Der Rundfunkbeitrag muss steigen

Die KEF hat für die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten erneut einen Beitragsüberschuss errechnet. Die ARD reagiert mit Unverständnis. Dabei geht in der Debatte eine wichtige Botschaft der Kommission unter: Für die Zukunft ist eine Beitragserhöhung wahrscheinlich. Richtig so!  

Frank Werneke, stellvertretender ver.di-Vorsitzender und Bundesfachbereichsleiter Medien, Kunst und Industrie
Foto: Mathias Turm

Die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten (KEF) sorgt erneut für Diskussionen. In ihrem frisch veröffentlichten 21. Bericht sieht sie gewaltige finanzielle Überschüsse bei den Sendern. Mit anderen Worten: In den Anstalten sei mehr Geld da als angenommen. Die Gegenwehr folgte prompt: BR-Intendant und ARD-Vorsitzender Ulrich Wilhelm sprach von „erheblichen Auffassungsunterschieden“. Die Annahmen der KEF seien nicht nachzuvollziehen.

Dass die Kommission die Sender finanziell streng unter die Lupe nimmt, entspricht zunächst einmal ihrem Auftrag. Klar ist aber auch: Über die Finanzausstattung wird auch Politik gemacht, denn das Geld entscheidet über das Programm. An der Bewertung der Finanzsituation der Rundfunkanstalten entzündet sich deshalb regelmäßig Streit. Zuletzt erst hat die Vorsitzende des NDR-Verwaltungsrates Dagmar Gräfin Kerssenbrock der Kommission Einmischung ins Programm vorgeworfen.

17,50 Euro pro Monat zahlt jeder Haushalt derzeit für die Angebote von ARD, ZDF und Deutschlandradio. Es war aber schon einmal mehr: Bis 2015 waren es fast 18 Euro. Die Beitragszahlerinnen und Beitragszahler freut es sicher – wer will schon unnötig mehr zahlen? Für die Sender zählt jedoch jeder Cent. Denn Programm und Mitarbeitende kosten Geld. Unabhängig von der aktuellen Debatte ist deshalb der langfristige Blick entscheidend: Wie hoch fällt der Rundfunkbeitrag ab 2021 aus, wenn die neue Beitragsperiode beginnt? Wird die KEF den Anstalten dann nach Jahren wieder eine Erhöhung zugestehen?

Die ver.di-Position hierzu ist eindeutig: Wer einen starken öffentlich-rechtlichen Rundfunk will, der seinen Programmauftrag umfassend erfüllt, muss ihn ausreichend finanzieren. Geschieht das nicht, wird es zwangsläufig zu Einschnitten im Programm kommen. Schon jetzt arbeiten die Kolleginnen und Kollegen in den Sendern unter enormem Druck. Flächendeckender Stellenabbau und die Auslagerung von immer mehr Tätigkeiten in freie Mitarbeit sind gang und gäbe. Gleichzeitig sollen immer neue Aufgaben gestemmt werden, vor allem im Onlinebereich. Zukunftsprojekte wie das junge Angebot „funk“ sind dabei viel zu dünn finanziert.

Eine Äußerung des KEF-Vorsitzenden im Rahmen der Vorstellung des KEF-Berichts könnte daher ein Lichtblick sein: Heinz Fischer-Heidlberger wolle zwar keine Prognose abgeben, mit Blick auf die Gesamtsituation sehe er aber nicht, „wie man ohne eine Beitragserhöhung auskommen soll.“

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Wie ähnlich ist presseähnlich?

Der Intendant des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), Ralf Ludwig, erwartet, dass es für die öffentlich-rechtlichen Sender künftig schwerer werde, insbesondere jüngere Zielgruppen online zu erreichen. Grund dafür sei die „Schärfung des sogenannten Verbots der Presseähnlichkeit“, sagte Ludwig Ende Mai im Medienausschuss des sächsischen Landtags.
mehr »

ARD-Nachrichtentag: Mehr Transparenz

Nachrichten sind das Herz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Sie sollen gut recherchiert und aufbereitet sein, sollen verständlich Ereignisse vermitteln und einordnen. Beim ARD-Nachrichtentag am 5. Juni gab es einen offenen Einblick, wie das eigentlich geschieht. Teilnehmende bekommen Einblicke in den journalistischen Alltag und erfahren den Wert unabhängiger Nachrichten in Hörfunk, Fernsehen und Social Media.
mehr »

Was tun gegen defekte Debatten

Das Land steckt in der Krise und mit ihm die Diskussionskultur. Themen wie Krieg und Pandemie, Migration und Rechtsextremismus polarisieren die politische Öffentlichkeit. In ihrem Buch „Defekte Debatten: Warum wir als Gesellschaft besser streiten müssen“ suchen Julia Reuschenbach, Politikwissenschaftlerin an der FU Berlin und Korbinian Frenzel, Journalist und Redaktionsleiter Prime Time bei Deutschlandfunk Kultur, nach Auswegen aus der diskursiven Sackgasse.
mehr »

Breiter Protest gegen Radiokürzungen

Als die Bundesländer im vergangenen September Reformvorschläge für ARD, ZDF und Deutschlandfunk vorgelegt haben, war klar: Diese beinhalten starke Kürzungen. Die ARD-Häuser müssen im Auftrag der Politik über die Verringerung von Radiowellen entscheiden. Die Anzahl der regionalen Hörfunkprogramme in der ARD soll demnach von rund 70 Wellen auf 53 sinken. Dagegen regt sich breiter Protest.
mehr »