Editorial: Zu viele schlechte Nachrichten

Am Anfang die gute Nachricht: In den deutschen Kinos wurde 2012 erstmals die Umsatzmilliarde mit Ticketverkäufen erreicht. Ein Grund mehr, die Beschäftigten im Kino gut zu bezahlen. Anlass für die kämpferischen Aktionen des letzten Jahres waren jedoch die Hunger-Stundenlöhne bei CinemaxX und CineStar. Wochenlang wurde gestreikt – mit Erfolg! Nach dem Tarifabschluss für CinemaxX gibt es seit dem 1. Januar erstmals einen bundesweiten Tarifvertrag auch bei der größten deutschen Kinokette CineStar.

Ein Makel der positiven Kino-Bilanz 2012: Der deutsche Film schwächelte, die Besucherzahlen gingen um ein Viertel zurück. Der Wettbewerb auf dem Filmmarkt ist hart. Mehr als 200 deutsche Kinofilme werden jährlich produziert. Dazu kommt eine beachtliche Zahl an Fernsehproduktionen. M zoomt im aktuellen Titel die Bedingungen für Produktion und -vermarktung in Deutschland heran. In der Vergrößerung wird die Kritik an Auftragsvergabe und Verwertungsrechte der Fernsehsender deutlich. Filmschaffende erleben prekäre Arbeitsbedingungen.

Keine guten Nachrichten kommen aus der Verlagsbranche: Beim traditionsreichen Druck- und Verlagshaus der Frankfurter Rundschau schwindet die Hoffnung auf einen Investor. Im Druckzentrum Neu-Isenburg werden damit 420 Arbeitsplätze vernichtet. Die Zeitung wird eventuell von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung übernommen, sehr wenige FR-Redakteure dürften dann bleiben.
Ohne Redaktion wird künftig die Westfälische Rundschau (WR) poduziert. 120 Redakteure erhielten ihre Kündigung. Ob dann noch WR drin ist, was wie WR aussieht – mit Regionalseiten von Verlagskonkurrenten und einem Mantel, den auch andere Titel der WAZ-Gruppe tragen, darf bezweifelt werden. Die Pressevielfalt geht auf jeden Fall den Bach runter. Mit Kahlschlagpolitik und Tarifflucht sowie Lohndumping auf dem Wege der Ausgliederung macht erneut der Bauer-Konzern von sich reden.
Bei der Magdeburger Volksstimme darf immerhin bleiben, wer auf 40 Prozent seines Gehalts verzichtet! Im Zuge der aktuellen Entwicklungen wird auch in Deutschland über Möglichkeiten der Presse(Journalismus)-Förderung diskutiert. Mit einer Serie blickt M dafür ins Ausland. Erste Station: Frankreich.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Fakten, Fame und Follower

Im Netz dominiert mittlerweile der Content, den kommerzielle BigTech-Plattformen pushen. Er ist nicht mehr gebunden an eine „öffentliche Aufgabe“ von Journalismus, nämlich durch Information und Fakten zur Selbstverständigung der Gesellschaft beizutragen.
mehr »

Faktenbasiert, aufklärend, machtkritisch

Der Journalist Georg Restle ist seit 2012 Leiter und Moderator des Politmagazins Monitor in der ARD. Der studierte Jurist tritt für einen „werteorientierten Journalismus“ ein. Mit M sprach er über Fakenews, Fehlerkultur und journalistische Resilienz.
mehr »

Medienkompetenz live und vor Ort

Daß Medienkompetenz nicht nur digital, sondern auch im real life vermittelt werden kann  zeigt ein Projekt aus Berlin. Durch aktive Medienarbeit möchte das Meko Neukölln Kinder und Jugendliche darin stärken, ihre Stimme zu erheben, sich einzubringen und an der Gesellschaft teilzuhaben. Die Angebote sollen die Teilnehmenden befähigen, sich selbst auszudrücken und ihre Sichtweisen und Erfahrungen zu teilen.
mehr »

Erziehung zur digitalen Mündigkeit

Wie kann man Kinder und Jugendliche bei der Social-Media-Nutzung vor Gefahren wie Cybergrooming oder -mobbing schützen, ohne ihnen Teilhabe- und Befähigungschancen in der digitalen Welt zu verbauen? Die aktuelle Debatte wird hitzig geführt. Antworten reichen von einem Verbot für Tiktok, Instagram und Co für unter 16-Jährige bis hin zur Stärkung von „digitaler Mündigkeit“ der User und rechtlicher Regulierung der Anbieter.
mehr »