dju: Medienschaffende besser schützen

Pressefreiheit weltweit 2023 - Ranking Reporter ohne Grenzen (RSF)

Medienschaffende geraten bei ihrer Berufsausübung in Deutschland zunehmend in Gefahr. Die von Reporter ohne Grenzen am 3. Mai, dem internationalen Tag der Pressefreiheit, veröffentlichten Zahlen zu physischen Angriffen auf Journalist*innen und Journalisten in Deutschland erreichen mit 103 Fällen 2022 einen vorläufigen Höchststand, konstatiert die dju. Im internationalen Vergleich der Organisation sinkt Deutschland im Ranking zum Grad der Pressefreiheit auf den Platz 21.

„Welches Signal brauchen wir noch angesichts dieses drastischen Abstiegs der Pressefreiheit? Kein Mensch soll in Angst vor Bedrohung oder Gewalt seine Arbeit machen müssen. Bei Journalist*innen besteht die Arbeit aus Recherchen und Reportagen, die andere am liebsten verhindern wollen. Die dokumentierten Fälle sind über 100 zu viele in einem Jahr. Wenn Gewalt Journalismus verhindern möchte, ist der unbedingte Schutz der Pressefreiheit systemrelevant für unsere Demokratie“, erklärt die dju-Bundesvorsitzende Tina Groll.

Außerdem seien Verlage und Rundfunksender in der Pflicht den Schutz der Medienschaffenden zu verbessern. Mit dem Schutzkodex https://schutzkodex.de bietet ein Netzwerk von Medienorganisationen einen Rahmen für wirkungsvolle Maßnahmen. Zu diesem müssten sich weit mehr Medienarbeitgeber und –auftraggeber als bisher bekennen.

„Die Bundesregierung hat bisher dem im Ampel-Vertrag aufgestellten Satz ‚Wir setzen uns für die Sicherheit von Journalistinnen und Journalisten ein‘ noch kein erkennbares Gesetzesvorhaben folgen lassen. Das ist zu wenig und die Alarmsignale werden immer lauter. Die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien Claudia Roth, Innenministerin Nancy Faeser und Justizminister Marco Buschmann schulden den über 100 Angegriffenen und allen weiteren bedrohten Kolleg*innen konkrete Zusagen, wie der Schutz verbessert wird“, mahnt Tina Groll an. „Wir bieten dafür gerne viele Ideen und Vorhaben an.“

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Urheberrecht: ChatGPT-Urteil ist Anfang

Ein Präzedenzfall ist das Urteil im Rechtsstreit zwischen der Verwertungsgesellschaft Gema und dem KI-Unternehmen OpenAI vom 11. November 2025 sicherlich. Aber abgesehen von einem zu erwartenden längeren Instanzenweg stellt sich auch die Frage, wie sich die gesamte Kreativwirtschaft gegen die ungefragt Nutzung von geistigem Eigentum wehren kann.
mehr »

Initiative: KI besser nutzbar machen

Der Dominanz der globalen Big-Tech-Konzerne etwas entgegensetzen – das ist das Ziel einer Initiative, bei der hierzulande zum ersten Mal öffentlich-rechtliche und private Medienanbieter zusammenarbeiten. Sie wollen mit weiteren Partnern, vor allem aus dem Forschungsbereich, ein dezentrales, KI-integriertes Datenökosystem entwickeln. Dadurch soll die digitale Souveränität und Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Medienstandorts gestärkt werden.
mehr »

Italien: Protest gegen Entlassung von EU-Korrespondent

Der italienische Journalist Gabriele Nunziati, Brüsseler Korrespondent der Nachrichtenagentur Agenzia Nova, hatte der Sprecherin der Europäischen Kommission, Paula Pinho, eine Frage zur Verantwortung Israels für den Wiederaufbau des Gazastreifens gestellt. Daraufhin beendete seine Agentur das Arbeitsverhältnis mit ihm.
mehr »

Anteil von Frauen in Führung sinkt

Nach Jahren positiver Entwicklung sinkt der Anteil von Frauen in Führungspositionen im Journalismus das zweite Jahr in Folge. Der Verein Pro Quote hat eine neue Studie erstellt. Besonders abgeschlagen sind demnach Regionalzeitungen und Onlinemedien, mit Anteilen von knapp 20 Prozent und darunter. Aber auch im öffentlichen Rundfunk sind zum Teil unter ein Drittel des Spitzenpersonals weiblich.
mehr »