Editorial: Wichtigste Ressource ist das Personal

In diesen Tagen verspürt vielleicht so mancher mitunter den Wunsch, eine Virtual-Reality-Brille aufzusetzen, um einzutauchen in eine Welt, die sich mit wenigen Klicks wundervoll gestalten lässt: friedlich, tolerant, frei von Hass, ohne Hast nach jedweden News …. Leider keine reale Option, zu groß sind die Herausforderungen der Gegenwart angesichts ökologischer Krisen, von Krieg und Armut, der Digitalisierung, des demografischen Wandels – um nur einige Stichworte zu nennen. „Die Rolle der Medien ist es in diesem Zusammenhang, die Debatte fair zu organisieren und zu gewährleisten, dass sie auf Fakten basiert“, sagt Dr. Bernhard Goodwin im Aufmacher (S. 6/7) der dieser Ausgabe von „M Menschen Machen Medien“ 3/2022. Der Autor betont, dass alle Berufsgruppen in den Medien für ihre wichtigen Aufgaben „ausgebildet werden und dauerhaft bereit sein müssen dazuzulernen“. Und – die Medienunternehmen müssten „begreifen, dass Personal ihre wichtigste Ressource ist“.

Dass diese Erkenntnis noch längst nicht angekommen ist hierzulande, belegt eine der jüngsten Studien zur medialen Transformation. Sie zeigt große Defizite im Verhältnis von Management und Journalist*innen auf (S. 8/9). Wie kurz der Weg zum Frust ist, wenn Volontär*innen in Redaktionen keine guten Arbeitsbedingungen vorfinden, beschreiben überzeugend weitere Forschungen (S. 10/11). Allerdings kann Lokaljournalismus auch „cool und sexy“ sein wie im Duisburger „Studio 47“ und somit dem journalistischen Traumberuf nahekommen. Es gibt sie also, die positiven Beispiele (S. 12/13).

Die aktuellen Vorgänge um Geldverschwendung, Vetternwirtschaft bis hin zu Untreue im öffentlich-rechtlichen Rundfunk gehören nicht dazu. Jedoch – die festen und freien Mitarbeitenden in den Sendern sind es nicht, die den Rundfunk in Verruf gebracht haben. Sie geben trotz Arbeits- und Kostendruck täglich ihr Bestes für ein hochwertiges Programm und erhalten dafür durchaus gesellschaftliche Anerkennung. Die Verursacher*innen der Skandalchronik sitzen in den Führungsetagen. Reformen sind unabdingbar (S. 22/23). Die wiederum betreffen nicht zuletzt auch die öffentlich-rechtlichen Kontrollgremien der Häuser (S. 24/25).

Unabdingbar ist ebenso das Feilen an der eigenen journalistischen Professionalität, „bereit sein dazu zulernen“. In unserer pluralen Gesellschaft macht das beispielsweise rassismuskritischen Journalismus aus. Es geht um Verantwortung für richtige Sprache (S. 14/15).

Die unaufhaltsame Digitalisierung verändert auch die technischen Medienberufe. Sie müssen häufig nachjustiert werden (S. 19/20). Es entstehen neue Ausbildungsberufe, zum Beispiel: „Gestalter*in immersiver Medien“. Das Tolle daran: Hier wird mit der Virtual-Reality-Brille gearbeitet!

 

 

 

 

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