Kölner Zeitungen vereinen Lokales

Sonnenuntergang in Köln Foto: 123rf/ M

Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ (DuMont) wird ab Juni 2020 für die „Kölnische Rundschau“ die Berichterstattung aus den Stadtteilen der Domstadt übernehmen. Auch in anderen Teilen der Lokalberichterstattung beider Zeitungen sollen Synergien genutzt werden, teilte der Heinen-Verlag am Mittwoch seinen Mitarbeiter*innen mit. Für die dju in ver.di Köln-Bonn-Leverkusen: „ein weiterer bedauerlicher Schritt zum Abbau der Medienvielfalt“ in der Region.

„Die Zusammenarbeit beider Titel soll sich künftig auf die Übernahme oder den Austausch weiterer Teilbereiche der Kölner Lokalberichterstattung, insbesondere auf den Lokalsport und auf zur Profilbildung weniger relevante Themenbereiche erstrecken“, heißt es in einer Information an die Mitarbeiter*innen der „Kölnischen Rundschau“. Damit wolle man „bisher doppelt ausgeführte Routinetätigkeiten“ einsparen und Kapazitäten sicherstellen, mit denen weiterhin die Berichterstattung aus der Stadt Köln in den publizistisch besonders relevanten Bereichen akzentuiert werden könne. „Unter den gegebenen Marktbedingungen ist dies der richtige Weg zur Gewährleistung eines qualitätsorientierten Lokaljournalismus“, meint der Heinen-Verlag. Versichert wird, dass „sämtliche mit dieser Neuorganisation verbundenen personellen Maßnahmen sozialverträglich erfolgen“ und es wird eingeräumt, dass „die Beschäftigung freier Mitarbeiter nicht mehr im bisher gewohnten Umfang“ möglich sein werde.

Die Redakteur*innen der „Kölnischen Rundschau“, die bisher die zweimal wöchentlich erscheinende Stadtteilberichte produzierten, würden in die Lokalredaktion der Rundschau versetzt, berichtet Petra Lemper-Stahl, Betriebsratsvorsitzende der Rundschau gegenüber M. Befristete Verträge, die im jetzigen Zeitraum abgeschlossen worden waren, liefen aus. Es werde wohl keine Übernahmen geben. Mit den Freien, von denen einige seit vielen Jahren für die „Kölnische Rundschau“ arbeiteten, soll es dem Vernehmen nach persönliche Gespräche geben. Damit erhoffe man sich, wenigstens teilweise eine weitere Beschäftigung für Freie etwa beim Stadt-Anzeiger zu ermöglichen.

„Dass die wichtige lokale Berichterstattung im Zeitungsbereich künftig weitgehend von einer einzigen Redaktion kommen soll, ist verheerend für die Millionenstadt Köln“, kritisiert Hektor Haarkötter, Sprecher der dju NRW und Mitglied im Vorstand der dju Köln-Bonn-Leverkusen. „Bislang schon konnte man wegen der wirtschaftlichen und redaktionellen Verflechtung von Heinen-Verlag, DuMont und Bonner Generalanzeiger nur noch bedingt von Vielfalt auf dem Zeitungsmarkt dieser Metropolregion sprechen“, sagt Haarkötter. „Die jetzt bekanntgewordenen Pläne des Heinen-Verlages haben endgültig einen medialen Einheitsbrei zur Folge, denn auch beim Lokalradio mischen die Verlage mit.“ Gerade eine Region wie der Raum Köln-Bonn brauche eine vielfältige Presselandschaft, die das politische, gesellschaftliche, wirtschaftliche und kulturelle Leben kritisch begleite. „Und das bedeutet, dass es zu den Vorgängen in der Region auch vielfältige journalistische Stimmen geben muss.“ Die dju in ver.di fordert die beteiligten Verlage auf, „die angekündigte Vertiefung der Zusammenarbeit nicht für einen weiteren Stellenabbau zu nutzen“.

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

ARD-Krimis werden barrierefrei

Untertitelung, Audiodeskription, Gebärdensprache – das sind die so genannten barrierefreien Angebote, die gehörlosen oder extrem schwerhörige Fernsehzuschauer*innen gemacht werden. Die ARD sendet fast alle neu produzierten Folgen ihrer Krimireihen „Tatort“ und „Polizeiruf 110“ auch mit Gebärdensprache. Beide Reihen seien „die ersten und aktuell die einzigen regelmäßigen fiktionalen Angebote mit Gebärdensprache in der deutschen Fernsehlandschaft“, erklärte die ARD.
mehr »

Pokerspiele der Süddeutschen Zeitung

Bei einer Betriebsversammlung des Süddeutschen Verlags am vergangenen Dienstag ruderte Geschäftsführer Dr. Christian Wegner etwas zurück. Er deutete an, dass der Stellenabbau in der Redaktion der Süddeutschen Zeitung (SZ) nicht ganz so dramatisch ausfallen könnte wie bislang befürchtet. In der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass der Verlag in München für das laufende Jahr mit einem Abbau von 30 Vollzeitstellen plant. Die dju in ver.di kritisiert das Vorhaben scharf.
mehr »

Italien plant harte Strafen für Journalisten

Italien plant eine Reform seines Verleumdungsgesetzes. Das Vorhaben wird derzeit vom Justizausschuss des italienischen Senats geprüft und sieht neben höheren Geldstrafen auch ein gefährliches Verbot journalistischer Berufsausübung vor. Verurteilte Reporter*innen könnten ein Arbeitsverbot von bis zu sechs Monaten erhalten. Auch Haftstrafen für Medienschaffende, die eigentlich nicht im Gesetz auftauchen sollten, werden in einem jüngsten Änderungsantrag wieder hinzugefügt.
mehr »

Echte Menschen in Film und Fernsehen

Wie wird Künstliche Intelligenz das Filmgeschäft verändern? Und welche Auswirkungen hat die Technologie auf die Kreativen? Die Erwartungen an KI sind groß, die Befürchtungen aber auch. Denn Algorithmen können mit Hilfe von großen Datenmengen schon heute Stimmen oder Deepfakes erstellen. Auf der Fernseh- und Streaming - Messe MIPTV in Cannes beschäftigte das Thema die internationale Branche.
mehr »