Neues Blatt in Südniedersachsen
In Südniedersachsen soll im April eine neue Wochenzeitung auf den Markt kommen und der bisherigen Monopol-Zeitung „Göttinger Tageblatt“ Konkurrenz machen. „Wir wollen damit eine große Lücke in der örtlichen Medienlandschaft schließen“, beschreibt der beteiligte Journalist Jürgen Bartz das Vorhaben. Die „Göttinger Wochenzeitung“ werde „unabhängig und professionell“ über kommunal- und landespolitische, soziale, wissenschaftliche und kulturelle Themen berichten.
Die Redaktion will sich dabei nach Kräften in die kommunalpolitischen Auseinandersetzungen einmischen und vor allem das Spektrum von „alternativ bis links-liberal“ bedienen. „Ein Szeneblatt werden wir aber nicht“, sagt Bartz. Die „Göttinger Wochenzeitung“ solle auch für alle Kommunalpolitiker und die Verwaltungsspitze, für Kulturschaffende und Geschäftsleute zur Pflichtlektüre werden.
„Das Lesen unserer Zeitung wird Spaß machen“, verspricht der Kulturmanager Jens Worthmann, der bis auf weiteres die Geschäfte des entstehenden Blattes führt. Mit spritzig und verständlich geschriebenen Texten, großformatigen Fotos und einem insgesamt großzügigem Layout wolle sich die „Göttinger Wochenzeitung“ gleichermaßen vom „Tageszeitungs-Einerlei“ wie von Werbeblättern und „Zeitgeist-Magazinen“ abheben. Geplant sind auch ein eigener Internet-Auftritt (www.goettinger-wochenzeitung.de) und ein großer Service-Teil mit Radio-Tipps und Veranstaltungshinweisen. „Beim Veranstaltungskalender müssen wir die Nummer eins in der Region werden“, fordert Worthmann.
Ansprechende Mixtur
Die seit Mitte Januar verteilte Null-Nummer kann den hohen Ansprüchen naturgemäß nur teilweise gerecht werden. An Umfang (16 statt der später geplanten 32 Seiten) und Aktualität musste die Redaktion Abstriche machen. Gleichwohl bietet die Probe-Ausgabe eine ansprechende Mixtur aus aktuellen Berichten zu kommunalpolitischen Streit-Themen, Kommentaren und eher zeitlosen Lesestücken. Dass bislang kein eigenes Foto-Archiv zur Verfügung steht, wird dadurch wettgemacht, dass mit F. W. Bernstein ein erster „Hauszeichner“ gewonnen werden konnte. Die Null-Nummer, so Worthmann, sei „ein Happen, der Appetit auf das Hauptgericht machen soll“.
Bei der „Göttinger Wochenzeitung“ werden sich Worthmann zufolge zunächst acht fest angestellte Redakteurinnen und Redakteure sechs Stellen teilen. Jeweils zwei Mitarbeiter zeichnen für ein Ressort verantwortlich. Ob ihnen ein klassischer Chefredakteur vorsteht oder „nur“ ein CvD beigeordnet wird, ist bei den Mitarbeitern umstritten.
Modell Genossenschaft
Nach Berechnungen von Bartz und Worthmann benötigt die neue Wochenzeitung ein Startkapital von mindestens 50.000 Euro, um die wahrscheinlich schwierige Startphase zu überstehen. Die Zeitungsmacher haben sich für eine Genossenschaft als Organisationsmodell entschieden. „Viele Personen aus Politik, Kirche und Kultur haben schon Anteile gezeichnet“, berichtet Worthmann. Insgesamt will man 500 Genossen werben, die jeweils 100 Euro anlegen sollen. 5.000 Abonnenten oder regelmäßige Käufer, glaubt Bartz, müssten langfristig zu gewinnen sein. Damit – und bei einem Verkaufspreis von zwei Euro – könne die Wochenzeitung wirtschaftlich überleben.
Der Zeitungsmarkt in der Region wird seit Jahrzehnten von einer einzigen Zeitung bestimmt. Das „Göttinger Tageblatt“ und sein Ableger „Eichsfelder Tageblatt“ gehören zur Madsack-Verlagsgesellschaft mit Sitz in Hannover, die rund um das Flaggschiff „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ in Niedersachsen täglich rund 650.000 Zeitungen verkauft. Im Süden des Bundeslandes stören hier und da Regionalausgaben der „Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen“ (HNA) die Madsack-Vormacht. In Göttingen ist die HNA trotz einer Lokal- und einer Südniedersachsen-Seite aber kaum verbreitet.
Dafür hat sich Madsack zuletzt auch in Hessen breit gemacht. Nachdem der Konzern bereits vor zwei Jahren 51 Prozent der Anteile an der „Oberhessischen Presse“ in Marburg erwarb, hat er jetzt die „Waldeckische Landeszeitung“ und die „Frankenberger Zeitung“ übernommen.