Drei Fragen: Zu Kürzungen im BR

Streik beim BR am 11.07.2024. Foto: ver.di

Streik beim BR am 11.07.2024. Foto: ver.di

Auch in Bayern muss gespart werden. Vor dem Rundfunkrat kündigte der Bayrische Rundfunk (BR)  nun konkrete Streichungen im Programm an. Der ungelöste Tarifkonflikt führt indes immer wieder zu Warnstreiks und Programmausfällen. Wir sprachen mit der ver.di Gewerkschaftssekretärin Annette Greca über die Programmreduzierungen und ihr Folgen.

 

Welche Programmreduzierungen plant der BR?

Zum Beispiel wird man sich die Neuproduktionen des „Komödienstadl“ und den eigenständigen Videotext des BR, den Bayerntext sparen. Nach unseren Informationen werden aber neben den Streichungen auch empfindliche Einschnitte in den bestehenbleibenden Programmen stattfinden. Das gesamte Ausmaß ist noch lange nicht bekannt, im BR beginnt jetzt das große Stühlerücken.

Welche Auswirkungen erwartet ihr für die Beschäftigten?

Die Beschäftigten des BR sind durch diverse Restrukturierungsmaßnahmen und Personalabbau in den letzten Jahren bereits stark belastet und beklagen eine zunehmend unerträgliche Arbeitsüberlastung.  Der BR äußert sich dahingehend, dass durch altersbedingte Fluktuation voraussichtlich keine Kündigungen ausgesprochen werden. Ob dies auch für die vielen freien Mitarbeitenden gilt, ist in der Kommunikation bisher ausgespart worden. Der BR schuldet seinen vielen festen Freien ein deutliches Bekenntnis zur Perspektive einer weiteren Beschäftigung. Die Perspektive ist aber vollkommen unklar: Für viele feste Freie ist der BR der einzige Auftraggeber. Da das Sparprogramm das gesamte Haus umfasst, ist es – nach Berichten der Beschäftigten – auch nahezu unmöglich in einem anderen Bereich hausintern Fuß zu fassen, denn es müssen ja alle sparen. Außerdem fehlt es an einer Perspektive für diejenigen, die mit Anfang des kommenden Jahres keine Einkünfte mehr haben werden. Die Mitarbeitenden fühlen sich in dieser Situation vollkommen allein gelassen und die Zeit drängt. Der BR muss jetzt dringend Angebote für Qualifizierungsmaßnahmen schaffen und seinen Mitarbeitenden Perspektiven im Haus schaffen, sonst droht neben den schmerzlichen Verlusten im Programm auch der unwiederbringliche Verlust journalistischer Kompetenz. Außerdem muss dringlich die Situation derer in den Fokus genommen werden, die nun plötzlich ohne Einkünfte dastehen werden.

Haben die geplanten Sparmaßnahmen Einfluss auf die aktuellen Tarifverhandlungen?

Der BR wird die Sparmaßnahmen in den Verhandlungen sicherlich als Argument anführen, um weiterhin auf einem niedrigen Abschluss zu beharren. Gleichzeitig sind wir als Gewerkschaft aber unseren Mitgliedern und deren Interessen verpflichtet. Diese fordern angesichts der massiv gestiegenen Lebenshaltungskosten einen Ausgleich für ihren Kaufkraftverlust, insbesondere für die unteren Lohngruppen.

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