Gespräche zwischen AG Dokumentarfilm und ARD auf Eis gelegt
Nach monatelangen Verhandlungen um bessere Rahmenbedingungen für die Dokumentarfilmproduktion im Deutschen Fernsehen sind die Gespräche zwischen der Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm (AG DOK) und Vertretern der ARD jetzt ergebnislos abgebrochen worden. Ziel der Gespräche sollte die Vereinbarung fairer Vertragsbedingungen in einem Programm-Bereich sein, der zwar im Mittelpunkt des öffentlich-rechtlichen Programmauftrags steht, der aber von den Sendern finanziell ausgetrocknet und vernachlässigt wird. Die neugegründete Sektion Dokumentation in der Allianz Deutscher Produzenten bedauert das Scheitern der Verhandlungen, wird aber sowohl mit der AG DOK als auch mit der ARD das Gespräch suchen, um den Faden wieder aufzunehmen.
Die Mittel für unabhängige Dokumentarfilmproduktionen stagnieren seit Jahren ohne Inflationsausgleich auf unterstem Niveau. Während Talkmaster Günter Jauch der ARD eine Viertel Millionen Euro pro Sendung wert ist, müssen zeit- und arbeitsintensive dokumentarische Programme mit einem Bruchteil dieses Betrages zurechtkommen. „Wir Dokumentarfilmer sind diejenigen Beschäftigten, die im ganzen Mediensektor am miserabelsten bezahlt werden. Es muss sich substanziell etwas ändern, sonst wird ein großer Teil der Firmen, die davon leben, dokumentarisches zu liefern, aufgeben müssen“, sagte der AG DOK-Vorsitzender Thomas Frickel.
Nicht zuletzt deshalb hatten die Bundesländer bereits 2008 in einer Protokollnotiz zum 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag gefordert, die Sender müssten Urhebern und freien Produzenten „ausgewogene Vertragsbedingungen und eine faire Aufteilung der Verwertungsrechte“ gewähren. „Wenn aber trotz monatelanger Verhandlungen für so genannte voll finanzierte Auftragsproduktionen noch nicht einmal die tatsächlichen Produktionskosten anerkannt werden, dann ist das weder fair noch ausgewogen“, so Frickel weiter. Einer entsprechenden Modellrechnung der Produzentenseite hat die ARD übrigens nicht widersprochen.
Transparenz bei Finanzierung gefordert
Auch die neu gegründete Sektion Dokumentation der Produzenten-Allianz, aus deren Umfeld einige Produzenten an den sechs Verhandlungsrunden teilnahmen, fand harte Worte für den öffentlich-rechtlichen Verhandlungspartner: „Die ARD verkennt offenbar den Stellenwert der Kreativität für das Programm“, sagte Dagmar Biller, die Vorsitzende des Sektionsvorstands. „Die Einführung eines Produzentenhonorars wäre ein wichtiger Schritt für die Konsolidierung der dokumentarischen Produktionslandschaft.“ Denn es steht viel auf dem Spiel: Es geht um die Absicherung von Kreativen, die mit ihren Filmen eine entscheidende Säule des öffentlich-rechtlichen Rundfunks darstellen. Hochwertige Dokumentationen im deutschen Fernsehen kann es nur mit einer kreativen und wirtschaftlich gesunden Produktionslandschaft geben. Dazu bedarf es – neben der von der AG DOK angestrebten Kalkulationsrealität – einer Wertschöpfungskette bei den Produzenten durch Rechteverbleib, einer politischen Mittelstandsförderung sowie Transparenz bei der Vergabe von Gebührengeldern. Die Erfüllung dieser Forderungen scheint jedoch nicht einmal ansatzweise möglich zu sein.