Freie in die Gewerkschaft

Europäische Konferenz in Rotterdam

UNI MEI lud am 30. und 31. Oktober rund 60 haupt- und ehrenamtliche Gewerkschafter_innen aus 17 europäischen Ländern nach Rotterdam ein, um sich über Chancen, Hindernisse und gute Beispiele bei der Organisierung von freien Medienschaffenden auszutauschen. Seit Jahren beschäftigt sich die internationale Organisation intensiv mit den Verschiebungen auf dem Arbeitsmarkt in Richtung Freiberuflichkeit, Kurzzeitbeschäftigung und anderen Formen „atypischer“ Arbeitsverhältnisse in der Medien- und Unterhaltungsindustrie. Diese Entwicklungen sind eine immense Herausforderung für die gewerkschaftliche Arbeit, die sich traditionell auf Betriebe fokussiert.

Global aktiv, umfasst UNI MEI mehr als 100 Gewerkschaften sowie Fachverbände in über 70 Ländern und vertritt Freelancer und Vertragsarbeitnehmer_innen in den Bereichen Medien, Unterhaltung, Kunst und Sport. Gemeinsam mit ihren Schwesterorganisationen FIA, FIM and EFJ widmet sich UNIMEI nun verstärkt der Frage, wie „das volle Potenzial des Sozialen Dialogs für alle Arbeitnehmer_innen” erreicht werden kann. Auch ver.di war in Rotterdam an Bord: Der frei für Filmproduktionen arbeitende Tonangler Caspar Sachsse (s. auch S. 13) und Tina Fritsche, hauptamtlich zuständig für die dju und die FilmUnion im Bezirk Nord berichteten über Ansprache-Konzepte und Veranstaltungsformate, um freie Journalist_innen und Filmschaffende gewerkschaftlich einzubinden.

Von der Schauspiel-Gewerkschaft in der Türkei bis zu Kurierfahrenden in Frankreich – ein Beispiel, wie Gewerkschaften Kontakt zu schwer Erreichbaren bekommen, von Online-Campaigning bis zur Frage, wie sich in London soziale Bewegungen mit Arbeitskämpfen verbinden lassen – jede Einlassung öffnete neue Fenster in den Köpfen der Teilnehmer_innen.

Jetzt erreichte uns die Nachricht, dass ver.di – konkret dju und FilmUnion – einen von vier Plätzen im EU-geförderten Programm „Reaching the Full Potential of Social Dialogue for All Workers“ erhält: 2019 wird es Workshops für gewerkschaftlich engagierte freie Journalist_innen und Filmschaffende geben, die neue Wege bei der Mitgliederwerbung erkunden wollen. Wir freuen uns darauf.

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Für faire Arbeit bei Filmfestivals

„Wir müssen uns noch besser vernetzen und voneinander lernen!“, war die einhellige Meinung bei der Veranstaltung der ver.di-AG Festivalarbeit im Rahmen des  Leipziger Festivals für Dokumentar- und Animationsfilm. Die AG hatte zu einer Diskussionsrunde mit dem Titel Labour Conditions for Festival Workers: Roundtable & Fair Festival Award Launch eingeladen. Zu Gast waren internationale Teilnehmer*innen. Die Veranstaltung war auch der Startschuss zur ersten Umfragerunde des 4. Fair Festival Awards.
mehr »

Ver.di fordert Big-Tech-Regulierung

Durch die problematische Verquickung von politischer, medialer und ökonomischer Macht sind die dominierenden Online-Plattformen längst nicht mehr neutrale Mittler diverser Inhalte, sondern werden selbst zum kuratierenden Medium. Der Raum für Machtmissbrauch in Form politischer Einflussnahme oder Desinformation ist immens. Um die Resilienz unserer Demokratie vor einer autoritären Übernahme zu stärken, besteht akuter Handlungsbedarf.
mehr »

Landtage beschließen Rundfunkreform 

Der Sächsische Landtag hat heute positiv über die Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks abgestimmt. Wegen der Minderheitsregierung im Landtag Sachsen war die Mehrheitsfindung bis zuletzt ungewiss. Durch die Zustimmung aus Sachsen gilt es nun als unstrittig, dass der Reform-Staatsvertrag (7. Medienänderungsstaatsvertrag) in Kraft treten kann. Ver.di kritisiert die "Einigkeit in der falschen Sache".
mehr »

Nachrichtenkonsum fördert die Demokratie

Immer mehr Menschen konsumieren selten oder gar keine Nachrichten oder nehmen diese nur noch indirekt über soziale Medien wahr. Eine Schweizer Studie kommt nun zu dem Schluss, dass die Nachrichtennutzung direkt mit dem Wissen über aktuelle Geschehnisse zusammenhängt. Jene, die selten oder kaum journalistische Medien konsumieren, wissen deutlich weniger über politische und gesellschaftliche Themen. Das wirkt sich demokratische Prozesse aus.
mehr »