Kritik an fehlender Presseförderung

Foto: 123rf

Die Presseförderung für die Zustellung im ländlichen Raum fehlt bislang im Entwurf für den Bundeshaushalt 2024. Aus dem Stab der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Staatsministerin Claudia Roth (Grüne), hieß es auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd), es sei noch keine Presseförderung im Sinne der Zustellförderung in dem Etatentwurf verankert. Die Regierung sei zurzeit in Abstimmung, wie eine solche Förderung ausgestaltet werden könne und welches Ressort dafür zuständig sei.

Im Koalitionsvertrag haben SPD, Grüne und FDP versprochen, Fördermöglichkeiten zu prüfen, um eine „flächendeckende Versorgung mit periodischen Presseerzeugnissen“ zu gewährleisten. In der vergangenen Legislaturperiode war eine vom Wirtschaftsministerium geplante Presseförderung in Höhe von 220 Millionen Euro gescheitert. Die Zeitungs- und Zeitschriftenverlage fühlen sich von hohen Zustellungskosten gerade in dünn besiedelten Gebieten überfordert. Hinzu kommen Inflation, hohe Energie- und Papierpreise.

Kritik am Fehlen der Vertriebsförderung im Haushaltsentwurf kam aus den Bundesländern. Der nordrhein-westfälische Medienminister Nathanael Liminski (CDU) erklärte, offensichtlich nehme die Bundesregierung in Kauf, dass die Vielfalt der deutschen Zeitungslandschaft weiter abnehme. Er warnte vor einer „Gefahr für unsere Demokratie“. Überall wo die Versorgung mit Zeitungen nicht mehr gewährleistet sei, hätten Populisten leichtes Spiel, die Menschen mit Desinformationen zu verunsichern.

Liminski appellierte an die Fraktionen der Ampel-Koalition: „Halten Sie das, was der Kanzler versprochen hat. Erzwingen Sie, dass die Vertriebsförderung bei den Haushaltsberatungen doch noch in den Haushalt aufgenommen wird.“

Thüringens Medienminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) betonte, eine wirksame Förderung der Zustellung sei auch in Zeiten der digitalen Transformation noch unverzichtbar. „Solange nicht an jeder Milchkanne Breitband genutzt werden kann, kann auch die Umstellung von Print auf Digital nicht funktionieren“, sagte er. Wenn dann auch die Print-Zeitung nicht mehr geliefert werde, entstünden Lücken, „in denen Fake News und Desinformation fröhlich Urständ feiern können.“

 

Weitere aktuelle Beiträge

Filmfrauen ermächtigen sich

Das Internationale Frauenfilmfest (IFFF), jährlich abwechselnd in Dortmund und in Köln stattfindend, wirkt empowernd: Nach außen auf ein cineastisches Publikum, nach innen in die Branche hinein. Filmemacherinnen, Regisseurinnen, Bildgestalterinnen, Festivalkuratorinnen diskutierten miteinander über die Qualität feministischen, queeren und kulturell diversen internationalen Filmschaffens von Frauen. Wie unterm Brennglas fokussierte das Festivalteam Anfang April, unter Leitung von Maxa Zoller, aus Frauenperspektive aktuelles politisches Weltgeschehen und daraus resultierende gesellschaftliche Missstände.
mehr »

Medienkompetenz: Von Finnland lernen

Finnland ist besonders gut darin, seine Bevölkerung gegen Desinformation und Fake News zu wappnen. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Schulen, aber die Strategie des Landes geht weit über den Unterricht hinaus. Denn Medienbildung ist in Finnland eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die auf vielen Ebenen in den Alltag integriert ist und alle Altersgruppen anspricht. Politiker*innen in Deutschland fordern, sich daran ein Beispiel zu nehmen. Kann das gelingen?
mehr »

Beim Tatort selbst ermitteln

Ein Zocker sei er nicht. So sagte es Kai Gniffke, Intendant des Südwestrundfunks (SWR), als er im August vorigen Jahres auf der Gamescom in Köln zu Gast war. Am ARD-Stand hat sich der damalige Vorsitzende des Senderverbunds dennoch zum Zocken eingefunden, zu sehen auch im Stream auf der Gaming-Plattform Twitch. Erstmals hatte die ARD einen eigenen Auftritt auf der weltweit größten Messe für Computer- und Videospiele – ein deutliches Signal, dass die ARD auch auf Games setzt. Und das hat maßgeblich mit dem SWR zu tun.
mehr »

Europäische Serien werden erfolgreicher

Das Festival Series Mania bietet alljährlich einen internationalen Überblick der kommenden TV-Serienhighlights, wenn rund 5000 Branchenprofis aus 75 Ländern zusammenkommen. Auch in diesem Jahr feierten zahlreiche Produktionen mit ungewöhnliche Themen Premiere. US-Amerikanische Serien waren diesmal kaum vertreten. Das hat politische Gründe.
mehr »