Briefe an «M», 11/2010

Feminismuskritik von links

Geschlechterkampf in Netzwerken“ in M 8-9 / 2010

Wenn der Autor des Beitrags „Geschlechterkampf in Netzwerken“ (wiederholt) nahelegt, Antifeminismus sei „rechts“ oder „neokonservativ“, sei ihm versichert: Die wahre Feminismuskritik kommt längst von links. Denn Feminismus versucht, die Geschlechter gegeneinander auszuspielen und soziale Herrschaftsverhältnisse zu vernebeln. Konservative bis reaktionäre Gruppen haben das erkannt und setzen den Feminismus entsprechend ihrer Interessen ein. Wichtig dabei ist: Feminismus ist nicht Frauenrechtlertum, sondern setzt Frauen unter Druck. Wer aber unverändert das hohe Lied des Feminismus singt, der sollte sich mal mit den verschiedenen Aussagen publizistischer Front-Frauen auseinandersetzen: „Die Wirtschaftskrise ist männergemacht aufgrund deren hohen Testosteronspiegels“ (Christa Wichterich), „Männer sind immer aggressiv, Frauen niemals, und Kriege gibt es, weil es Männer gibt“ (Ute Scheub), „die deutschen Fußballmänner haben so erfolgreich gespielt, weil sie wie Frauen gespielt haben und die sind am Kollektiv interessiert und nicht an Macht“ (Bascha Mika), „Hedgefonds sind erfolgreicher, wenn Frauen in den Vorständen sitzen“ (Sonja Mikich), „Stuttgart 21 ist ein Projekt der Männer, die sich immerzu ein Denkmal setzen müssen und zwar gegen die bescheidenen Frauen“ (Sibylle Krause-Burger), „Männer haben Angst vor der Moderne, entweder sie bewegen sich oder es gibt Zoff in den Beziehungen“ (Ursula Ott.). …

Thomas Moser, Berlin

 

Anderes Denken eingefordert

Discountermentalität“ in M 10 / 2010

Der Bericht „Discountermentalität“ übersieht einen wesentlichen Aspekt. Denn auch wenn in einer Genossenschaft die Sitten weniger rau sein sollten, als bei einer Heuschrecke, muss ebenfalls erstere Geld verdienen, um am Markt zu überleben. Wobei man Ines Pohl allerdings dafür kritisieren muss, dass sie wie viele andere einfallslose Verlagsmanager nicht nach progressiven (Denk-)Ansätzen sucht. Denn mit dem Sparen bei den Auslandskorrespondenten wird die taz nicht besser und attraktiver, um neue Leserschichten zu erreichen. Und gefährdet zusätzlich die Sympathie ihrer bisherigen Käufer. Zumal gerade Ereignisse wie die noch lange nicht ausgestandene Euro-Krise die taz-Chefin eines besseren belehren, dass sich die Globalisierung nicht nach Asien oder Afrika verschiebt, sondern Augenzeugenberichte aus anderen EU-Staaten immer wichtiger werden. Die man nicht durch die Verwendung von Sekundärquellen über das Internet ohne Qualitätsverlust kompensieren kann. Weswegen der bessere Weg wäre, anstatt über Kürzungen darüber nachzudenken, wie man die Berichte so aufbereiten kann, dass sie sich an andere Medien weiterverkaufen lassen. Hier tut sich nämlich bei vielen Lokalzeitungen eine Lücke auf, die man mit exklusiven Geschichten gut füllen könnte!

Rasmus Ph. Helt, Hamburg

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Schutz vor zu viel Stress im Job

Immer weiter, immer schneller, immer innovativer – um im digitalen Wandel mithalten zu können, müssen einzelne Journalist*innen wie auch ganze Medienhäuser sich scheinbar ständig neu erfinden, die Belastungsgrenzen höher setzen, die Effizienz steigern. Der zunehmende Anteil und auch Erfolg von KI-basierten Produkten und Angeboten ist dabei nur das letzte Glied in der Kette einer noch nicht abgeschlossenen Transformation, deren Ausgang vollkommen unklar ist.
mehr »

Für eine Handvoll Dollar

Jahrzehntelang konnten sich Produktionsfirmen auf die Bereitschaft der Filmschaffenden zur Selbstausbeutung verlassen. Doch der Glanz ist verblasst. Die Arbeitsbedingungen am Set sind mit dem Wunsch vieler Menschen nach einer gesunden Work-Life-Balance nicht vereinbar. Nachwuchsmangel ist die Folge. Unternehmen wollen dieses Problem nun mit Hilfe verschiedener Initiativen lösen.
mehr »

Tarifverhandlungen für Zeitungsjournalist*innen

Bereits Ende Mai haben die Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di und dem Zeitungsverlegerverband BDZV begonnen. Darin kommen neben Gehalts- und Honorarforderungen erstmals auch Regelungen zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) zur Sprache.
mehr »

Für mehr Konfrontation

Die Wahlen zum EU-Parlament endeten – nicht unerwartet – in vielen Mitgliedsstaaten mit einem Rechtsruck. In Frankreich, Italien, Österreich, Belgien, den Niederlanden und anderswo wurden eher euroskeptische, nationalistische, migrationsfeindliche Kräfte der extremen Rechten gestärkt. Auch in Deutschland haben 16 Prozent der Bürger*innen, mehr als sechs Millionen Menschen für die rechtsextreme, völkische AfD gestimmt – trotz NS-Verharmlosungen, China-Spionage und Schmiergeldern aus Russland. Immerhin sorgte die große Protestwelle der letzten Monate, die vielen Demonstrationen für Demokratie dafür, dass die AfD-Ausbeute an den Wahlurnen nicht noch üppiger ausfiel. Noch Anfang…
mehr »