In diesem praxisrevelanten und wissenschaftlich fundierten Buch haben die Kommunikationswissenschaftlerinnen Margreth Lünenborg und Jutta Röser die Ergebnisse eines breit angelegten Projektes zu Spitzenfrauen und -männern in den Medien zusammengestellt. Sie nahmen mit ihrem Team 13 Printprodukte und vier Fernsehsender unter die Lupe – werteten deren Beiträge über Politik, Wirtschaft und Wissenschaft inhaltsanalytisch aus, führten Interviews mit RedakteurInnen und sprachen mit jungen Erwachsenen über die medialen Präsentationen.
Einige Befunde zur Politikberichterstattung 2008: Während Frauen 43 Prozent des Personals der Bundesregierung ausmachen, sind ihnen nur 30 Prozent der Beiträge gewidmet. Diese Zahl relativiert sich noch durch den „Merkel-Faktor“, denn mehr als die Hälfte aller Nennungen entfallen auf die Kanzlerin. Folglich können Journalisten und Journalistinnen nicht auf ihr professionelles Selbstverständnis verweisen, Wirklichkeit nur abzubilden, sondern sind auch verantwortlich für die Unterrepräsentanz von Politikerinnen. Sie reproduzieren einen Geschlechterdualismus, der sich auch in den – wenn auch modernisierten – medialen Präsentationen von politischem Spitzenkräften zeigt: Kanzlerin Merkel als fürsorgliche „Mutter der Nation“ und der damalige SPD-Kanzlerkandidat Steinmeier als kämpferischer „Löwe“.
Zusammen mit einer CD bietet der Band anregendes Material zur journalistischen Selbstreflexion.
Margret Lünenborg/Jutta Röser (Hrsg,):
Ungleich mächtig. Das Gendering von Führungspersonen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft in der Medienkommunikation.
Transcript Bielefeld 2012, 274 -Seiten, 26,80 €