Aktion für Edmund Wan, China

Radiomoderator in Hongkong verurteilt

Mehr als eineinhalb Jahre schmorte Edmund Wan in Untersuchungshaft. Dann wurde der chinesische Journalist in Hongkong vor Gericht gestellt und zu 32 Monaten Haft verurteilt. Zum Verhängnis wurden ihm Kritik an der Regierung sowie eine Spendenaktion zugunsten von jungen Menschen aus Hongkong, die inzwischen in Taiwan leben.

Edmund Wan, der sich auch „Giggs“ nennt, ist als Moderator eines Internetradios in Hongkong bekannt für seine politischen Kommentare, mit denen er immer wieder die Hongkonger Regierung sowie die chinesische Zentralregierung in Peking kritisiert hat. Mit der zunehmenden Repression und der Zerschlagung der Demokratiebewegung seit 2019 geriet er verstärkt ins Visier der Behörden, die schließlich aus seinen friedlichen Meinungsäußerungen strafrechtlich relevante Tatbestände bastelten.

Besonders verärgert hat Wan die chinesische KP offenbar mit einer Spendenaktion vom Februar 2020, mit deren Hilfe die Bildungschancen junger Menschen, die aus Hongkong nach Taiwan geflüchtet waren, verbessert werden sollten. Wegen des Vorwurfs der „Handlung mit aufwieglerischer Absicht“ und der „Geldwäsche“ (gemeint ist die Spendenaktion) ließen die Behörden „Giggs“ Edmund Wan im November 2020 festnehmen. Am 7. Oktober 2022 wurde er schließlich zu 32 Monaten Gefängnis verurteilt. Amnesty International ist überzeugt, dass Wan lediglich von seinem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch gemacht hat. Die Organisation fordert deshalb seine sofortige und bedingungslose Freilassung.

Der Straftatbestand der Aufwiegelung ist im Hongkonger Strafrecht seit der Kolonialzeit verankert. In jüngster Zeit wurden die entsprechenden, jahrelang nicht genutzten strafrechtlichen Bestimmungen wiederentdeckt und zur Verfolgung Andersdenkender eingesetzt, unter anderem gegen Mitarbeiter*innen des inzwischen eingestellten Medienkanals „Stand News“.

Der Menschenrechtsausschuss der Vereinten Nationen hat die Hongkonger Führung in einem Bericht vom Juli 2022 aufgefordert, die Bestimmungen zur Aufwiegelung im Strafrecht abzuschaffen und alle wegen Aufwiegelung laufenden Ermittlungen und Verfahren einzustellen. „Giggs“ Edmund Wan wurde dennoch verurteilt.

Was können Sie tun?

Schreiben Sie an den Justizminister von Hongkong und fordern Sie ihn auf, den Journalisten „Giggs“ Edmund Wan sofort und bedingungslos freizulassen. Dringen Sie auch darauf, dass der Straftatbestand der Aufwiegelung aus dem Strafrecht Hongkongs gestrichen wird.

Schreiben Sie auf Chinesisch,

Englisch oder Deutsch an:

Paul LAM Ting-kwok

Department of Justice

G/F, Main Wing, Justice Place

18 Lower Albert Road

Central

HONGKONG

CHINA

Fax: 00852-3902 8638,

E-Mail: sjo@doj.gov.hk

 

Senden Sie eine Kopie an:

BOTSCHAFT DER

VOLKSREPUBLIK CHINA

  1. E. Herrn Wu Ken

Märkisches Ufer 54

10179 Berlin

Fax: (030) 27 58 82 21

E-Mail: presse.botschaftchina@gmail.com

oder

de@mofcom.gov.cn

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Fakten, Fame und Follower

Im Netz dominiert mittlerweile der Content, den kommerzielle BigTech-Plattformen pushen. Er ist nicht mehr gebunden an eine „öffentliche Aufgabe“ von Journalismus, nämlich durch Information und Fakten zur Selbstverständigung der Gesellschaft beizutragen.
mehr »

Digitale Mobilität als Machtfaktor

Smartphone, Social Media und Plattformen – wie werden Menschen durch mobile, vernetzte Medientechnologien sichtbar, und wer oder was bleibt unsichtbar? Welche Rolle spielen dabei Geschlechter- und Machtverhältnisse? Über diese Fragen diskutierten Medienforscher*innen  auf der Tagung „Bilder in Bewegung, mit Bildern bewegen: Gender, Macht und Mobilität“ in Tübingen.
mehr »

Junger Journalismus: Lernen, vernetzen und schützen

Angriffe auf Journalist*innen nehmen zu, online wie auf der Straße. Umso wichtiger, Pressefreiheit nicht nur als Prinzip zu verstehen, sondern sie im Alltag zu verteidigen. Mit diesem Anspruch lud die Jugendpresse Deutschland Anfang November rund 80 junge Medieninteressierte nach Dresden ein. Bei der „YouMeCon kompakt“ ging es um journalistisches Handwerk, Verantwortung und darum, wie man Menschen schützt, die berichten.
mehr »

Mexiko: Stipendium als Wendepunkt

Mit einem Stipendium kam die Journalistin Vania Pigeonutt vor drei Jahren nach Berlin. Kurz vor dem Burn-Out, als eine Art hyperventilierendes Nervenbündel, traf die Mexikanerin aus dem Bundesstaat Guerrero bei Reporter ohne Grenzen ein. Heute hilft sie Kolleg*innen aus anderen Ländern, aber auch aus Mexiko, beim Start in einen neuen Alltag.
mehr »