Deal um Milliarden: Murdoch verkauft Fox

Protestierende ließen im September Premierministerin May und den Medienmogul selbst vor dem Londoner Parlament "Murdochs schmutzige Wäsche" aufhängen.
Foto: Reuters/ Hannah McKay

Die Schöne und das Biest – Disney und Rupert Murdoch. Beide schenken der internationalen Medienbranche eine Elefantenhochzeit, deren langfristige Folgen noch nicht absehbar sind. Für 66 Milliarden US-Dollar verkauft Murdoch große Teile des 21st Century Fox-Imperiums an den Disney-Konzern. Murdoch will sich auf seine „Kernkompetenzen“ im Nachrichtenwesen konzentrieren, Disney der Online-Konkurrenz von Netflix und Co. an den Kragen gehen. Murdoch ist zugleich Disney-Aktionär.

Es ist der größte Deal, den Disney jemals abgeschlossen hat. Zum Vergleich: Der Verkauf des Star-Wars-Produzenten Lukasfilm kostete nur 4 Milliarden Dollar. Im Kaufpreis für 21st Century Fox sind nicht nur der Unternehmenswert von 52.4 Milliarden Dollar, sondern auch dessen Unternehmensschulden von 13.7 Milliarden Dollar enthalten.

Für Murdoch ist es eine strategische Kehrtwende. Noch vor drei Jahren versuchte er in der Unterhaltungs- und Filmbranche weiter Fuß zu fassen. Sein Versuch, sich den Time Warner Konzern inklusive des erfolgreichen Serienproduzenten HBO und des Nachrichtensenders CNN unter den Nagel zu reißen, scheiterte jedoch.

Jetzt stößt Murdoch gerade die Unterhaltungssparten ab. Disney hingegen baut seine Vormachtstellung aus. Schon jetzt gehören der Zeichentrick-Filmproduzent Pixar und die Marvel Studios mit den entsprechenden Superhelden-Franchises zum Konzernportfolio. Und doch ist bei Disney nicht nur eitel Sonnenschein. So verliert der zu Disney gehörende Sport-Bezahlsender ESPN stetig Abonnenten an Online-Streamingdienste mit On-Demand-Angeboten.

Da kommen die zu Fox gehörenden 39 Prozent Anteile am US-Streaming Service Hulu gelegen. Gelingt der Deal würde Disney insgesamt 60 Prozent der Anteile halten. Damit hätte Disney die Kontrolle über eine Plattform mit der sich ein Angriff auf Netflix starten lassen würde.

Andererseits holt sich Disney über den Kauf von Fox auch Anteile des in Europa bedeutsamen Sky-Netzwerkes ins Haus. Sky betreibt einerseits den Nachrichtensender Sky News, andererseits ein umfangreiches Netzwerk von Abo-Kanälen. Sky-Sports ist einer der international dominierenden Sportsender, während es auf anderen Kanälen Film- und Serienkanälen zu sehen gibt.

In den vergangenen Jahren hatte sich Murdoch um den Kauf der Mehrheitsanteile bei Sky bemüht. Er wollte Sky-News mit Fox-News verschmelzen, umso auch in den Fernsehnachrichten politischen Einfluss auf die britische Politik zu nehmen. Das wäre im fast gelungen. Dann flog 2011 der Abhörskandal bei der britischen Murdoch-Zeitung News of the World auf. In Zusammenarbeit mit staatlichen Behörden und toleriert von der britischen Regierung hatte das Blatt tausende, teils prominente Personen des öffentlichen Lebens illegal abgehört, um an exklusive Geschichten zu kommen.

Dossiers der Journalistengewerkschaft NUJ bezeugen eine damit korrespondierende systematische Mobbingkultur bei der Zeitung. Wer keine Geschichten liefern konnte, wurde zur Sau gemacht. In einem Fall soll eine Journalistin gezwungen worden sein, einen ganzen Tag ein „Kleid“ aus Fleischstücken zu tragen.

Firmenimperium umgeschichtet

Konzernchef Rupert Murdoch wurde strafrechtlich nicht belangt. Dafür mussten die Beschäftigten der News of the World die Krise ausbaden. Das Blatt wurde im Juli 2011 über Nacht geschlossen. Sein Firmenimperium gestaltete Murdoch daraufhin um. Unter dem Dach der „News Corp“ wurden die Zeitungen zusammengeschlossen. Darunter bekannte Titel wie das Wall Street Journal, die Londoner Tageszeitung Times, das Boulevardblatt The Sun oder auch die New York Post.

21st Century Fox wurde zum zweiten Teil des Unternehmens. Hierzu gehören Filmstudios sowie Fernseh-, Kabel-, Radio-, und Nachrichtensender. Murdoch begründete den Verkauf von 21st Century Fox an Disney mit einem „Pivot“, einer Drehung in Richtung Zeitungs- und Nachrichtenwesen. Das ist ein indirektes Zitat des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama, der während seiner Amtszeit öfters von einem „Pivot“ der US-Außenpolitik in den asiatischen Raum gesprochen hatte.

Was bedeutet dieser hier? Murdoch behält Fox News in den USA. Die Sky News Anteile scheint er Disney zu überlassen. Hier wird zu beobachten sein, ob Disney Sky übernehmen möchte. Alle unter dem Dach von News Corp vereinten Zeitungstitel bleiben im Besitz der Murdoch-Familie. Er sei immer schon hauptsächlich ein Nachrichtenmann gewesen, lies Murdoch zahlreichen internationalen Medien ausrichten.

Murdoch hat die internationale Medienlandschaft über Jahrzehnte geprägt und dabei immer ein Gespür für Chancen und Risiken neuer Technologien gezeigt. Seine Herrschaft im britischen Print-Segment begründete er auf der Zerschlagung der Drucker-Gewerkschaften bei News International, dem ursprünglichen Mutterkonzern von News of the World und The Sun. Die Zerschlagung der Gewerkschaften war nur aufgrund von Technologiesprüngen zu Beginn der 1980er Jahre möglich.

Nun scheint Murdoch das in den 1990er Jahren aufgekommene Bezahlfernsehen für überholt zu halten. Deswegen der Verkauf an Disney. Dennoch behält die Familie einen Fuß in der Tür. Während Rupert Murdoch auch weiterhin Disney-Pakete halten wird, ist sein Sohn James als Vorstandsmitglied bei Disney im Gespräch.

 

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Gemeinsame Standards für Medienfreiheit

In Brüssel wird der European Media Freedom Act (EMFA) bereits als "Beginn einer neuen Ära" zelebriert. Ziel der Verordnung ist es, die Unabhängigkeit und Vielfalt journalistischer Medien in der EU in vielfacher Hinsicht zu stärken. Doch wie er von den Mitgliedsstaaten  - vor allem dort, wo etwa die Pressefreiheit gefährdet ist wie Ungarn und der Slowakei - umgesetzt wird, zeigt sich erst im kommenden Sommer.
mehr »

Eine Stimme für afghanische Mädchen

Die iranische Filmemacherin Sarvnaz Alambeigi begleitet in ihrem Dokumentarfilm „Maydegol“ über viele Jahre eine junge Muay-Thai-Boxerin aus Afghanistan, die im Iran unter schwierigen Umständen für ein selbstbestimmtes Leben kämpft. Im Interview erzählt Alambeigi, welche Rolle das Kopftuch für den Film spielt, was sie von der jungen Generation gelernt hat und warum der Film endet, bevor Maydegol endlich gelingt, was sie sich wünscht.
mehr »

Nicaraguas bedrohte Medien

Die Diktatur des nicaraguanischen Präsidentenpaars Daniel Ortega und Rocio Murillo hat in den letzten Jahren immer mehr Journalist*innen ins Exil getrieben. Unter erschwerten Bedingungen berichten Menschen wie Lucía Pineda vom Nachrichtenkanal "100% Noticias" oder Wendy Quintero nun aus dem Ausland. Für diese Arbeit nehmen sie stellvertretend für viele andere am 26. November 2024 den Menschenrechtspreis der Friedrich-Ebert-Stiftung entgegen.
mehr »

Österreich: Gefahr für die Pressefreiheit

In Österreich ist die extrem rechte FPÖ bei den Nationalratswahlen stärkste Kraft geworden. Noch ist keine zukünftige Koalition etabliert. Luis Paulitsch erklärt im Interview, welche Entwicklungen in der österreichischen Medienlandschaft zu erwarten sind, sollten die FPÖ und ihr Spitzenkandidat Herbert Kickl an der Regierung beteiligt werden. Paulitsch ist Jurist, Zeithistoriker und Medienethiker. Von 2019 bis 2024 war er Referent des Österreichischen Presserats, dem Selbstkontrollorgan der österreichischen Printmedien;  seit 2024 bei der Datum Stiftung für Journalismus und Demokratie.
mehr »