Die Linke Medienakademie will Medienkompetenz fördern. Der alljährliche Kongress des Vereins hatte dazu auch in diesem Jahr ein vielfältiges Angebot parat. Dabei standen journalistische Themen ebenso im Fokus wie die Öffentlichkeitsarbeit – mitunter ein zweites Standbein für Berufseinsteiger.
Wer journalistisches Handwerk erlernen will, hatte dazu Ende März Gelegenheit: Der Kongress der Linken Medienakademie, kurz LiMA, in Berlin bot Kurse zu fast allen Aspekten an. Klassische Darstellungsformen, wie Interview oder Reportage, standen ebenso auf der Agenda, wie Medienrecht oder Video-Schnitt. Online-Themen waren zahlreich vertreten, ob es um Recherche in den Social Media oder mehr Sicherheit im Internet geht. Die schlechten Berufsperspektiven im Journalismus zwingen viele Medienmacher, sich ein zweites Standbein zu suchen. Öffentlichkeitsarbeit scheint vielen besonders geeignet. In den Veranstaltungen dazu zeigten renommierte Praktiker die besonderen Anforderungen dieses Tätigkeitsfeldes auf.
Er hat Fernsehgeschichte mitgeschrieben: Als in der Wendezeit die Macht des DDR-Politbüros bröckelte und für die Massenmedien der Maulkorb fiel, stand Steffen Twardowski für die Jugendsendung Elf99 vor der Kamera. Konsequent nutzten er und seine Kollegen die neuen Möglichkeiten zu kritischer und freier Berichterstattung. Sie gingen als Erste mit einem Drehteam in die vormals abgeschottete Wohnsiedlung der DDR-Führung vor den Toren Berlins und zeigten dem an leere Regale gewöhnten Fernsehpublikum das umfangreiche Warenangebot im Supermarkt des Politbüros. Mit frechen Reportagen erschloss sich Elf99 neue Zuschauerkreise jenseits der eigentlichen Zielgruppe.
Heute – ein viertel Jahrhundert später – leitet Twardowski die Öffentlichkeitsarbeit der Linken im Bundestag und berichtete in einem LiMA-Seminar von seinen Erfahrungen. Effiziente Öffentlichkeitsarbeit braucht eine andere Sicht, sagte er und kritisierte die gängige Nutzung sozialer Netzwerke: „Es reicht nicht aus, unabhängig nebeneinander verschiedene Kanäle zu bedienen“. Crossmediale Öffentlichkeitsarbeit bedeutet für ihn „eine andere Art des Geschichtenerzählens, bei der die verschiedenen Kanäle ergänzend verknüpft werden“. Nur so entstehe „eine komplexe Erzählung und man schafft es, im gewaltigen Nachrichtenrauschen aufzuleuchten“. Doch es reiche nicht, starke Inhalte zu präsentieren, man müsse die Menschen Geschichten auch spüren lassen, erzählt Twardowski im Gespräch mit der M. „Das kann man eher über ein Video auf Youtube erreichen, als über Twitter oder Facebook.“
Am letzten Tag des sechstägigen Kongresses standen Themen für freiberuflich Tätige im Vordergrund. Mehrere Fachdozenten versuchten Wege zu zeigen, wie man mit den prekären Arbeitsbedingungen im Medienbereich umgehen kann. „Es reicht nicht, für seinen Beruf zu brennen, als Selbstständiger muss man auch an das Geld denken“, riet Bernd Hubatschek in seinem Workshop. Er berät Freiberufler im Mediensektor und weiß: „Im Print-Bereich schreibt man sich die Finger wund und hat am Monatsende trotzdem nicht das Geld für die Miete zusammen.“ Berufseinsteiger sollten sich frühzeitig Gedanken machen, wie das finanzielle Minimum aufgebracht werden könne und im Kollegenkreis auch über Honorare sprechen, empfahl er.
Die LiMA sehen Twardowski und Hubatschek als ideale Lernumgebung für kritisch denkende Medienmacher. Der Kongress genieße ein hohes Ansehen, schrieb die Welt im Dezember letzten Jahres. Mit dem diesjährigen Motto: De-Fragmentierung soll die Fragmentierung von Gesellschaft und Individuum genauso hinterfragt werden, wie die der alternativen Bewegungen. Erstmals wird es im September eine zweite Veranstaltungswoche geben, die sich stärker der politischen Mediendebatte widmet.