Privatfunker im Norden

Jürgen Wiesenhöfer erneut im Betriebsrat bei radio ffn

Auf den ersten Blick wirkt Jürgen Wiesenhöfer recht unscheinbar und bescheiden. Aber wer sich mit ihm unterhält, wird schnell feststellen, dass  der engagierte Gewerkschafter sich gerne aktiv einmischt und mit Ausdauer die Belange seiner Kolleginnen und Kollegen vertritt.

Im März wurde Wiesenhöfer erneut  in den siebenköpfigen Betriebsrat bei  radio ffn (Funk und Fernsehen Nordwestdeutschland) gewählt. Dort kann er durchaus als Veteran bezeichnet werden, denn bereits kurz nach der Inbetriebnahme des Senders Anfang 1987 war er bei den ersten Betriebsratswahlen erfolgreich. Kurze Zeit später fand er über einen Kollegen auch den Weg in die IG Medien. Der habe ihn überzeugt, dass man sich als Betriebsrat auch gewerkschaftlich schulen lassen sollte. „Ich bin dann auch relativ schnell dabei gewesen, den ersten Tarifvertrag für den Privaten Rundfunk mit auszuhandeln“, berichtet Wiesenhöfer. Das war im Jahr 1991. „Inzwischen sind zwar viele Unternehmen wieder ausgestiegen, aber damals waren auch noch Sat.1 oder RTL dabei.“ Auch radio ffn ist im Jahr 2000 aus dem Tarifverband Privater Rundfunk (TPR) ausgetreten.

Akzeptanz des Betriebsrates bei den Wahlen bestätigt

Für die alten Mitarbeiter gilt der Tarifvertrag aber noch weiter, und für die neuen versucht der Betriebsrat zurzeit in Verbindung mit connexx, der Vertretung von Medienschaffenden bei den Privaten, neue Haustarifverträge anzukurbeln. „Das ist aber noch in Arbeit und schwierig, weil die Geschäftsführung keinen Grund dafür sieht,“ stellt Wiesenhöfer sachlich fest. In der Belegschaft sei der Betriebsrat dennoch sehr akzeptiert, bei der letzten Wahl hätten sich fast alle festen Mitarbeiter beteiligt. „Wenn es Konflikte gibt, wird unsere Hilfe immer wieder gerne in Anspruch genommen, zum Beispiel wegen der unterschiedlichen Bezahlung oder persönlicher Probleme im Umgang mit Vorgesetzten.“
In seinen ersten Jahren bei radio ffn war der gelernte Rundfunk- und Fernsehtechniker für die Produktion, später für die Wartung und Reparatur der Geräte sowie die Messtechnik zuständig. Aufgrund der zunehmenden Digitalisierung wurden die Techniker bei radio ffn jedoch zunächst outgesourct, später wurde dann die Hälfte erneut beim Sender eingestellt.
Wiesenhöfer hatte keine Lust, sich outsourcen zu lassen und arbeitet deshalb seitdem in der Verwaltung von ffn. Aber auch der „Papierkrieg“ mache ihm durchaus Spaß, sagt er, und die Teilzeitstelle gibt ihm mehr Freiraum für die gewerkschaftliche Arbeit, seine Frau und ihre gemeinsamen Interessen. Beim Segeln auf dem hannoverschen Maschsee holt Jürgen Wiesenhöfer sich die nötige Ruhe und Ausgeglichenheit für seine berufliche und ehrenamtliche Arbeit. Nicht weit von seiner Wohnung entfernt, hat er dort gemeinsam mit seiner Frau ein kleines Boot liegen. Im Urlaub zieht es die Beiden dann aber hinaus in die weite Welt, zum Schippern auf die Ostsee oder das Mittelmeer – in der Welt herumreisen und fotografieren sind die größten Vergnügen für den  49-Jährigen. Seit zwei Jahren ist er jetzt verheiratet. Das Ehepaar lege viel Wert auf geselliges Beisammensein mit Freunden und Bekannten, erzählt der gebürtige Hannoveraner in seiner Dachwohnung auf einer Leineinsel mit Blick über die Dächer der Stadt bis weit hinaus aufs Land.
Die Arbeit als Betriebsrat sei ihm wichtig, so Wiesenhöfer: „Weil man bei Verhandlungen bessere Regelungen erzielen kann, als wenn man auf sich alleine gestellt ist.„ Deshalb habe er jetzt auch wieder kandidiert. „Wir haben als Betriebsrat eigentlich immer ein sehr gutes Verhältnis zur Geschäftsführung gehabt, aber auch Konflikte ausgetragen, einmal bis vor dem Bundesarbeitsgericht. „In dem vom Betriebsrat schließlich gewonnenen Prozess ging es um die Arbeitszeit. Wiesenhöfer ist sich sicher, dass die Betriebsratsarbeit im Hause ffn dazu beigetragen hat, viele Abläufe positiv zu regeln. Im Laufe der Jahre habe es beispielsweise Absprachen zum Urlaub gegeben, ebenso Vereinbarungen zur EDV-Technik und zum Datenschutz. „Unser Ziel ist es zurzeit, wieder eine Struktur in das Gehaltsgefüge herein zu bringen und vor allem, die Geschäftsleitung davon zu überzeugen, wieder in den Tarifverband Privater Rundfunk einzutreten, beschreibt er die aktuelle Lage.

Mitarbeit im Tarifausschuss des privaten Rundfunks

Im Hintergrund war Wiesenhöfer auch bei der Gründung von connexx dabei. „Das Verhältnis könnte nicht besser sein. Von dort kommt gute Unterstützung, und ich habe immer mit connexx zusammengearbeitet“, erinnert er sich. Seine große Befürchtung mit Blick auf mögliche Einsparungen ist: „Wie soll es weiter gehen, falls es connexx einmal nicht mehr geben sollte?“ Wiesenhöfer sitzt auch immer noch im Tarifausschuss des privaten Rundfunks. Besonders wichtig sei es ihm, die Interessen der Mitarbeiter des privaten Rundfunks innerhalb der Gewerkschaft zu vertreten. Lange Jahre war er deshalb auch im Bundesfachgruppenvorstand der IG Medien und arbeitet jetzt in der entsprechenden Fachgruppe 8 bei ver.di mit. „Das ist wichtig, weil der Private Rundfunk doch eine kleine Sparte mit relativ eigenartigen Leuten ist, die sich von den Vertretern der Öffentlich-Rechtlichen in den Gewerkschaftsgremien unterscheiden. Deshalb werde ich auch versuchen, dabei zu bleiben.“

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