Patricia Schlesinger neue Intendantin des RBB

Nach dem vorzeitigen Rücktritt von Dagmar Reim hat der RBB-Rundfunkrat in geheimer Wahl für Patricia Schlesinger als neue Intendantin der Zwei-Länder-Anstalt gestimmt. Schlesinger, zuletzt Leiterin der Abteilung Dokumentation und Kultur beim NDR-Fernsehen, hat sich damit gegen Theo Koll, aktuell Leiter des ZDF-Auslandsstudios Paris, durchgesetzt. Nach insgesamt sechs Wahlgängen konnte sie sich schließlich die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit in dem 29-köpfigen Gremium sichern und wird nun für die kommenden fünf Jahre die schwierige Aufgabe übernehmen, den RBB aus seinem Quotentief zu führen.

Nach 13 Jahren hatte die bisherige Intendantin Dagmar Reim im vergangenen Dezember ihren vorzeitigen Rücktritt aus privaten Gründen zum 30. Juni 2016 angekündigt. Der RBB-Rundfunkrat hat daraufhin am 05. Februar 2016 eine zehnköpfige Findungskommission unter der Leitung der Rundfunkratsvorsitzenden Friederike von Kirchbach eingesetzt, die zunächst die nach einer Stellenausschreibung bereits eingegangenen 28 Bewerbungen sichten, darüber hinaus aber auch geeignete Kandidaten ansprechen sollte.

Als das Kandidatenkarussell im Vorfeld der Wahl – die Spekulationen reichten von ARD-Generalsekretärin Susanne Pfab bis zur RBB-Programmdirektorin Claudia Nothelle – endlich zum Stehen kam, hatten sich drei Namen herauskristallisiert: Neben denen von Schlesinger und Koll auch der des ARD-Programmdirektors Volker Herres. Dieser machte jedoch vergangene Woche überraschend einen Rückzieher und erklärte, dass seine derzeitige Aufgabe so spannend und herausfordernd sei, dass er diese gerne mit großer Leidenschaft und Spaß fortsetzen wolle.

Die neue Intendantin muss sich nun schwierigen Herausforderungen stellen. Das Dritte Programm des RBB rangiert mit einem Marktanteil von nur 6% unter den Dritten Programmen der ARD auf dem letzten Platz. In einem offenen Brief an den Rundfunkrat hatten die Mitarbeiter diesbezüglich ihre Erwartungen an die zukünftige Intendantin, den zukünftigen Intendanten geäußert. Priorität für den Chefposten habe demnach vor allem eine „nachgewiesene öffentlich-rechtliche Kompetenz, gepaart mit der Fähigkeit, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hinter glaubwürdigen Zukunftszielen unseres Senders zu vereinen“. Ziel der neuen Intendanz müsse es sein, den RBB nicht „ins Hintertreffen geraten“ zu lassen. Zudem erwarte man von der Findungskommission, dass auch Frauen bei der Kandidatenwahl ausdrücklich Berücksichtigung finden und vom Rundfunkrat, dass er diese Frage in seine Entscheidung nachdrücklich miteinbeziehe.

Zumindest dieser Wunsch wurde den Mitarbeitern des RBB nun schon erfüllt. Alles andere wird sich zeigen.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Quartalsbericht zur Branche liegt vor

Einen detaillierten Blick auf das Geschehen in der Medienbranche wirft der jetzt wieder vorliegende Quartalsbericht. Er speist sich aus den Auswertung von Internetseiten, Zeitungen, Fachzeitschriften, Informationsdiensten, Verbands- und Unternehmenspublikationen. Ein Merkmal des ersten Monate dieses Jahres: Viele Übernahmen und eine Werbekonjunktur. 
mehr »

Buchtipp: Sprache des Kapitalismus

Über gendersensible Sprache läuft schon seit Jahren eine hochemotionale Debatte. In Bayerns Schulen, Hochschulen und Behörden gilt seit dem 1. April sogar ein Genderverbot. Über Begrifflichkeiten wie „steigende Preise“ oder Finanzkrisen, die wie ein „Tsunami“ über uns kommen, wird dagegen weniger gestritten. Sie beherrschen längst unser Denken und Sprechen, sind in unseren Alltag eingedrungen. Wer in diesem Wirtschaftssystem sozialisiert wurde, nutzt sie automatisch, ohne weiter darüber nachzudenken.
mehr »

Von Erbsensuppe und neuen Geschichten

„Vielfalt schützen, Freiheit sichern – 40 Jahre duale Medienordnung im föderalen Deutschland“. Dies war das Thema des Symposiums, das am 23.  April in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften stattfand. Ausrichter war die Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM).  Teilnehmer waren Verantwortliche aus Medienpolitik und -wissenschaft, Rundfunkregulierung und Medienunternehmen.
mehr »

Preis für behinderte Medienschaffende

Zum zweiten Mal schreibt in diesem Jahr die gewerkschaftsnahe Otto Brenner Stiftung zwei Preise und Stipendien für Journalist*innen mit Behinderung aus. Damit soll „ein klares Signal für die Förderung von Diversität als unverzichtbaren Wert in unserer demokratischen Gesellschaft“ gesetzt werden, sagt Jupp Legrand, Geschäftsführer der Stiftung. 
mehr »