Verkaufsstopp für rechtsextremes Compact-Magazin

Foto: Valora

Das rechtsextreme und AfD-nahe Magazin „Compact“ soll künftig in zahlreichen Buchhandlungen und Zeitschriftenläden nicht mehr erhältlich sein. Nachdem gestern das Unternehmen Valora den Verkaufsstopp bekannt gegeben hatte, folgen heute weitere Firmengruppen, berichtet das Recherchenetzwerk „Correctiv“. Das Magazin gefährde die freiheitlich-demokratische Grundordnung, werde das Vorgehen begründet.  

Valora betreibt mit „Press & Books“ 150 Bahnhofsbuchhandlungen in Deutschland und diverse Verkaufsstellen in Flughäfen. Für das Unternehmen stehe die Pressefreiheit an oberster Stelle“. „Wir wollen aber denjenigen, die die freiheitlich-demokratische Grundordnung Deutschlands – und damit auch die Presse- und Meinungsfreiheit – verächtlich machen und darauf abzielen, sie zu überwinden, keine Plattform bieten“, zitiert „Correctiv“ aus einer Stellungnahme des Unternehmens. Sie seien zum Entschluss gelangt, Publikationen, die aus vom Bundesamt für Verfassungsschutz als gesichert extremistisch eingestuften Verlagen stammen, nicht weiter im Sortiment zu führen.

Gegen Ausgrenzung, Hass und Gewalt

Auch die Unternehmensgruppe Dr. Eckhart mit rund 400 Standorten, darunter etwa 240 selbst geführten Einzelhandelsgeschäften, erklärte „Correctiv“ zufolge, dass sie ab sofort Publikationen von Verlagen, die vom Bundesamt für Verfassungsschutz als “ gesichert extremistisch“ eingestuft seien, aus ihren Filialen entfernen. Darunter fallen die Magazine „Compact“, „Compact Edition“ und „Compact Geschichte“. Bereits am 2. Februar hätte das Unternehmen beschlossen, auch die Titel „Ritterkreuzträger Profile“, „Junge Freiheit“, „Eigentümlich frei“, „Zuerst“ und die „Deutsche Militärzeitschrift“ aus den Geschäften zu nehmen. Mit der Entscheidung wolle man sich „gegen Ausgrenzung, Hass und Gewalt positionieren und sich für Demokratie, Menschrechte und Pressefreiheit ohne Zensur einsetzen“, zitiert „Correctiv“ eine Unternehmenssprecherin.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz stuft das Magazin „Compact“ seit Ende 2021 als gesichert rechtsextremistische Bestrebung ein. Verfassungsschutz-Präsident Thomas Haldenwang hatte im März 2020 bekannt gegeben, die Rechtsaußen-Publikation werde künftig als Verdachtsfall beobachtet. Facebook und Instagram hatten die „Compact“-Seiten bereits 2020 gesperrt.

Verkaufsstopp auch  im Bahnhofsbuchhandel?

Chefredakteur des Magazins ist Jürgen Elsässer. „Compact“ gilt als ein Sprachrohr der AfD und verbreitet regelmäßig rechte Verschwörungsmythen. Zu den „Compact“-Autoren gehört auch der österreichische Rechtsextremist Martin Sellner. Der hatte zuletzt bei einem rechten Geheimtreffen in Potsdam über „Remigration“ gesprochen – Pläne für die millionenfache Abschiebung oder Verdrängung von Einwanderern, darunter Deutschen mit Migrationshintergrund.

Bei der Onlinekampagnen-Plattform „Campact“ läuft zurzeit eine Petition, die den Verkaufsstopp des rechtsextremen Magazins im Bahnhofsbuchhandel fordert. Der Aufruf wurde bisher knapp 100.000 Mal unterschrieben.


Der ausführliche Bericht von „Correctiv“ 

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Wie ethisch kann KI berichten?

Ein ethischer Kompass ist angesichts zunehmender Desinformation immer wichtiger – für Journalist*innen, aber auch Mediennutzende. Positivbeispiele einer wertebewussten Berichterstattung wurden jüngst zum 20. Mal mit dem Medienethik Award, kurz META, ausgezeichnet. Eine Jury aus Studierenden der Stuttgarter Hochschule der Medien HdM vergab den Preis diesmal für zwei Beiträge zum Thema „Roboter“: Ein Radiostück zu Maschinen und Empathie und einen Fernsehfilm zu KI im Krieg.
mehr »

VR-Formate im Dokumentarfilm

Mit klassischen Dokumentationen ein junges Publikum zu erreichen, das ist nicht einfach. Mit welchen Ideen es aber dennoch gelingen kann, das stand auf der Sunny Side of the Doc in La Rochelle im Fokus. Beim internationalen Treffen der Dokumentarfilmbranche ging es diesmal auch um neue Erzählformen des Genres wie Virtual Reality (VR).
mehr »

Erneute Streiks bei NDR, WDR, BR, SWR 

Voraussichtlich bis Freitag werden Streiks in mehreren ARD-Sendern zu Programmänderungen, Ausfällen und einem deutlich veränderten Erscheinungsbild von Radio- und TV-Sendungen auch im Ersten Programm führen. Der Grund für den erneuten Streik bei den großen ARD-Rundfunkanstalten ist ein bereits im siebten Monat nach Ende des vorhergehenden Tarifabschlusses immer noch andauernder Tarifkonflikt.
mehr »

krassmedial: Diskurse gestalten

Besonders auf Social-Media-Plattformen wie TikTok und Telegram verbreiten sich rechtsextreme Narrative, die zur Polarisierung der Gesellschaft beitragen. Wie Journalist*innen dem entgegen wirken und antidemokratische Diskursräume zurückgewinnen können, diskutierten und erprobten etwa 70 Teilnehmende der diesjährigen #krassmedial-Sommerakademie von ver.di am Wochenende in Berlin-Wannsee.
mehr »