ZDF und Filmproduzenten unterzeichneten Papier für Auftragsproduktionen
Fair und auf Augenhöhe wollen sich ZDF und die Produzenten von Fernsehfilmen bei der Finanzierung und Abrechnung von Auftragsproduktionen künftig begegnen.
Die Kalkulationen sollen die wahren Kosten widerspiegeln, Bürgschaftskosten werden anerkannt, die zugesagten Mittel werden im Laufe einer Produktion früher fließen, was die Liquidität der Produzenten erhöht. So sieht es das Eckpunktepapier vor, das vom Zweiten und der Allianz Deutscher Film- und Fernsehproduzenten am 28. September unterzeichnet wurde.
Mit der Vereinbarung werden auch die zwischen ver.di und der Produzentenallianz geschlossenen Tarifverträge sowie die Vorgaben von Sozial- und Rentenversicherungen für die Absicherung von Schauspielern und Crews als Kalkulationsgrundlage anerkannt. Ein wichtiger Punkt, dessen Weiterreichen an die Beschäftigten ver.di anmahnt. Schließlich habe die Allianz, im Gegensatz zu ihrer Vorgängerinstitutionen, auch viele nicht tarifgebundene Unternehmen. „Sie können zukünftig gegenüber Sendern mit Tarifstandards kalkulieren, müssen diese den Filmschaffenden aber nicht gewähren. Immer wieder sind uns Fälle bekannt geworden, in denen das Zeitkonto nicht geführt wurde. Oder wir erfahren von Verträgen, die pauschalierte und damit untertarifliche Gagen vorsehen. Im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, in dem Gebührengelder ausgegeben werden, muss aber nach Tarif bezahlt werden“, erklärte der stellvertretende ver.di-Vorsitzende Frank Werneke.
Die Gewerkschaftsmitglieder und ihre Kollegen würden durch solche Vertragsangebote in eine schwierige Situation gebracht, in der ihnen die Gewerkschaft beiseite steht, so ver.di-Tarifsekretär Matthias von Fintel. Sie wollen und müssen arbeiten, aber sind mit den Konditionen nicht zufrieden. Dass Budgets heute oftmals so kalkuliert werden, dass Tarife nur schwer einzuhalten sind, dürfe nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden. Wenn eine Produktion unterfinanziert sei, müsse sie auch billig aussehen und dürfe nicht durch das Engagement der Mitarbeiter auf Hochglanz poliert werden. Die Budgets werden unter dem Druck fallender Gebühreneinnahmen nicht üppiger, räumt ZDF-Programmchef Thomas Bellut auf Nachfrage ein. Lücken sollen künftig ausgeglichen werden, in dem das hundertprozentige Buy-Out eingeschränkt wird und der Produzent Rechte – etwa für DVD-Auswertung oder das Ausland – erhält. Generelle Regelungen hierzu gibt es nicht. Für jede Produktion muss das Paket extra ausgehandelt werden.
Gemeinsam wollen die Mainzer und die Produzenten eine Video-on-Demand-Plattform aufbauen, die starten soll, wenn genügend Programm vorhanden ist. Langfristig wird sie die DVD ersetzen. „Für uns ist das eine komfortable Situation, denn wir können leichter als bei privaten Anbietern kontrollieren, was an Einnahmen erzielt wird“, denkt von Fintel.
Auch für die derzeit laufenden Tarifverhandlungen mit der Produzenten-Allianz zu Erlösbeteiligungen für Filmurheber und ausübende Künstler und zu Schauspieler-Gagen erhofft sich ver.di von dem Eckpunktepapier Rückenwind, da es diese neuartigen Regelungen für Filmschaffende ausdrücklich vorsieht.
Die ARD hatte sich bereits Ende 2009 mit der Allianz auf ein gleichartiges Grundsatzpapier zu den Terms-of-Trade verständigt. Damit sind rund 70% der Auftragsproduktionen des deutschen Fernsehens abgedeckt. Mit den privaten Sendern hofft die Allianz auf den baldigen Abschluss ähnlicher Vereinbarungen.