Schon gelesen, gehört oder im Fernsehen gesehen, dass transnationale Konzerne weltweit versuchen in Zusammenarbeit mit der Weltbank und der WTO das Trinkwasser zu privatisieren und auf dem freien Markt als Handelsware anzubieten? Nein? Kein Wunder, denn über dieses Thema wurde in deutschen Medien kaum etwas berichtet. Für die „Initiative Nachrichtenaufklärung“ und das „Netzwerk Recherche“ ist die fortschreitende Monopolisierung der Trinkwasserversorgung deshalb die Nummer 1 der „Top Ten“ der vernachlässigten Nachrichten im Jahr 2001. Zum fünften Mal seit 1997 hat eine Jury aus renommierten Medienwissenschaftlern und -praktikern im Januar eine entsprechende Liste der Öffentlichkeit vorgestellt.
Kein Nachrichtenthema war, dass in Deutschland zahlreiche Asylanträge von Kriegsdienstverweigerern abgelehnt werden, obwohl ihnen nach der Abschiebung in ihr Heimatland – zum Beispiel in die Türkei – Haftstrafen oder gar Folterungen drohen (Platz 2). Ein Nicht-Thema war ebenso die Blockade des fertigen Entwurfs eines Informationsfreiheitsgesetzes durch Bundesinnenminister Schily (Platz 3) oder die „CNN-Selbstzensur im Krieg gegen den Terrorismus“ (Platz 4).
Über diese und sechs weitere Themen wurde nach Überzeugung der 13 Jury-Mitglieder nur unzulänglich und mangelhaft berichtet, obwohl ihre Relevanz für die Meinungsbildung der Bürger außer Frage steht. Für 2001 wurden knapp 100 Themenvorschläge eingereicht, von Journalistik-Studenten recherchiert und diskutiert, um davon 20 Themen an die Jury aus Journalisten und Wissenschaftlern weiterzuleiten.