Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ (DuMont) wird ab Juni 2020 für die „Kölnische Rundschau“ die Berichterstattung aus den Stadtteilen der Domstadt übernehmen. Auch in anderen Teilen der Lokalberichterstattung beider Zeitungen sollen Synergien genutzt werden, teilte der Heinen-Verlag am Mittwoch seinen Mitarbeiter*innen mit. Für die dju in ver.di Köln-Bonn-Leverkusen: „ein weiterer bedauerlicher Schritt zum Abbau der Medienvielfalt“ in der Region.
„Die Zusammenarbeit beider Titel soll sich künftig auf die Übernahme oder den Austausch weiterer Teilbereiche der Kölner Lokalberichterstattung, insbesondere auf den Lokalsport und auf zur Profilbildung weniger relevante Themenbereiche erstrecken“, heißt es in einer Information an die Mitarbeiter*innen der „Kölnischen Rundschau“. Damit wolle man „bisher doppelt ausgeführte Routinetätigkeiten“ einsparen und Kapazitäten sicherstellen, mit denen weiterhin die Berichterstattung aus der Stadt Köln in den publizistisch besonders relevanten Bereichen akzentuiert werden könne. „Unter den gegebenen Marktbedingungen ist dies der richtige Weg zur Gewährleistung eines qualitätsorientierten Lokaljournalismus“, meint der Heinen-Verlag. Versichert wird, dass „sämtliche mit dieser Neuorganisation verbundenen personellen Maßnahmen sozialverträglich erfolgen“ und es wird eingeräumt, dass „die Beschäftigung freier Mitarbeiter nicht mehr im bisher gewohnten Umfang“ möglich sein werde.
Die Redakteur*innen der „Kölnischen Rundschau“, die bisher die zweimal wöchentlich erscheinende Stadtteilberichte produzierten, würden in die Lokalredaktion der Rundschau versetzt, berichtet Petra Lemper-Stahl, Betriebsratsvorsitzende der Rundschau gegenüber M. Befristete Verträge, die im jetzigen Zeitraum abgeschlossen worden waren, liefen aus. Es werde wohl keine Übernahmen geben. Mit den Freien, von denen einige seit vielen Jahren für die „Kölnische Rundschau“ arbeiteten, soll es dem Vernehmen nach persönliche Gespräche geben. Damit erhoffe man sich, wenigstens teilweise eine weitere Beschäftigung für Freie etwa beim Stadt-Anzeiger zu ermöglichen.
„Dass die wichtige lokale Berichterstattung im Zeitungsbereich künftig weitgehend von einer einzigen Redaktion kommen soll, ist verheerend für die Millionenstadt Köln“, kritisiert Hektor Haarkötter, Sprecher der dju NRW und Mitglied im Vorstand der dju Köln-Bonn-Leverkusen. „Bislang schon konnte man wegen der wirtschaftlichen und redaktionellen Verflechtung von Heinen-Verlag, DuMont und Bonner Generalanzeiger nur noch bedingt von Vielfalt auf dem Zeitungsmarkt dieser Metropolregion sprechen“, sagt Haarkötter. „Die jetzt bekanntgewordenen Pläne des Heinen-Verlages haben endgültig einen medialen Einheitsbrei zur Folge, denn auch beim Lokalradio mischen die Verlage mit.“ Gerade eine Region wie der Raum Köln-Bonn brauche eine vielfältige Presselandschaft, die das politische, gesellschaftliche, wirtschaftliche und kulturelle Leben kritisch begleite. „Und das bedeutet, dass es zu den Vorgängen in der Region auch vielfältige journalistische Stimmen geben muss.“ Die dju in ver.di fordert die beteiligten Verlage auf, „die angekündigte Vertiefung der Zusammenarbeit nicht für einen weiteren Stellenabbau zu nutzen“.