Das Studio der Alsterfilm GmbH liegt in einem kleinem Industriegebiet im Osten Hamburgs, Von Bargen Straße 18, Haus F, 1. Stock: Links Regie und Aufnahmeraum, daneben eine kleine Bühne und ein ebenso kleiner Zuschauerraum, der gekonnt mit Stühlen und Sesseln vom Sperrmüll ausgestattet ist. Einige Studiogäste lümmeln herum und trinken Flaschenbier oder Bionade. Das Ambiente passt zur Sendung. Locker und unkonventionell, aber höchst professionell wird hier zweimal im Monat das medienkritische Online-Magazin „Fernsehkritik-TV“ produziert. Und recht erfolgreich. Ende April lief die 155. Folge.
Produzent und Moderator Holger Kreymeier seziert gleichermaßen Beiträge der öffentlich-rechtlichen und der privaten-kommerziellen Sender, stellt Fehlleistungen der „Systempresse“ an den Pranger und zeigt schon einmal auf, wo das Wort „Lügenpresse“ durchaus seine Berechtigung haben könnte. Und das schon seit dem 5. April 2007, als „das Bewegtbild im Netz noch in den Kinderschuhen steckte“, so Kreymeier rückblickend. „Wir arbeiteten damals mit einfacher Kamera, schlechtem Mikro und noch schlechterem Bluescreen.“
Bevor sich Kreymeier selbstständig machte, war er als Autor beim Norddeutschen Rundfunk beschäftigt. Auch damals ging es ihm schon um den Qualitätsanspruch des Fernsehens. In einer Kampagne „Dafür zahl ich nicht“ parodierte er die Werbespots der GEZ, damit die Öffentlich-Rechtlichen sich nicht immer an der Quote orientieren sollten. Es kam zu einem Zerwürfnis mit dem NDR und Kreymeier machte sich selbstständig. Auf diesem Weg halfen ihm, zumindest was die öffentliche Aufmerksamkeit betraf, zahlreiche Rechtsstreitigkeiten, unter anderem mit Super Nanny Katharina Saalfrank und RTL. Etwa 200.000 Zuschauer sahen die Folge mit der Super Nanny, doppelt so viele wie normalerweise.
Mittlerweile ist „Fernsehkritik-TV“ eins von acht Web-Formaten, die unter der Dachmarke „Massengeschmack-TV“ laufen. Neben der bissigen Fernsehkritik werden bei „Pantoffel-TV“ aktuelle Neuerscheinungen auf dem DVD- und BluRay-Markt besprochen, geht es im Format „Netzprediger“ um aktuelle und skurrile Themen und Trends im World Wide Web und das Magazin „Pressesch(l)au“ widmet sich den Auswüchsen und Verfehlungen der gedruckten Medienwelt.
Alle acht Online-Magazine können einzeln oder als Gesamtpaket abonniert werden. Das Achter-Pack gibt es für 6,99 Euro pro Monat, jeweils nur ein Magazin kostet 2,99 Euro. Kostenlose Schnupperangebote gibt es unter www.massengeschmack.tv. Kreymeier ist optimistisch, was die finanzielle Zukunft angeht: „Wir kommen über die Runden. Etwa 4.000 Abonnenten haben wir jetzt.“ Seine Firma Alsterfilm arbeitet hauptsächlich mit freien Mitarbeitern, die mit den gezahlten Honoraren recht zufrieden seien. Kreymeier: „Klagen habe ich noch nicht gehört, der Mindestlohn wird bei uns überschritten.“