Freilassung für Journalisten von Reuters gefordert

In Handschellen wurden die beiden Reuters-Journalisten Wa Lone and Kyaw Soe Oo am 3. September in Myanmar vor Gericht gestellt.
Foto: Reuters/Myat Thu Kyaw

Journalisten von Reuters in Myanmar zu sieben Jahren Haft verurteilt

Nach über acht Monaten in Untersuchungshaft verurteilte am 3. September 2018 ein Gericht in Yangon die Journalisten Wa Lone und Kyaw Soe Oo aus Myanmar zu sieben Jahren Haft. Der Vorwurf: Wa Lone und Kyaw Soe Oo sollen angeblich gegen ein Gesetz zu Staatsgeheimnissen aus dem Jahr 1923 verstoßen haben. Doch der wahre Grund für die absurden Vorwürfe sind ihre Recherchen. Die beiden Journalisten arbeiten für die Nachrichtenagentur Reuters und hatten zum Zeitpunkt ihrer Festnahme über ein Massaker der Armee an Rohingya-­Zivilisten im Dorf Inn Din nahe der Grenze zu Bangladesch recherchiert.

Im Dezember 2017 sind Wa Lone und Kyaw Soe Oo in eine Falle gelockt worden. Sie waren einer Einladung von zwei Polizisten in ein Restaurant in der Stadt Yangon gefolgt. Dort ­gaben ihnen die Polizisten angeblich geheime Dokumente. Anschließend wurden sie festgenommen, weil sie „wichtige und geheime Regierungsdokumente“ besitzen.

Myanmar hatte mit dem 2011 begonnenen Reformprozess zunächst erhebliche Fortschritte bei der Pressefreiheit gemacht. Die während der Militärdiktatur streng zensierten Medien hatten mehr Freiheiten erhalten. Die damalige Regierung entließ Anfang 2012 neben mehreren hundert politischen Häftlingen auch 17 Journalisten aus dem Gefängnis und schaffte die Vorzensur für Zeitungen ab. Doch die neue Regierung von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi hat vor allem seit Beginn der Rohingya-Krise einen Großteil ihrer internationalen Glaubwürdigkeit in Fragen der Pressefreiheit verspielt. Journalisten, die sich der vorherrschenden Stimmungsmache gegen die muslimische Minderheit verweigern, werden von Extremisten massiv eingeschüchtert.

„Die Justiz-Farce gegen Wa Lone und Kyaw Soe Oo ist unerträglich. Wir fordern die Behörden auf, die beiden mutigen Reporter sofort und bedingungslos freizulassen. Ihr einziges angebliches Verbrechen ist unabhängiger Journalismus“, sagte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr. „Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi muss sich dafür einsetzen, dass auch über Gewalt gegen die muslimische Minderheit der Rohingya frei berichtet werden darf. Ihre Regierung muss alle Gesetze ändern, die für die Einschränkung der Pressefreiheit missbraucht werden können.“

Reporter ohen Grenzen fordert mit einer Petition die sofortige Freilassung der Journalisten

 

 

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