Mumia Abu Jamal an Corona erkrankt?

Solidaritätsbekundung für Mumia Abu Jamal 2018 am Berliner Boxhagener Platz
Foto: Christian von Polentz

Die Nachricht über die akute Bedrohung für die Gesundheit des seit 1981 inhaftieren US-Journalisten erreichte in den letzten Tagen Solidaritätsgruppen in aller Welt. Sie fürchten um das Leben des 66-Jähigen, der wegen zahlreicher Vorerkrankungen zur Risikogruppe gehört. Der Aktivist der Black-Panther-Party wurde wegen der angeblichen Ermordung eines Polizisten zum Tode verurteilt. 2011 hat ein Bundesgericht die Strafe in lebenslange Haft ohne Revisionsmöglichkeit umgewandelt.

Über Mumias Krankheitssymptome wurde zuerst auf der Homepage des Jamal Journal berichtet, einer Publikation der Solidaritätsbewegung mit dem afroamerikanischen Journalisten. In einem Telefonat hatte Mumia Abu Jamal am 26. Februar über starke Atemnot, Druck im Lungenbereich und allgemeine Schwäche geklagt. Das Gefängnispersonal habe zunächst einen Test oder eine weitere Beobachtung abgelehnt, berichtete der Inhaftierte.

Zahlreiche Unterstützer*innen fürchten schon lange um Mumias Gesundheit. Schließlich hatte er nach jahrzehntelanger Haft 2016/17 nur knapp eine Hepatitis-C Erkrankung überlebt, musste sich eine Behandlung mit einem wirksamen, teureren Medikament erkämpfen. Er leidet seither an Leberzirrhose und ist daher ein Risikopatient, für den eine Corona-Erkrankung besonders gefährlich wäre.

Alarmiert waren Solidaritätsgruppen schon vor Wochen, als bekannt wurde, dass in dem Flügel des SCI Mahanoy Gefängnisses, in dem Mumia einsitzt, fast die Hälfte der Gefangenen an Corona erkrankt ist. Die Insassen erhielten zwar Atemmasken, doch Tests oder gar eine Behandlung wurde ihnen verweigert. Deshalb erstaunt es kaum, dass sich die Gefängnisverwaltung auch im Fall Mumia so ignorant verhält.

Doch der Journalist ist weltweit als „Stimme der Unterdrückten“ bekannt, der schon in jungen Jahren für die Rechte der Afroamerikaner*innen einsetzte und bald selbst ins Visier der Polizei geriet. 1982 in einem Indizienprozess des Mordes an dem Polizisten Daniel Faulkner schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt, war es intensiven Recherchen von Jurist*innen und Solidaritätsgruppen zu danken, dass das Todesurteil aufgehoben werden musste. Doch ein erneuten Gerichtsprozess, bei dem die zahlreichen in den letzten Jahren gefundenen Entlastungsbeweise vorgelegt werden könnten, wird bis heute abgelehnt.

Auch neuerliche Hoffnungen nach einem Wechsel beim zuständigen Staatsanwalt haben sich nicht erfüllt. Nach dem Covid-Verdacht bei Mumia Abu Jamal, der auch Ehrenmitglied von ver.di Berlin-Brandenburg ist, rufen Unterstützer*innen in aller Welt dazu auf, die zuständigen Behörden mit Anrufen zu überfluten und seine Freilassung zu fordern. Die Telefonnummern dafür finden sich hier.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Quartalsbericht zur Branche liegt vor

Einen detaillierten Blick auf das Geschehen in der Medienbranche wirft der jetzt wieder vorliegende Quartalsbericht. Er speist sich aus den Auswertung von Internetseiten, Zeitungen, Fachzeitschriften, Informationsdiensten, Verbands- und Unternehmenspublikationen. Ein Merkmal des ersten Monate dieses Jahres: Viele Übernahmen und eine Werbekonjunktur. 
mehr »

Buchtipp: Sprache des Kapitalismus

Über gendersensible Sprache läuft schon seit Jahren eine hochemotionale Debatte. In Bayerns Schulen, Hochschulen und Behörden gilt seit dem 1. April sogar ein Genderverbot. Über Begrifflichkeiten wie „steigende Preise“ oder Finanzkrisen, die wie ein „Tsunami“ über uns kommen, wird dagegen weniger gestritten. Sie beherrschen längst unser Denken und Sprechen, sind in unseren Alltag eingedrungen. Wer in diesem Wirtschaftssystem sozialisiert wurde, nutzt sie automatisch, ohne weiter darüber nachzudenken.
mehr »

Von Erbsensuppe und neuen Geschichten

„Vielfalt schützen, Freiheit sichern – 40 Jahre duale Medienordnung im föderalen Deutschland“. Dies war das Thema des Symposiums, das am 23.  April in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften stattfand. Ausrichter war die Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM).  Teilnehmer waren Verantwortliche aus Medienpolitik und -wissenschaft, Rundfunkregulierung und Medienunternehmen.
mehr »

Preis für behinderte Medienschaffende

Zum zweiten Mal schreibt in diesem Jahr die gewerkschaftsnahe Otto Brenner Stiftung zwei Preise und Stipendien für Journalist*innen mit Behinderung aus. Damit soll „ein klares Signal für die Förderung von Diversität als unverzichtbaren Wert in unserer demokratischen Gesellschaft“ gesetzt werden, sagt Jupp Legrand, Geschäftsführer der Stiftung. 
mehr »