„Atmender Rahmen“ für künftige Journalisten

Mit Superlativen wurde nicht gespart: Als „hochkarätig und innovativ, auch im internationalen Maßstab“, beschrieb Prof. Dr. Thomas Hofsäss, Prorektor für Bildung und Internationales der Universität Leipzig, den jetzt reformierten Masterstudiengang Journalismus. Ab Wintersemester 2018/19 sollen in Leipzig 20 Studierende nach dem neuen Curriculum unterrichtet werden.

Unmittelbar nach der einstimmigen Entscheidung des Fakultätsrats des Instituts für Sozialwissenschaften und Philosophie am 28. November informierten vier Mitglieder der Reformkommission für die Leipziger Journalismusausbildung die Medien. Es sei ein anspruchsvoller Studienplan mit einem zeitgemäßen Journalismuskonzept geschaffen worden, den man dieserart international nicht noch einmal finden könne, so der Tenor. Man sei „sehr zufrieden“ mit dem Arbeitsergebnis der Reformkommission, die „nach kontroversen Diskussionen einstimmig für den Antrag zur Änderung des Studiengangs votierte“, so Prorektor Hofsäss. Prof. Dr. Thomas Kater, als Studiendekan der Fakultät für Sozialwissenschaften und Philosophie zugleich Vorsitzender der Reformkommission, zeigte sich sicher, dass die Uni Leipzig damit „künftig tonangebend in der hochschulgebundenen Journalistenausbildung“ sein werde. Für den noch ausstehenden Beschluss des reformierten journalistischen Studienkonzepts durch das Rektorat sieht die Kommission keine Hürden.

Die Reformkommission, der neben Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeiter_innen auch zwei Studierende sowie zwei externe Mitglieder angehörten, hatte im Mai 2017 ihre Arbeit aufgenommen und das neue Curriculum in mehreren Abstimmungsschritten zusammengestellt. „Ausgehend von der Idee des Datenjournalismus haben wir uns Absolventenprofil, Ziele der einzelnen Ausbildungsmodule, Kapazitäten und Ressourcen genau angeschaut“, beschrieb Dr. Markus Beiler, Juniorprofessor für Journalismusforschung, das Vorgehen der Kommission. Gerade hinsichtlich der Kapazitäten und Ressourcen lohne ein zweiter Blick, denn außer der Karl-Bücher-Gastprofessur, die zum 100jährigen Jubiläum des Instituts neu geschaffen wurde, gibt es vorerst keine neuen Stellen. Aber „wir schaffen einen atmenden Rahmen für den neuen Masterstudiengang“, so Studiendekan Kater. Kooperationen mit den Instituten für Mathematik und Informatik sowie Soziologie würden zu einer Verbesserung der personellen Ausstattung führen und mehr Flexibilität sichern. Außerdem solle Beiler den Studiengang verantworten und außerplanmäßiger Professor werden, um eine weitere Juniorprofessur ausschreiben zu können. Der umstrittene Prof. Marcel Machill, der zwischenzeitlich „Das Ende der Leipziger Journalistik“ beschworen hatte, werde im neuen Masterstudium keine Rolle spielen. Er „wird künftig die journalistische Grundlagenausbildung im Rahmen des Bachelors Kommunikations- und Medienwissenschaft sicherstellen“, so die offizielle Lesart. Auf Nachfrage sagte Kater zur Personalie: „Mir ist nicht bekannt, dass Kollege Machill gezwungen wurde, sich nicht am neuen Masterstudiengang zu beteiligen.“

Studierende am neuen Masterstudiengang sollen nun lernen, den „digitalen Wandel des Journalismus zu begleiten und mitzugestalten“. Das werde sie laut Kater auf „Führungspositionen im dynamischen Berufsfeld Journalismus“ vorbereiten. Zugang zum neuen Masterstudiengang Journalismus (Master of Science) haben Absolvent_innen aller Studiengänge. Deshalb bleiben die ersten beiden Semester einer fundierten Ausbildung im Bereich des klassischen journalistischen Arbeitens vorbehalten, bevor grundständige Kenntnisse digitaler Arbeitsweisen und Fertigkeiten empirischer Journalismusforschung vermittelt werden.

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Wie prekär ist der Journalismus?

„Daten statt Anekdoten“, das war das Ziel des Forschungsprojekts „Prekarisierung im Journalismus“ an der LMU München, das nun nach fast fünf Jahren mit einem internationalen Symposium in München endete. Zu den Daten aus Europa hatte auch die dju in ver.di ihren Beitrag geleistet, als sie ihre Mitglieder um Teilnahme an der Online-Befragung bat und in M über die Ergebnisse berichtete.
mehr »

Pokerspiele der Süddeutschen Zeitung

Bei einer Betriebsversammlung des Süddeutschen Verlags am vergangenen Dienstag ruderte Geschäftsführer Dr. Christian Wegner etwas zurück. Er deutete an, dass der Stellenabbau in der Redaktion der Süddeutschen Zeitung (SZ) nicht ganz so dramatisch ausfallen könnte wie bislang befürchtet. In der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass der Verlag in München für das laufende Jahr mit einem Abbau von 30 Vollzeitstellen plant. Die dju in ver.di kritisiert das Vorhaben scharf.
mehr »

Italien plant harte Strafen für Journalisten

Italien plant eine Reform seines Verleumdungsgesetzes. Das Vorhaben wird derzeit vom Justizausschuss des italienischen Senats geprüft und sieht neben höheren Geldstrafen auch ein gefährliches Verbot journalistischer Berufsausübung vor. Verurteilte Reporter*innen könnten ein Arbeitsverbot von bis zu sechs Monaten erhalten. Auch Haftstrafen für Medienschaffende, die eigentlich nicht im Gesetz auftauchen sollten, werden in einem jüngsten Änderungsantrag wieder hinzugefügt.
mehr »

Echte Menschen in Film und Fernsehen

Wie wird Künstliche Intelligenz das Filmgeschäft verändern? Und welche Auswirkungen hat die Technologie auf die Kreativen? Die Erwartungen an KI sind groß, die Befürchtungen aber auch. Denn Algorithmen können mit Hilfe von großen Datenmengen schon heute Stimmen oder Deepfakes erstellen. Auf der Fernseh- und Streaming - Messe MIPTV in Cannes beschäftigte das Thema die internationale Branche.
mehr »