Aufruf: Schützt die Pressefreiheit!

Foto: Jan-Timo Schaube

Die dju in ver.di unterstützt gemeinsam mit 450 Medienschaffenden, 20 Verbänden und 17 Redaktionen den Aufruf „Schützt die Pressefreiheit!“. Darin solidarisieren sich die Unterzeichner*innen mit den freien Journalisten Julian Feldmann, David Janzen und André Aden, die von Rechtsextremen bedroht werden. Hunderte Neonazis wollen am 23. November gegen die drei demonstrieren. Das Bündnis ruft nun zu einer Gegendemonstration auf.

Feldmann, Janzen und Aden arbeiteten seit über zehn Jahren als freie Journalisten und seien dadurch aufs Radar der rechten Szene geraten, heißt es in dem Aufruf. „Der Hass auf die Kollegen geht so weit, dass sie regelmäßig Morddrohungen erhalten. Ein hochrangiger Neonazi-Kader sprach auf mehreren Veranstaltungen über Julian Feldmann und erwähnte dabei einen Revolver, der schon bereit liege.“ Auf die Wohnung von Janzen habe es dagegen in diesem Jahr bereits mehrere Anschläge gegeben.

Von zahlreichen Journalistinnen und anderen Rechtsextremismus-Expert*innen würden Neonazis derzeit Bilder und Daten sammeln, um damit ein „breit angelegtes Doxxing zum Schaden der Kolleg*innen“ vorzubereiten.

Dass die Berichte von Mitgliedern der dju in ver.di über Verleumdungen, Drohungen und Denunziationen aus dem rechtsradikalen Milieu sich häuften, bestätigt dju-Bundesgeschäftsführerin Cornelia Berger. „Die gesamte Gesellschaft ist gefordert, sich diesen Versuchen, die Pressefreiheit brutal und rücksichtslos einzuschränken, entgegen zu stellen. Erklärtes Ziel der Rechtsextremisten ist es, Journalistinnen und Journalisten so lange zu drangsalieren, bis sie ihre Arbeit aufgeben: Das dürfen wir nicht zulassen!“, forderte Berger. Verlage, Rundfunkanstalten, Verbände und auch die Politik müssten gemeinsam ihren Beitrag leisten, um Journalistinnen und Journalisten wirksam zu schützen.

Gegendemo in Hannover

Auf den Seiten dju.verdi.de, rundfunk.verdi.de und mmm.verdi.de sowie unter dem Hashtag #SchütztDiePressefreiheit wird über die Ankündigung der Gegendemo informiert, sobald es aktuelle Informationen gibt.

Das Bündnis aus Medienschaffenden, Verbänden und Redaktionen ruft deshalb dazu auf, sich am Samstag, den 23. November an den Protesten gegen die pressefeindliche Demonstration der Neonazis in Hannover zu beteiligen.

Außerdem fordern die Unterzeichner*innen des Aufrufs Maßnahmen zum Schutz der Pressefreiheit. So sollte es unter anderem vereinfachte Verfahren für Auskunftssperren beim Einwohnermeldeamt für Journalist*innen geben, eine bessere Sensibilisierung von Staatsanwaltschaften und Gerichten für Angriffe auf Journalist*innen sowie konsequente Anwendung aller rechtlichen Möglichkeiten und bundesweit verpflichtende Schulungen von Polizist*innen für den Umgang mit Medienvertreter*innen. Auch dju-Geschäftsführerin Berger fordert eine bessere Zusammenarbeit von Polizei und Medien. „Wir brauchen endlich ein klares Bekenntnis der staatlichen Einrichtungen zum Schutz der Arbeit von Medienschaffenden. Noch immer werden die Kolleginnen und Kollegen allzu oft bei Einsätzen als Störenfriede behandelt. Auch die personenbezogenen Daten der Kolleginnen und Kollegen müssen besser geschützt werden“, so Berger.

Wer den Aufruf noch nachzeichnen möchte, schickt bitte eine Mail mit seinem/ihrem Namen an info@netzwerkrecherche.de.


M – Der Medienpodcast: einzigartig anders, denn wir fragen genauer nach

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von SoundCloud. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Journalistische Rolle: Mächtige kontrollieren

Der Journalismus steht in der digitalisierten Gesellschaft besonders unter Druck, wenn er seine demokratische Aufgabe, Öffentlichkeit herzustellen, weiterhin erfüllen will. Das beeinflusst auch Rollenverständnis und Werteorientierung der Medienschaffenden. Nach einer aktuellen Studie zur Profession in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist den meisten Journalist*innen heute ihre Kontrollfunktion als „Watchdog“ der Mächtigen am wichtigsten.
mehr »

Koalitionsvertrag: Details zu Presse und Medien

Am 9. April haben CDU/CSU und SPD als Grundlage für ihre mögliche Zusammenarbeit als neue Regierung den in den vergangenen Wochen verhandelten Koalitionsvertrag vorgestellt. Wir dokumentieren einige Details zum Bereich Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk, Medien- und Netzpolitik, sowie zu Digitalisierung und Medienkompetenz.
mehr »

Medienrat: Chance für den ÖRR

Der Medienrechtler Wolfgang Schulz hält es grundsätzlich für positiv, einen Medienrat zu schaffen, der evaluiert, ob die öffentlich-rechtlichen Sender ihren Auftrag insgesamt erfüllen. Es sei „eine gute Idee“ eine Institution zu haben, die gesamthaft die Entwicklung der Rundfunkanstalten in den Blick nehme, erklärt Schulz, Vorstandsvorsitzender des Leibniz-Instituts für Medienforschung Hans-Bredow-Institut (HBI).
mehr »

Die unendliche Krise des RBB

Der Schock sitzt nach wie vor tief. „2025 wird ein Schicksalsjahr für den RBB“, so die unfrohe Botschaft von Intendantin Ulrike Demmer Ende Januar auf einer Informationsveranstaltung vor der fassungslosen Belegschaft. Was folgte, war ein radikales Sanierungsprogramm für den Sender. Insgesamt 22 Millionen Euro will die Geschäftsleitung am Personal- und Honoraretat einsparen. Das entspricht 10,2 Prozent der bisherigen Aufwendungen und ziemlich genau 254 Vollzeitstellen.
mehr »