Russischer Milliardär ist neuer Besitzer des Independent

LONDON. Der russische Milliardär Alexander Lebedew hat die Übernahme der finanziell angeschlagenen britischen Zeitung Independent perfekt gemacht, vermeldete am 25. März die russische Nachrichtenagentur RIA Novosti.

Sie bezieht sich auf eine Mitteilung der in Dublin ansässigen Independent News & Media. Danach soll die von Lebedew kontrollierte Firma Independent Print Limited (IPL) für Independent und Independent on Sunday symbolisch ein Pfund Sterling bezahlt haben. Laut Kaufvertrag muss der frühere Besitzer, Independent News & Media, jedoch in den nächsten zehn Monaten dem russischen Unternehmer 9,25 Millionen Pfund auszahlen. Im Gegenzug übernehme Lebedew die Schulden der Zeitung.
Im Herbst 2009 hatte Lebedew (Bild), einst Mitarbeiter des russischen Auslandsgeheimdienstes und heute einer der reichsten Russen, die Mehrheit an der Londoner Zeitung Evening Standard übernommen. Er machte die 182 Jahre alte Zeitung zu einem Gratisblatt mit einer Auflage von 610.000 Exemplaren (zuvor 255.000). Auch damals ließ sich Lebedew die Akquisition ein Pfund kosten, übernahm jedoch die finanziellen Verpflichtungen von Evening Standard.
Die Kaufgespräche zwischen Lebedew und Independent hatten seit einem Jahr angedauert und waren mehrmals unterbrochen worden, berichtet RIA Novosti. Laut Medienberichten wurde Lebedew persönlich von Premierminister Gordon Brown empfangen, der über seine Pläne in Bezug auf Independent Klarheit schaffen wollte. Davor hatten britische Parlamentsabgeordnete die Besorgnis geäußert, dass Lebedew Independent ebenso wie einst Evening Standard zu einem Gratisblatt machen und dadurch den freien Wettbewerb am Medienmarkt gefährden könnte.
Lebedew hält außerdem zusammen mit Michail Gorbatschow Anteile an der Nowaja Gaseta, einem der letzten regimekritischen Blätter Russlands.

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Österreichs Rechte greift den ORF an

Eines muss man Herbert Kickl lassen – einen Hang zu griffigen Formulierungen hat er: „Die Systemparteien und die Systemmedien gehören zusammen, das ist wie bei siamesischen Zwillingen,“ sagte der FPÖ-Spitzenkandidat auf einer Wahlkampfveranstaltung im September. „Die einen, die Politiker, lügen wie gedruckt, und die anderen drucken die Lügen. Das ist die Arbeitsteilung in diesem System“. Seinen Zuhörenden legte Kickl mit seinen Worten vor allem eins nahe: Die rechte FPÖ könne dieses dubiose System zu Fall bringen oder zumindest von schädlichen Einflüssen befreien.
mehr »

Die Entstehung des ÖRR in Deutschland

Im Jahr 1945 strahlten die deutschen Radiosender Programme der Militärregierungen aus. Zum Beispiel Norddeutschland. Dort hatte der nationalsozialistische Reichssender Hamburg am 3. Mai seine Tätigkeit eingestellt. Nur wenige Stunden später besetzten britische Soldaten das Funkhaus und schon am 4. Mai erklang eine neue Ansage: „This is Radio Hamburg, a station of the Allied Military Government.”
mehr »

KI sitzt am Redaktionstisch

Erst vor wenigen Jahren hat ein Großteil der Menschen überhaupt erfahren, was Künstliche Intelligenz (KI) in der Praxis bedeutet. Genauer gesagt: Viele Menschen haben mit ChatGPT einen ersten Eindruck davon bekommen, wie Maschinen Texte formulieren, Prüfungsaufgaben in Sekundenbruchteilen lösen oder umfangreiche Artikel in wenigen Sekunden auf wesentliche Inhalte zusammenfassen. Auch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zieht die generative KI seitdem ein.
mehr »

Faktenchecks: Metas Rechtsschwenk

Verdrehter scheint es kaum zu gehen: Vor vier Jahren, am 7. Januar 2021, sperrte Meta die Konten von Donald Trump auf Facebook und Instagram. Das war die Reaktion darauf, dass seine Anhänger, angefeuert durch seine Äußerungen, das Kapitol in Washington gestürmt hatten. Auf den Tag vier Jahre später erklärt der Meta-Konzernchef die Finanzierung der Faktencheck-Programme für null und nichtig, die vor allem Lügen und Desinformation einordnen sollten. Correctiv kritisiert den Rechtsschwenk vor dem Hintergrund der bisherigen Zusammenarbeit mit Meta.
mehr »