Goldenes und silbernes Jubiläum bei ddp/ADN

Ein Doppeljubiläum gab es jüngst bei ddp/ADN. Der Allgemeine Deutsche Nachrichtendienst war am 10. Oktober 1946 in Berlin als erste deutsche Agentur nach 1945 mit sowjetischer Lizenz gegründet worden.

Anfangs GmbH, war ADN von 1953 bis 1990 die staatliche Nachrichtenagentur der DDR. Abermals GmbH, fusionierte diese 1992 mit dem Deutschen Depeschen Dienst, dem vor 25 Jahren gegründeten Nachfolger des deutschen UPI-Dienstes.

Wolf E. Schneider, der geschäftsführende Gesellschafter von ddp/ADN und zuvor langjähriger Reuters-Mann, sprach aus Anlaß des Jubiläums von einer „Ost-West-Ehe mit Perspektive“. Nach einem Tiefpunkt im Jahre 1992 habe man sich finanziell konsolidiert und betreibe kontinuierlich den Ausbau der Berichterstattung, sagte er aus Anlaß des Jubiläums vor der Presse.

Die Anzahl der festangestellten Mitarbeiter, die 1989 bei ADN 1341 ausmachte, beträgt heute 80, davon 73 Journalisten – die „unterste Grenze“ (Schneider): hinzu kommen rund 100 Freie. Nur „große Kooperationsbereitschaft“ der Mitarbeiter (sprich Verzicht auf tarifliche Bezahlung) habe ddp/ADN gerettet. Da man sich in Richtung auf schwarze Zahlen bewege, erhoffe man eine Verbesserung der Einkommensmöglichkeiten. Die Kundenzahl betrage derzeit 150, jeweils zur Hälfte Medien und zur Hälfte Ostdeutsche Bezieher (wobei in der Alt-BRD Parteien, Unternehmen usw. gegenüber Medien überwiegen).

Schwerpunkte im Angebot sind Landesdienste aus Berlin und den neuen Bundesländern, Wirtschaft, ein Regionaldienst Ost sowie Spartendienste, darunter (neu) Jugend. Die Agentur orientiert sich auch auf Verbreitung über die „neuen Medien“. Sport- und Auslandsdienst wurden aus Sparzwängen eingestellt. Schneider nannte es traurig, daß die Bildabteilung 1992 „nicht in unseren Händen blieb“ (die Treuhand übertrug ADN-Zentralbild der dpa und das Fotoarchiv mit den historischen Scherl-Beständen dem Bundesarchiv). Im Maße der wirtschaftlichen Erholung sind wieder eine eigene Bildberichterstattung und Büros in wichtigen Hauptstädten angedacht. Zur Zeit hat ddp/ ADN einschließlich Berlin und Bonn 26 Büros, überwiegend in Ostdeutschland und nur eines im Ausland (Prag).

Als Plus im gelungenen Vereinigungsprozeß der Agentur nannte Schneider neben der spezifischen ddp-Tradition funkgerechter Aufarbeitung von Nachrichtenmaterial ausdrücklich die 50jährige journalistische Erfahrung des alten ADN, der „in dem Ruf stand, sehr qualifizierte Ausbildung und sehr gutes Handwerk zu vermitteln“. Wie die beiden Chefredakteure Wolfgang Much (Berlin) und Jörg Säuberlich (Bonn) hinzufügten, hätten sich die unterschiedlichen Erfahrungen der Journalisten nicht als Hindernis, sondern als äußerst fruchtbar für die Berichterstattung über die zentralen Themen im vereinten Deutschland erwiesen. Auch internationale Agenturen beginnen speziell für den Wirtschaftsdienst von ddp/ADN Interesse zu zeigen, teilte Geschäftsführer Schneider mit.


 

Weitere aktuelle Beiträge

Proteste bei TiKTok in Berlin

Rund 150 Beschäftigten der Trust and Safety-Abteilung (Content-Moderation) von TiKTok und einem Teil der Beschäftigten aus dem Bereich TikTok-Live (rund 15 Beschäftigte) in Berlin droht die Kündigung. Das  chinesische Unternehmen plant die Content-Moderation künftig verstärkt durch Large-Language-Models (Künstliche Intelligenz) ausführen zu lassen und die Arbeit an andere Dienstleister auszulagern. Dagegen protestierten heute vor der TikTok-Zentrale in Berlin Beschäftigte und Unterstützer*innen.
mehr »

Für ein digitales Ökosystem

Markus Beckedahl, Journalist und Gründer des Online-Portals www.netzpolitik.org, erkennt  im System des öffentlich-rechtlichen Rundfunk den Ort, wo alternative digitale Infrastrukturen gut entwickelt werden können. Ungarn und Polen haben es vor Jahren gezeigt, die USA erleben es gerade aktuell und die Welt scheint dabei zuzuschauen: Die Aushebelung demokratischer Strukturen durch gewählte Regierungen.
mehr »

Rechte Influencerinnen im Netz

Rechtextremismus und rechte Parolen verbinden viele Menschen automatisch mit testosterongesteuerten weißen Männern. Diese Zielgruppe füttert AfD-Politiker Maximilian Krah mit simplen Parolen wie: „Echte Männer sind rechts.“ Das kommt an bei Menschen, die im Laufe der Zeit irgendwann beim „Gestern“ stecken geblieben sind. Inzwischen verfangen solche rechten Klischees auch bei Frauen. Vor allem im Internet.
mehr »

KI macht Druck auf Suchmaschinen

Die Künstliche Intelligenz frisst den Traffic: Das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) meldet massive Einbrüche bei der Suchmaschinen-Nutzung aufgrund von Chatbots bei Google oder ChatGBT. Weil viele Nutzer*innen sich mit den Zusammenfassungen von KI zufrieden geben, klicken sie nicht mehr weiter zu den Websites, von denen die Informationen bezogen werden.
mehr »