Viel ist dieser Tage von Wertschätzung und Respekt die Rede – in der Politik und in der Arbeitswelt, tragen doch viele Arbeitnehmer*innen die zusätzliche Last der Pandemie und ihrer auch preistreibenden Auswirkungen. Während die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di ihre Forderung nach einem monatlichen Festbetrag von 200 Euro mehr für alle sozial austariert und eine Coronaprämie für die rund 12.000 Redakteur*innen auf einmalig 500 Euro beziffert hat, kommt von der Verlegerseite – nichts. Der nächste Verhandlungstermin ist der 14. Dezember.
Über zwei Jahre ist für die Zeitungsredakteur*innen eine Gehaltssteigerung ausgeblieben. Dafür stiegen und steigen die Lebenshaltungskosten. Der Reallohnverlust hat die Redaktionen von der allgemeinen Einkommensentwicklung gekoppelt, die Branche verliert an Attraktivität. „Gerade deshalb haben wir ein deutliches Zeichen der Arbeitgeberseite vor allem in Richtung Berufseinsteiger*innen gefordert und auf eine schnelle Einigung gedrängt“, zeigt sich ver.di-Verhandlungsführer Matthias von Fintel enttäuscht: „Wir brauchen ein sofortiges Signal der Wertschätzung für die Kolleginnen und Kollegen in den Redaktionen, das nicht nur die rasant gestiegenen Lebenshaltungskosten berücksichtigt, sondern auch die besonderen Erschwernisse der Arbeit unter Pandemie-Bedingungen anerkennt“, unterstreicht Fintel.
Die dju-Tarifkommission hat mit ihrer Forderung nach einem Festgeldbetrag für alle besonders die Berufseinsteiger*innen im Blick – für sie würden 200 Euro eine wirksame Reallohnsteigerung zwischen 5 und 6 Prozent bedeuten. Damit wäre auch eine Anhebung der Volontariats-Vergütung auf 2.125 Euro im ersten Jahr gewährleistet – eine Höhe, die die kommende Mindestlohn-Anhebung auf 12 Euro nur knapp übersteigen würde.
Für die höchsten Tarifgruppen (z.B. in der Redaktionsleitung) wären 200 Euro mehr immerhin noch ein Plus von 3,8 Prozent. Die so geforderte durchschnittlich 5prozentige Einkommenserhöhung gilt auch für freie Journalist*innen, deren Honorare entsprechend steigen sollen. Angesichts der ungewissen Perspektive und steigender Lebenshaltungskosten will die dju in ver.di nur eine Laufzeit von zwölf Monaten und damit bis Ende Dezember verhandeln.
„Die zuvor in Pressemitteilungen der Arbeitgeberseite angekündigte Wertschätzung ist bei der Auftaktrunde ausgeblieben“, kritisiert Matthias von Fintel. Wenn die Verlagsvertreter*innen es wirklich ernst damit meinten, die große Leistung und das Engagement der Tageszeitungsjournalist*innen in den vergangenen zwei Jahren anerkennen zu wollen, „dann hätten sie das in der vierstündigen Runde durch ein Angebot ausdrücken können. Das ist bedauerlicherweise ausgeblieben“, so der ver.di-Verhandlungsführer. Die dju in ver.di erwartet am 14. Dezember nunmehr ein wertschätzendes Angebot der Verleger.