Jörg Schieb, Autor und Fachjournalist für Digitalthemen, nimmt in seinem jüngsten Buch die größten Energiefesser im Netz unter die Lupe. Neben Kryptowährungen und Künstlicher Intelligenz gehört dazu auch das Video- und Audiostreaming, das lineare Medienprogramme zunehmend verdrängt. Anhand zahlreicher Beispiele erläutert Schieb Energieverbrauch und CO-2-Fußabdruck von Smartphone bis Netzinfrastruktur und zeigt auf, wie Digitalisierung mit Umwelt- und Klimaschutz Hand in Hand gehen kann.
Mittlerweile nutzen 60 Prozent der Weltbevölkerung das Internet, das 2021 für 3,3 Prozent des weltweiten Stromverbrauchs verantwortlich war. Von der Suchanfrage mit Google bis zum Streaming der Lieblingsserie – alles verbraucht nicht nur Energie, sondern belastet auch Klima und Umwelt. Um „eine nachhaltige digitale Zukunft zu erreichen“, seien politische Regulierungsstrategien, technische Innovationen und Veränderungen im Verhalten der Internetnutzenden notwendig, so der Autor.
In den ersten sieben Kapiteln seines Ratgebers erklärt er, wie Rechenzentren als „Herzkammern des Internets“, Server, Datenleitungen, Funkverbindungen oder einzelne Anwendungen funktionieren, wieviel Strom sie verbrauchen und wie hoch ihr CO-2-Ausstoß ist. Außerdem thematisiert er, dass Strom nur der “Treibstoff“ fürs Internet ist und auch die Herstellung der Hardware viele Ressourcen verschlingt. Der Energieverbrauch sei immer abhängig von der Quelle. Deshalb gelte es, von fossiler auf erneuerbare Energie umzusteigen. Immer wieder erwähnt er Google, Microsoft und Apple, die auf dem Weg zur Klimaneutralität seien.
„Streaming ist der SUV der Internetdienste“, so Schieb. Videos, inklusive der Inhalte von Streamingdiensten, machten inzwischen 80 Prozent des gesamten Internettrafics aus. Kaum jemand schaue noch linear fern, sondern empfange interessante Programme „wann wir wollen“. Man müsste eine Stunde auf dem Ergorad strampeln, um mit der erzeugten Energie 20 Minuten Video zu schauen. Eine Stunde Videostreaming verursache 3200 Gramm Treibhausgase – also mehr als eine 20 Kilometer lange Autofahrt.
Künstliche Intelligenz sei zwar ein großer Energiefresser, aber KI-unterstützte Prozesse könnten den Verbrauch effizienter gestalten – etwa beim Recycling von Hardware. So könne Apple-Roboter Daisy Smartphones fachgerecht in seine Einzelteile zerlegen. Bereits in diesem Teil wird das gestreift, was Schieb in den Kapiteln acht und neun ausführlich vorstellt: Hoffnungsvolle Energiespar- und Klimaschutz-Projekte wie innovative Kühlung von Rechenzentren oder Nutzung der Abwärme für Gebäudeheizung. Es folgen zehn Tipps für Internetnutzende – etwa unnötige E-Mails löschen, mehr lokale Speicher und weniger Social Media nutzen oder Videos nicht in HD streamen.
Schieb schreibt locker, aber die vielen Wiederholungen stören den Lesefluss. Er umkreist den Energiehunger des Internets, den er bereits im August 2022 auf seiner Website thematisiert hat. Bilder, Quellennachweise und ein Stichwortverzeichnis runden das Buch ab – ein Ratgeber mit nützlichen Anregungen für alle, die privat und beruflich digital unterwegs sind!