in Erfurt geschlossen werden, 270 Beschäftigte verlieren ihren Arbeitsplatz (S. 22/23). Einen neuen Weg ganz anderer Art wagt die Belegschaft des „Neuen Deutschland“ in Berlin. Sie will die linke Zeitung künftig als Genossenschaft verantworten (S. 24/25).

Die Corona-Pandemie beschäftigt uns nach wie vor täglich, und sei es „nur“ beim Achten auf die Hygiene-Regeln. Auszubildende waren in den vergangenen anderthalb Jahren mit Homeschooling und sozialer Kontaktarmut konfrontiert. Eine gerade frisch gebackene Kauffrau für audiovisuelle Medien berichtet in M über die Herausforderungen im Lockdown und ihre Erfahrungen beim SWR (S. 18/19).

Besorgt richtet sich der Blick nach Afghanistan, kritisch auf den Abzug der Bundeswehr, bei dem viele zurückgelassen wurden, darunter akut gefährdete Journalist*innen. M sprach mit Reporter ohne Grenzen über ihre Bemühungen zu helfen und die unzureichende Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt (S. 28/29).

All das nehmen wir mit in die nächste Legislaturperiode der Bundesregierung: Die Wähler*innen haben es am 26. September in der Hand, wie sich Politik künftig gestalten lässt – in der Außen- und Medienpolitik oder auch in der Renten- und Arbeitsmarktpolitik, etwa wenn es um Soloselbstständige geht (S. 4).

Karin Wenk, verantwortliche Redakteurin

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