Mangelhafter Quellenschutz in der EU

Der Sitz der EU-Kommission in Brüssel. Foto: 123rf

Die EU-Kommission hat bereits im vergangenen Jahr einen Vorschlag für den European Media Freedom Act (EMFA) vorgelegt. Neben der redaktionellen Unabhängigkeit soll das Gesetz auch den Quellenschutz und das Redaktionsgeheimnis regeln. Doch dabei bleibt es vage. Ein Medienbündnis, zu dem auch die dju in ver.di gehört, kritisiert nun in einem Positionspapier die unzureichenden Schutzmechanismen und fordert gesetzliche Nachbesserungen.

Ziel des EMFA ist der europaweite Schutz der Medienfreiheit und des Medienpluralismus. Der Schutz journalistischer Quellen soll vereinheitlicht und weiter gestärkt werden. So ist es in den Entwürfen auch vorgesehen. Das Bündnis aus Gewerkschaften, Sendern und Medienvertretungen kritisiert jedoch, dass weder der Entwurf der Kommission vom 16. September 2022 noch der jüngste Entwurf des Rats vom 11. April 2023 diesen Ansprüchen genügten. Vielmehr seien sie in wesentlichen Teilen unklar und fielen teils deutlich hinter das bestehende deutsche Schutzniveau und das der Europäische Menschenrechtskonvention zurück.

Für einheitlichen Quellenschutz

Auch wenn es national striktere Regelungen geben kann, reicht das kaum aus. Gerade internationale Kooperationen von Medien und Journalist*innen, etwa bei gemeinsamen Rechercheprojekte wie z.B. bei den Panama-Papers oder den Pandora-Papers benötigen einen einheitlichen Schutz. In solchen Fällen hilft ein Schutz nur in einem Mitgliedstaat nicht, wenn ein anderes Land Zugriff auf Rechercheergebnisse oder gar journalistische Quellen ermöglicht.

Das Medienbündnis fordert die Bundesregierung, die Bundesländer als Verhandlungsführer im Rat und die Europäischen Institutionen daher auf, sich im Rahmen des weiteren Gesetzgebungsprozesses für einen verbesserten Schutz journalistischen Arbeitens und insbesondere den Schutz journalistischer Quellen einzusetzen:

Der Schutz müsse sich auf alle Institutionen und Personen erstrecken, die professionell journalistisch tätig seien: Sowohl öffentlich-rechtliche und private Medienunternehmen und ihre Beschäftigten als auch auf freie Journalist*innen. Der Schutz müsse das Redaktionsgeheimnis insgesamt umfassen, also auch selbstrecherchiertes Material und Redaktionsräume schützen. Insbesondere der Quellenschutz sei zu stärken. In den publizistischen Quellenschutz darf laut Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) nur aufgrund eines Beschlusses durch eine*n Richter*in oder eines unabhängigen Kontrollorgans erfolgen. Gerade im Bereich des Quellenschutzes sei ein solcher vorlaufender Schutz durch Verfahrensabsicherungen unerlässlich. Es reiche nicht aus, zur Überprüfung bloße „objektive Institutionen“ vorzusehen.

Weitere aktuelle Beiträge

„Das Arbeitsklima ist extrem hart“

In der Nahaufnahme für das Jahr 2025 beschäftigt sich Reporter ohne Grenzen (RSF) unter anderem mit der deutschen Berichterstattung zum Gaza-Krieg nach dem Überfall der Hamas auf Israel. Von der Organisation befragte Journalist*innen sprechen über massiven Druck, Selbstzensur und erodierende journalistische Standards. Ein Interview mit Katharina Weiß, Referentin bei Reporter ohne Grenzen Deutschland.
mehr »

AfD-Einstufung zwingt Rundfunkgremien zum Handeln

Das zunächst unter Verschluss gehaltene Gutachten des Verfassungsschutzes, welches zur Einstufung der Partei Alternative für Deutschland (AfD) als „gesichert rechtsextremistische Partei“ führte, wurde nunmehr durch Medien veröffentlicht. Innenminister Dobrindt ließ zunächst offen, inwiefern juristische Schritte gegen die Veröffentlichung geplant seien. Christoph Schmitz-Dethlefsen, für Medien zuständiges Mitglied im Bundesvorstand von ver.di, begrüßt, dass nun öffentlich über das Zustandekommen der Einstufung diskutiert werden kann.
mehr »

Schon entdeckt: Soli:Mag

SOLI:MAG ist das Magazin der DGB-Jugend, es ist 2024 hervorgegangen aus dem Newsletter Soli aktuell. Das Printmagazin-Format gab es zwischen 1949 und 1995 bereits. Zurzeit hat es 24 Seiten, entwickelt hat es die Design-Agentur 4S Design aus Berlin. Layout und Satz: Heiko von Schrenk. Redakteur ist der Berliner Journalist Jürgen Kiontke. Druck: DCM Druck Center Meckenheim GmbH. Erscheinungsweise: vierteljährlich. Es ist das einzige regelmäßig erscheinende Print-Magazin der Gewerkschaftsjugend.
mehr »

„Gewerkschaften müssen Schutz bieten“

Marina Weisband hat zuletzt zusammen mit Doris Mendlewitsch das Buch "Die neue Schule der Demokratie. Wilder denken, wirksam handeln." herausgegeben. Die 37-Jährige diskutiert im Gespräch mit M die Rolle von Medien und Gewerkschaften in autoritärer werdenden Staaten und wie das Geschäft mit der Aufmerksamkeit eine ungleiche Machtverteilung befördert.
mehr »