Linke Medienakademie – Zeichen setzen, klug Medien machen
Vom 10. bis 14. März 2010 findet die 7. Akademie für Journalismus, Bürgermedien, Öffentlichkeitsarbeit & Medienkompetenz statt. Die Linke Medienakademie (LiMA) ist ein Gegenentwurf zu geschlossenen Kreisen und eingefahrenen Wegen. „M“ sprach mit einem Initiator des Projektes, Christoph Nitz.
M | Die 7. Medienakademie in Folge. Das klingt entweder nach gewaltigem Durchhaltevermögen oder nach großem Erfolg?
CHRISTOPH NITZ | Beides stimmt. Wir haben 2002 mit zwölf Teilnehmern und zwei Teamern angefangen. Von einem Medienkongress konnte da noch nicht die Rede sein. Im vergangenen Jahr kamen rund 650 Teilnehmer, 130 Referenten gaben ihr Wissen weiter, 130 verschiedene Angebote konnten genutzt werden. Wir sind in sieben Jahren zu einem der größten Medienkongresse Deutschlands geworden. Und – jetzt komme ich zum Durchhaltevermögen – die Organisatoren arbeiten noch immer und weiterhin ehrenamtlich.
M | In diesem Jahr sollen es rund 750 Teilnehmer werden, organisiert und geplant wird das ganze Jahr über, drei Monate herrscht Hochdruck – wie geht das ehrenamtlich?
NITZ | Viele kluge Köpfe, viele Schultern, auf die sich Lasten verteilen lassen, Enthusiasmus. Anders können rund 80 Wochenstunden in den drei letzten Vorbereitungsmonaten nicht geleistet werden.
M | Was ist das Wichtigste, das Besondere an der LiMA?
NITZ | Ganz sicher die Offenheit und der Netzwerkgedanke. Debattieren, vernetzen, weiterbilden – das ist die Kernidee der LiMA. Wir wollen Menschen, die sich politisch im Sinne von Willy Brandt links von Union und FDP sehen, journalistisches Rüstzeug an die Hand geben. Sie sollen gut und klug Betriebszeitungen machen, genauso wie Partei- und Lokalzeitungen. Sie können sich mit unserer Hilfe im Online-Journalismus üben, etwas über modernes Zeitungslayout oder Öffentlichkeitsarbeit lernen. Wir bieten Kurse in allen Mediengattungen, Vorträge und Diskussionen zu streitbaren wichtigen Themen.
M | Welche Themen werden das in diesem Jahr sein?
NITZ | Wir wollen uns weiterhin wichtigen Querschnittsaufgaben linker Medienmacherinnen und -macher widmen: Gender in den Medien, Kampf gegen Rechts und für Migration. Da gibt es Defizite, das findet in der Medienlandschaft zu wenig und zu einseitig statt. Hier ist ein anderer Blick notwendig. Medienarbeit gegen Rechts muss täglich passieren, nicht nur, wenn mal gerade wieder etwas passiert ist.
M | Du hast ein Lieblingskind bei der diesjährigen Medienakademie?
NITZ | Ja, das LiMAunion camp am 11. März. Man könnte es mit dem etwas sperrigen Wort Zielgruppenkonferenz umschreiben. Das union camp wendet sich an die Macherinnen und Macher von Betriebszeitungen, an Betriebsräte und Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter. Professionelle Medien- und Öffentlichkeitsarbeit ist extrem wichtig, um die Interessen von Arbeitnehmerinnen und -nehmern offensiv und erfolgreich zu vertreten. Gerade in Arbeitskämpfen ist eine funktionierende, professionelle, medienwirksame interne und externe Kommunikation Gold wert. Im LiMAunion camp wird sehr praxisnahes, unmittelbar anwendbares Wissen vermittelt. Wie organisiere ich Kampagnen, wie gestalte ich eine gute Pressearbeit, wie vermittele ich Standpunkte transparent und nachvollziehbar? Ich bin sicher, das union camp schafft Mehrwert, wird interessant und Spaß wird es auch machen. Übrigens bieten wir für ver.di-Mitglieder vergünstigte Teilnahmegebühren.
M | Wie das?
NITZ | Die ver.di-Zeitschriften „publik“, „M Menschen Machen Medien“, „Druck und Papier“ sowie „Kunst und Kultur“ sind unsere Medienpartner. Wir freuen uns über diese Partnerschaft. Sie kommt unserem Netzwerkgedanken und Bildungsanspruch entgegen.
M | Inzwischen könnt Ihr ja mit prominenten Akteurinnen und Akteuren aufwarten. Die LiMA ist ein anerkanntes Projekt. Schärft oder verwässert dies das Profil der Veranstaltung?
NITZ | Wir können mit guten Namen aufwarten, mit Menschen aus Medien, Politik und Gewerkschaften, die etwas weiterzugeben, zu vermitteln haben. Dazu gehören Gregor Gysi, Ulrich Stoll, Peter Linden, Gerhard Seyfried, Jakob Augstein, Thomas Leif, Ines Pohl, Tina Groll, Gabriele Hooffacker. Deren jeweiliger Hintergrund ist so unterschiedlich, wie wir offen sind. Das schärft unser Profil als Projekt, das ich als undogmatisch links beschreiben würde, und das darauf zielt, das Potenzial von Gegenöffentlichkeit zu stärken.
Und ja, wir sind gewachsen. Wir haben als Weiterbildungsveranstaltung der PDS angefangen. Heute sind wir ein gemeinnütziger, parteienunabhängiger Verein. Wir bieten das ganze Jahr über Seminare und Workshops an, wir wollen uns in den nächsten Jahren auch regional aufstellen, planen eine Herbst-LiMA in NRW, wollen neue Leute für unseren Beirat gewinnen und natürlich wollen wir mehr Geld, um unsere Angebote zu erweitern.
M | Eine linke Medienakademie in einem Land, das nicht über allzu viele linke Medien verfügt. Ist das nicht vergebliche Liebesmüh?
NITZ | Unsere Erfahrung ist, dass viele Medienmacherinnen und -macher, darunter besonders viele junge, sich links verorten. Uns geht es darum, ihnen den Rücken zu stärken, sie zu ermuntern, wichtige Themen zu besetzen, sich zu vernetzen, den Mut nicht zu verlieren, voneinander zu lernen, sich zu qualifizieren, besser zu werden als die anderen.
Das Gespräch führte Kathrin Gerlof
Angebot für ver.di-Mitglieder
ver.di-Mitglieder kostet die Teilnahme am Medienkongress LiMA nur 25 Euro anstatt 75 Euro. Auf der Internetseite http://www.lima-akademie.de/ kann man bei „Tickets LiMA2010“ den Aktionscode verdi_LiMA2010 eingeben und erhält dann Zugriff auf die ver.di-Tickets.