dju fordert bessere Bezahlung

Hessischer Landtag setzt sich für Qualitätsjournalismus ein

Der hessische Landtag fasste im November einen Beschluss zur Stärkung von Qualitätsjournalismus. Dabei geht es auch um die Förderung neuer Printprodukte durch die landeseigene Bank für Wirtschaftsförderung und Infrastruktur (WI Bank). Ein Runder Tisch wurde angeboten, um mit Verlegern, Journalisten und deren Gewerkschaften angesichts der wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Zeitungen Lösungen zu finden.

Joachim Legatis, Mitglied im dju-Bundesvorstand und Sprecher des dju-Landesvorstandes Hessen Foto: Murat Tueremis

Dem fraktionsübergreifenden Antrag der Regierungsparteien CDU/Grüne und der SPD hatte auch die Linke zugestimmt, sah aber die prekäre Situation vor allem freier Journalistinnen und Journalisten nur unzureichend berücksichtigt. Nur die FDP stimmte dagegen.

Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di Hessen begrüßt den Beschluss. Sie schließe sich uneingeschränkt der Einschätzung des Landtags an, dass insbesondere durch Personalabbau und den Ausstieg der Zeitungsverleger aus der Tarifbindung sowie durch schlechte Bezahlung freier Journalistinnen und Journalisten die Bedingungen für eine gute Berichterstattung deutlich schlechter geworden seien, sagte Joachim Legatis, Sprecher des dju-Landesvorstandes. „Wir müssen feststellen, dass viele Verleger ihre publizistische Verantwortung nur unzureichend wahrnehmen und damit Einschränkungen der Pressefreiheit billigend in Kauf nehmen.”
Der Landtag erkenne an, dass die Branche unter Druck stehe – „ein Druck, der ungemildert auf die schreibenden und fotografierenden Kolleginnen und Kollegen abgeladen wird”, so Legatis. Trotz oftmals auskömmlicher Einnahmen strichen Zeitungsverlage Stellen, kürzten Gehälter und stellten junge Journalisten zu Gehältern knapp über dem Mindestlohn an. Freie Journalistinnen und Journalisten erreichten mit ihren Zeilenhonoraren oft nicht einmal den Mindestlohn. Die Zeitungsverleger seien offenkundig nicht mehr an journalistischer Qualität interessiert. „Viele Zeitungsverlage werden inzwischen rein betriebswirtschaftlich geführt und optimiert. Dann sollte aber auch das Branchenprivileg „Tendenzschutz” gestrichen werden, das die Mitbestimmung der Betriebsräte in Zeitungsverlagen stark beschneidet”, fordert der dju-Sprecher. Dies müsste zumindest für die Verlage gelten, die sich zusätzlich auch noch der Tarifbindung entziehen. Die dju beteilige sich gern an einem Runden Tisch, um mit Politik und Verlegern zukunftsfähige Lösungen für eine vielfältige Medienlandschaft in Hessen zu erarbeiten. Dies setze jedoch die Einsicht der Verleger voraus, dass gute Arbeit auch gut bezahlt werden müsse.

wen/PM

Weitere aktuelle Beiträge

Digitalabgabe könnte Schieflage ausgleichen

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) begrüßt die vom Staatsminister Wolfram Weimer geäußerten Pläne für eine Digitalabgabe, die Big-Tech-Unternehmen mit digitalen Plattformdiensten in Deutschland zu entrichten hätten. Wie unter anderem der Spiegel berichtet, überlegt die Bundesregierung, eine Digitalabgabe einzuführen. Diese könnte Unternehmen wie Google und Meta dazu verpflichten, einen festen Prozentsatz ihrer Werbeeinnahmen abzuführen.
mehr »

Gleichstellungsbeauftragte im ÖRR stärken

Das Bekenntnis zur Gleichstellung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zeigt sich unter anderem im Vorhandensein von Gleichstellungsbeauftragten. Grundlage ist die jeweils entsprechende gesetzliche Regelung der Bundesländer, in denen die Sender angesiedelt sind. Gleichstellungsbeauftragte sollen nach dem Bundesgleichstellungsgesetz (BGleiG), die Beschäftigten vor Benachteiligungen aufgrund ihres Geschlechtes zu schützen und das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz durchzusetzen.
mehr »

Die ganz große Verweigerung

Der  öffentlich-rechtliche Rundfunk war schon immer Hassobjekt der Rechten. Auf politischer Ebene wollen sie ihn abschaffen, am Stammtisch wird gegen ARD und ZDF gehetzt. In Sozialen Medien oder in Chatgruppen geht es richtig zur Sache. Dort treffen sich sogenannte Rundfunkverweigerer. Ralf Hohlfeld und Vivian Stamer beschäftigen sich an der Uni Passau mit den Bereichen Journalistik und Strategische Kommunikation. Für ihre Studie haben sich die beiden auf die Suche nach sogenannten Rundfunkverweigerern gemacht.
mehr »

Eine Medienplattform für Europa

Für ARD und ZDF war es eine richtungsweisende Entscheidung, als sie vor einem Jahr mitteilten, ihre Mediathek-Software gemeinsam entwickeln zu wollen. Mit im Boot ist inzwischen auch das Deutschlandradio. Unter dem Projektnamen „Streaming OS“ laufen die Arbeiten. OS steht für „Operating System“, aber auch für „Open Source“. Die öffentlich-rechtlichen Sender wollen wichtige technische Bausteine für ihre Streaming-Aktivitäten auch anderen Anbietern und Organisationen frei zugänglich machen. Eine europäische Ausrichtung haben sie ebenso im Blick.
mehr »