Docupedia nutzt Medien als gestaltende Akteure

Neue Internetplattform zu Diskussionen der Zeitgeschichte

Was im Internet in erster Linie für Historiker gedacht ist, kann auch für Journalisten und Journalistinnen von großem Nutzen sein. Ein solches „Medienexperiment“, wie es die Gründer vom Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) unter der Leitung von Jürgen Danyel nennen, ist im Berliner Museum für Kommunikation vorgestellt worden: „docupedia-Zeitgeschichte“ heißt die neue Plattform, die zum Nachschlagewerk zu zentralen Begriffen, Konzepten, Forschungsrichtungen und Methoden der zeithistorischen Forschung heranwachsen soll.

Dabei verzichtet Docupedia ausdrücklich auf Artikel zu Ereignissen und Personen aus der „Realgeschichte“, sondern verweist dafür auf andere historische Internetangebote, mit denen Docupedia zusammenarbeitet. Dazu gehören clio-online“, dass sich als zentrales Fachportal für Geschichte versteht, „zeitgeschichte-online“, das einen „Einstiegspunkt“ für alle zeithistorischen Fragen bieten will, und „HSozKult“ als Informationsdienst für Historiker. Für den Laien bietet die Seite „zeithistorische-forschungen“ des ZZF Einblicke breit gestreuter Art: Von Asterix als Widerstandssymbol bis zu den Transformationsprozessen nach 1989 oder dem Verbraucherschutz in den 1960er und – 70er Jahren reicht die Palette.
Docupedia will Diskussionen nachzeichnen, die ihren Niederschlag in den Medien oft nicht nur im Feuilleton finden, sei es als „Historikerstreit“ oder als Debatten um Wiedergutmachung und Globalisierung. Gezeigt werden soll ebenfalls die Entwicklung in Forschungsfeldern wie der Arbeitergeschichte oder die Entstehung neuer Teilsdisziplinen wie der Umweltgeschichte. Dabei begreift Docupedia die Medien nicht mehr nur als Quellen für ihre Forschung, sondern als eigne gestaltende Akteure. Mediengeschichte ist so auch einer der ersten freigeschalteten von zunächst 300 geplanten Artikeln.
Docupedia, gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, arbeitet auf Basis der Open-Source-Software von Wikipedia. Projektleiter Danyel ist sicher: „Ohne Wikipedia gäbe es kein docupedia.“ Doch im Unterschied zu Wikipedia gibt es die Autorenverantwortung und eine Redaktion. Sie reichert die Artikel mit aktuellen Informationen an, nimmt Co-Artikel von Wissenschaftlern entgegen sowie Kommentare und Vorschläge von Nutzern und bloggt zum Aufbauprozess, damit Docupedia sich zu einem lebendigen Forum entwickelt.


Links auf einen Blick

www.docupedia.de
www.clio-online.de
www.zeitgeschichte-online.de
http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de
www.zzf-pdm.de
www.zeithistorische-forschungen.de

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Ein Plädoyer fürs Zuhören

Zuhören, Gehörtwerden, den Dialog auf Augenhöhe führen – das sind Schlagworte unserer Zeit, Leerformeln der politischen Rhetorik. Mit dem Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen sprachen wir über journalistisches Zuhören, BigTech und den Sofortismus der Sozialen Medien.
mehr »

Fakten, Fame und Follower

Im Netz dominiert mittlerweile der Content, den kommerzielle BigTech-Plattformen pushen. Er ist nicht mehr gebunden an eine „öffentliche Aufgabe“ von Journalismus, nämlich durch Information und Fakten zur Selbstverständigung der Gesellschaft beizutragen.
mehr »

Presse-Versorgung hält hohes Zinsniveau

Die Vertreter*innenversammlung der Versicherten der Presse-Versorgung hat beschlossen, die Gesamtverzinsung für das Jahr 2026 im dritten Jahr in Folge beizubehalten. Damit behauptet die Presse-Versorgung erneut ihre Spitzenposition im deutschen Lebensversicherungsmarkt.
mehr »

Digitale Mobilität als Machtfaktor

Smartphone, Social Media und Plattformen – wie werden Menschen durch mobile, vernetzte Medientechnologien sichtbar, und wer oder was bleibt unsichtbar? Welche Rolle spielen dabei Geschlechter- und Machtverhältnisse? Über diese Fragen diskutierten Medienforscher*innen  auf der Tagung „Bilder in Bewegung, mit Bildern bewegen: Gender, Macht und Mobilität“ in Tübingen.
mehr »