Aktion in der Kälte als Protest gegen eine Aktion sozialer Kälte: ver.di-Aktive unterstützen den Kampf der französischen Mediengewerkschaft Info’Com-CGT gegen die Callcenter-Schließung einer dortigen Immobilienplattform im Rahmen einer Übernahme durch den Axel-Springer-Konzern.
Das Objekt der Begierde, „Concept Multimédia“, ist im französischen Immobiliengeschäft aktiv. Die von dem Unternehmen betriebene, stark frequentierte Webseite logic-immo.com veröffentlicht Immobilien-Anzeigen und betreibt ein Call-Center. Vor zehn Jahren gegründet, ist es seither ein profitabler Servicebereich von Concept Multimédia, einer der drei größten Immobilienplattformen Frankreichs. Dennoch, so informieren die französischen Gewerkschafter von Info’Com-CGT, ist seit dem 21. November 2016 eine Entlassungswelle für das gesamte Call-Center im Gange. Um sich für künftige Käufer attraktiv zu machen, wollte man bei logic-immo.com Personalkosten senken und „stärker in den Marketingbereich investieren“, heißt es offiziell. Gleichzeitig diene die Schließung des Callcenters aber dazu, „gemeinsam mit allen Angestellten hier tätige besonders aktive Gewerkschafter loszuwerden“, kritisieren die französischen Kollegen.
Den personellen Kahlschlag – etliche Beschäftigte sind bereits entlassen – sieht man bei der Gewerkschaft als reines Kalkül. Da es im direkten Zusammenhang mit dem Kaufabsichten durch Springer gesehen wird, wandte sich Info’Com-CGT mit einem offenen Brief an den Berliner Konzernvorstand. ver.di-Gewerkschafter unterstützten den Protest der französischen Kollegen und übergaben das Schreiben am 11. Januar an den Konzernpersonalchef von Springer SE Alexander Schmid-Lossberg. In dem Brief wird das Verlagshaus gewarnt, mit der Übernahme der „Concept Multimedia“ unvermeidlich in den bereits laufenden sozialen Konflikt zu geraten, der von der Gewerkschaft bereits vor die zuständigen französischen Arbeitsgerichte getragen wurde. „Die zahlreichen ungerechtfertigten Entlassungen und viele weitere dubiose Machenschaften von Logic-Immo.com werden vor Gericht nicht nur schwere finanzielle Folgen, sondern auch eine erhebliche Schädigung des Öffentlichkeitsbildes zur Folge haben“, heißt es in dem vom Generalsekretär Romain Altmann mitunterzeichnetem Schreiben. Info’Com-CGT kündigt an, solange weiter zu streiten, bis die Kündigungen und die gesamte Callcenter-Schließung rückgängig gemacht seien.