Vor den Präsidentschaftswahlen in Belarus am kommenden Sonntag (9. August 2020) sind in den vergangenen Wochen Dutzende Journalisten festgenommen und damit an einer freien Berichterstattung gehindert worden. Gestern wurde der Journalist der Deutschen Welle Alexander Burakov in seiner Heimatstadt Mogiljow etwa 200 Kilometer östlich der belarussischen Hauptstadt Minsk festgesetzt. Er schreibt seit Jahren Reportagen für die russische Redaktion der DW.
Nach Informationen der Deutschen Welle wurde er zunächst beschuldigt, „illegalen Alkohol“ in seinem Wagen zu transportieren. Wenige Stunden später wurde Alexander Burakov freigelassen, um kurz danach – noch vor der Polizeiwache – wieder festgenommen zu werden. Die Umstände der zweiten Festnahme seien unklar. Der Leiter der örtlichen Zweigstelle des belarussischen Journalistenverbandes, Boris Vyrvich, sagte der DW, laut Augenzeugen habe Burakov vor der Polizeiwache mit einer nicht identifizierten Frau gestritten und geschrien: „Das ist eine Provokation.“ Daraufhin sei er von der Polizei erneut abgeführt worden. Es ist die zweite Festnahme Burakovs in diesem Jahr. Bereits am 8. Mai war er verhaftet und zu zehn Tagen Haft verurteilt worden.
Laut DW schlugen sämtliche Versuche an diesem Donnerstag fehl, mit Burakov Kontakt aufzunehmen. Die Deutsche Welle verurteilt die Festnahme Burakovs und fordert die belarussischen Behörden auf, die Pressefreiheit im Land zu gewährleisten: „Die Einschüchterungsversuche gegen unseren Korrespondenten zeigen in aller Deutlichkeit die schwierige Situation für Journalisten in Belarus“, sagte Chefredakteurin Manuela Kasper-Claridge in einer Erklärung. „Journalisten werden strafrechtlich verfolgt und sogar verhaftet. Das ist nicht hinnehmbar. Sie appelliere an die Verantwortlichen in Belarus, Journalisten ungehindert ihre Arbeit tun zu lassen“, fügte Kasper-Claridge hinzu.
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) kritisierte in einer Mitteilung eine massive Behinderung der freien Berichterstattung über den Wahlkampf. Dutzende Journalisten, die über Demonstrationen und Kundgebungen der Opposition berichteten, seien verhaftet worden, kritisierte RSF in Berlin. Auch die Arbeit ausländischer Medien werde auf Anweisung des autoritär herrschenden Präsidenten Alexander Lukaschenko behindert. Dies sei ein „durchsichtiger Versuch“, unabhängige Berichte zu verhindern, sagte RSF-Vorstandssprecherin Katja Gloger und verlangte eine unabhängige Untersuchung. Zudem sei das Land als Mitglied der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) verpflichtet sicherzustellen, dass unabhängige und ausländische Medien ungehindert und gefahrlos über die Wahl berichten könnten.