Gegen Maulkorbpolitik

In Rom demonstrierten am 3. Oktober Zehntausende Journalisten, Gewerkschafter und besorgte Bürger für Meinungsfreiheit und gegen „Einschüchterungsversuche“ durch Silvio Berlusconi.

„Nein zum Informations-Maulkorb“ lautete ein Slogan auf der Kundgebung, zu der der nationale Journalistenverband FNSI aufgerufen hatte. Auslöser der Proteste waren Schadenersatzforderungen in Millionenhöhe, mit denen Berlusconi gegen die linken Zeitungen La Repubblica und L‘Unitá wegen der kritischen Berichterstattung über seine angeblichen Sex-Affären und wilden Feste vorgeht. Journalisten prangern diese Forderungen als Versuch an, sie zum Schweigen zu bringen. Für Berlusconi war die Demonstration eine „absolute Farce“, da die Medien in Italien frei seien.
Auch in Berlin demonstrierten am 3.Oktober Vertreter der deutschen und der italienischen Presse vor der Italienischen Botschaft für die Verteidigung der Pressefreiheit. In einem solidarischen Grußwort der dju in ver.di erklärte Bundesgeschäftsführerin Ulrike Maercks-Franzen: „Pressefreiheit und die Vielfalt von Information und Meinung sind Voraussetzung für gelebte, lebendige und auch lebhafte Demokratie.“ Auch in unserem Land müsse man sich gegen Bestrebungen wehren, die Vielfalt abzubauen und die Einfalt zu forcieren. Es gebe keine Gesellschaft, in der die Pressefreiheit und die anderen Grundrechte ein für alle Mal gesichert wären. „Diese Freiheiten müssen immer wieder aufs Neue verteidigt und erkämpft werden.“
Die dju sicherte ihren italienischen Kolleginnen und Kollegen nachdrückliche Unterstützung in ihrem Kampf gegen die „absolut unerträgliche Konzentration von politischer und medialer Macht“ zu, gegen den Druck und die ständigen Angriffe der italienischen Regierung auf ihre Unabhängigkeit.

 wen

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Fußball-EM: Eine Halbzeitbilanz

Spätestens seit dem Gruppensieg der deutschen Nationalelf wechselte die Stimmung im Lande von Skepsis zu Optimismus. Ausgedrückt in Zahlen: Vor dem Start des Turniers trauten gerade mal sieben Prozent der Mannschaft den Titelgewinn zu, nach drei Partien stieg dieser Wert auf 36 Prozent. Entsprechend wuchs auch das Interesse an den TV-Übertragungen.
mehr »

Schutz vor zu viel Stress im Job

Immer weiter, immer schneller, immer innovativer – um im digitalen Wandel mithalten zu können, müssen einzelne Journalist*innen wie auch ganze Medienhäuser sich scheinbar ständig neu erfinden, die Belastungsgrenzen höher setzen, die Effizienz steigern. Der zunehmende Anteil und auch Erfolg von KI-basierten Produkten und Angeboten ist dabei nur das letzte Glied in der Kette einer noch nicht abgeschlossenen Transformation, deren Ausgang vollkommen unklar ist.
mehr »

Für eine Handvoll Dollar

Jahrzehntelang konnten sich Produktionsfirmen auf die Bereitschaft der Filmschaffenden zur Selbstausbeutung verlassen. Doch der Glanz ist verblasst. Die Arbeitsbedingungen am Set sind mit dem Wunsch vieler Menschen nach einer gesunden Work-Life-Balance nicht vereinbar. Nachwuchsmangel ist die Folge. Unternehmen wollen dieses Problem nun mit Hilfe verschiedener Initiativen lösen.
mehr »

Tarifverhandlungen für Zeitungsjournalist*innen

Bereits Ende Mai haben die Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di und dem Zeitungsverlegerverband BDZV begonnen. Darin kommen neben Gehalts- und Honorarforderungen erstmals auch Regelungen zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) zur Sprache.
mehr »