Standards gelten auch online

Journalisten-Kongress der UNESCO mit IJF als Partner in Lettland

„Im Online-Zeitalter müssen wir das Rad nicht neu erfinden. Die vorhandenen professionellen Standards gelten weiter“. Dieser Meinung schlossen sind alle Redner an, die im Mai in Riga über „Regulierung, Selbstregulierung und professionelle Standards“ diskutierten.


Moderator Wolfgang Mayer von der dju präzisierte: „Auch für Online-Ausgaben gilt: Nicht alles kann verwendet werden, nur weil es im Internet verfügbar ist. Pressefreiheit darf nicht dazu führen, Gerüchte zu verbreiten. Alle Informationen sind mit Sorgfalt auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen, wie es schon im Kodex des Deutschen Presserates und anderer Länder steht. Zurückhaltung ist zum Beispiel bei privaten Facebook-Einträgen geboten“.
Die Diskussion fand im Rahmen eines internationalen Kongresses statt, den die UNESCO und die lettische EU-Präsidentschaft unter dem Titel „Lasst uns den Journalismus vorantreiben“ organisierten. Die Internationale Journalisten-Föderation (IJF) richtete als Partner den genannten Kongressteil aus. Ein Fazit war: Es ist mehr Weiterbildung für Journalisten und Journalistinnen notwendig, um den Herausforderungen im digitalen Zeitalter zu begegnen und einen angemessenen Nutzen von neuen Technologien zu ziehen. Denn natürlich schaffen diese Technologien neue Recherchemöglichkeiten. Neue, digitale Wege zur Verbreitung von Informationen dürften aber keine Abkehr bedeuten von den professionellen Standards, die in allen Medien gelten. Der Persönlichkeitsschutz und das Diskriminierungsverbot gelten weiterhin. Der richtige Umgang damit müsse Gegenstand von Online-Schulungen sein.

Kampf gegen Zensur

Die Verwendung neuer Technologien und das Auftreten neuer Anbieter von Informationen, die sich nicht an die professionellen Standards halten, wird jedoch in vielen Ländern von Politikern missbraucht – nämlich um nach neuen Regelungen zur Beschränkung von Pressefreiheit zu rufen. „Das ist wie ein Virus, und dem müssen wir uns entgegen stellen“, so Wolfgang Mayer. Mogens Blicher Bjerregård, der Präsident der Europäischen Journalisten-Föderation, betonte: „Selbstregulierung ist der Schlüssel im Kampf gegen Zensur und bietet die beste Grundlage für Demokratie und Meinungsfreiheit“. Journalisten und Journalistinnen hätten nur gegenüber den Bürgern Verantwortung, nicht gegenüber den Politikern.
Anda Rozukalne, die Vorsitzende des lettischen Journalisten-Verbandes, forderte Transparenz in der Frage, wem Medien gehören. Im Übrigen werde gerade in den baltischen Staaten deutlich, dass jenseits der nationalen Grenzen manche der Standards nicht eingehalten würden und Online-Medien Propagandazwecken dienten.

 wm

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Eine Stimme für afghanische Mädchen

Die iranische Filmemacherin Sarvnaz Alambeigi begleitet in ihrem Dokumentarfilm „Maydegol“ über viele Jahre eine junge Muay-Thai-Boxerin aus Afghanistan, die im Iran unter schwierigen Umständen für ein selbstbestimmtes Leben kämpft. Im Interview erzählt Alambeigi, welche Rolle das Kopftuch für den Film spielt, was sie von der jungen Generation gelernt hat und warum der Film endet, bevor Maydegol endlich gelingt, was sie sich wünscht.
mehr »

Klimaprotest erreicht Abendprogramm

Am 20. August 2018, setzte sich die damals 15jährige Greta Thunberg mit dem Schild “Skolstrejk för Klimatet“ vor das Parlament in Stockholm. Das war die Geburtsstunde von Fridays for Future (FFF) – einer Bewegung, die nach ersten Medienberichten international schnell anwuchs. Drei Jahre zuvor hatte sich die Staatengemeinschaft auf der Pariser Klimakonferenz (COP 21) völkerrechtlich verbindlich darauf geeinigt, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.
mehr »

Nicaraguas bedrohte Medien

Die Diktatur des nicaraguanischen Präsidentenpaars Daniel Ortega und Rocio Murillo hat in den letzten Jahren immer mehr Journalist*innen ins Exil getrieben. Unter erschwerten Bedingungen berichten Menschen wie Lucía Pineda vom Nachrichtenkanal "100% Noticias" oder Wendy Quintero nun aus dem Ausland. Für diese Arbeit nehmen sie stellvertretend für viele andere am 26. November 2024 den Menschenrechtspreis der Friedrich-Ebert-Stiftung entgegen.
mehr »

Österreich: Gefahr für die Pressefreiheit

In Österreich ist die extrem rechte FPÖ bei den Nationalratswahlen stärkste Kraft geworden. Noch ist keine zukünftige Koalition etabliert. Luis Paulitsch erklärt im Interview, welche Entwicklungen in der österreichischen Medienlandschaft zu erwarten sind, sollten die FPÖ und ihr Spitzenkandidat Herbert Kickl an der Regierung beteiligt werden. Paulitsch ist Jurist, Zeithistoriker und Medienethiker. Von 2019 bis 2024 war er Referent des Österreichischen Presserats, dem Selbstkontrollorgan der österreichischen Printmedien;  seit 2024 bei der Datum Stiftung für Journalismus und Demokratie.
mehr »