Europarat muss Pressefreiheit schützen

Mädchen mit Europafahne

Foto: 123rf

Anlässlich der Vorstellung des diesjährigen Europarats-Berichts zur Pressefreiheit in Europa fordert die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di die Gremien der Europäischen Union zur dringenden Umsetzung verbindlicher Schutzmaßnahmen von Pressevertreter*innen auf. „Wir beobachten die drastische Zunahme von Angriffen auf unsere europäischen Kolleginnen und Kollegen mit großer Sorge, denn sie hängen unmittelbar mit dem Erstarken demokratiezersetzender politischer Bewegungen zusammen“, sagt der dju-Co-Vorsitzende Lars Hansen.

Zehn Jahre nach Veröffentlichung des ersten Berichts im April 2015 haben sich die Vorfälle vervielfacht, wie dem aktuellen Report zu entnehmen ist. In den vergangenen zwei Jahren ist die Zahl der Angriffe auf die körperliche Unversehrtheit von Journalistinnen und Journalisten gestiegen und die Anzahl der Fälle von Belästigung und Einschüchterung bleibt europaweit konstant hoch. „Wir nehmen diese Zahlen sehr ernst. Unterm Strich ist das eine bittere Bilanz für die Arbeitsbedingungen unserer Kolleginnen und Kollegen“, resümiert der Gewerkschafter.

Die jährlichen Berichte mit dem Titel „Media freedom in Europe“ werden im Auftrag des Europarats von der „Safety of Journalists Platform“ zusammengestellt und herausgegeben. Die Plattform ist ein Zusammenschluss europäischer Dachorganisationen von Medienschaffenden. Mitglieder sind unter anderem die Internationale Journalistenföderation sowie die Europäische Journalistenföderation, in denen wiederum die dju jeweils Mitglied ist.

Juristische Angriffe – SLAPPs

Die dju beobachtet seit langem insbesondere die Zunahme systematischer Einschüchterungsversuche von Journalist*innen  durch gezielte Abmahnungen und strategische Einschüchterungsklagen (sogenannte SLAPP).

Als Reaktion darauf initiierte die dju 2024 gemeinsam mit Bündnispartnerinnen die Anlaufstelle www.noslapp.de. Sie steht betroffenen Journalistinnen und Journalistin beratend zur Seite.

In politisch unsicheren Zeiten werde der Ton auf den Straßen merklich rauer, sagt Hansen

„Unsere Kolleginnen und Kollegen sind oft die ersten, die diese Entwicklungen auf schmerzhafte Weise am eigenen Leib zu spüren bekommen.“

Auch im relativ sicheren Deutschland ist die Pressefreiheit unter Druck.

Vor diesem Hintergrund sei der Europarat nun dringend gefordert, seinem Auftrag zur Förderung von Menschenrechten und Rechtsstaatlichkeit nachzukommen, denn „eine starke Demokratie braucht unabhängigen Journalismus“, so Hansen.

Weitere aktuelle Beiträge

Der Betriebsrat ist ganz großes Kino

Dass sich der Einsatz für Mitbestimmung lohnt, zeigt der große Erfolg der Beschäftigten des Dresdner Rundkinos. Der Betriebsrat des Cineplex in  Dresden räumt den 2. Platz des Sächsischen Mitbestimmungspreises 2025 vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) ab. Die Auszeichnung ehrt das besondere Engagement der Kolleg*innen , die im Dezember letzten Jahres unter schwierigen Bedingungen erstmals erfolgreich einen Betriebsrat gründeten.
mehr »

Mediale Präsenz ist kein Wunschkonzert

Als Alice Weidel sich in ihrem ARD-Sommerinterviews immer wieder über die Demonstrationen im Hintergrund beschwerte, tat sie das hämisch und genussvoll. Die AfD-Fraktionsvorsitzende konnte sich so als Opfer einer vermeintlich linken Hegemonie im Land inszenieren. Aber muss denn der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk überhaupt eine Plattform für extrem rechte Parteien bieten?
mehr »

TikTok droht mit Kündigung

Beschäftigte von TikTok in Berlin wehren sich seit Wochen gegen geplante Kündigungen. Arbeit von Content-Moderator*innen und Betreuer*innen für nicht-deutschsprachige Content-Creators bei TikTok Germany soll von Künstlicher Intelligenz übernommen werden. Im Juli wurde zweimal gestreikt. Es waren die ersten Streiks bei einer Social-Media-Plattform in Deutschland. Jetzt droht TikTok einer der Aktiven, Mitglied von ver.di, mit Kündigung. Die Gewerkschaft bewertet das als Einschüchterungsversuch.
mehr »

Klimawandel in Nahost kaum medial beachtet

Wenn im Sommer die Temperaturen in die Höhe schießen, dann sind auch die deutschen Medien voll von Meldungen über Waldbrände, Belastungen durch die Hitze oder über Wege, wie es sich unter diesen extremen Bedingungen im Alltag leben lässt. Es wäre plausibel anzunehmen, dass über den Klimawandel besonders intensiv auch in jenen Regionen der Welt berichtet wird, die sich am stärksten erwärmen. So wie im Nahen Osten, der ein Hotspot des Klimawandels ist. Dort wurden im August dieses Jahres an zahlreichen Orten Rekordtemperaturen von etwa 50 Grad gemessen.
mehr »