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Engagierte Medien abseits des Mainstreams gibt es zunehmend mehr. Sie sind hochinteressant, aber oft wenig bekannt. Deshalb stellt M in jeder gedruckten Ausgabe und auf M Online einige davon vor.
Als im Oktober 2021 die Plattform Open Parliament TV online ging waren die Reaktionen teilweise euphorisch. Der (ehemalige) Linken-Abgeordnete Fabio De Masi schwärmte: „Die Datenbank ist einfach der Hammer. Ich konnte innerhalb weniger Sekunden herausfinden, dass #CumEx 108 mal in dieser Legislaturperiode in Reden erwähnt wurde.”
Und das Team vom gemeinnützigen Recherchezentrum correctiv.org jubelte: „Parlamentsdebatten sind nicht gerade wie Netflix zu schauen. Trotzdem sind sie enorm wichtig. Das Open-Source-Projekt Open Parliament TV hat 27.602 Redebeiträge im Deutschen Bundestag Wort für Wort durchsuchbar gemacht. Großartiges Tool!”.
Tatsächlich ist Open Parliament TV, eine Kombination aus Suchmaschine und interaktiver Videoplattform für Parlamentsdebatten, ein Novum in der deutschen Medienlandschaft.
Hinter der maximal zurückhaltend designten und rein der Ergonomie verpflichteten Oberfläche verbergen sich Texte und Videos zu beinahe 30.000 Redebeiträgen aus dem Deutschen Bundestag. Plenarprotokolle und Filmmitschnitte sind dabei synchronisiert. Berücksichtigt werden Beiträge seit 2017.
Nicht nur Journalist*innen können das Tool kostenfrei und mit wenig Aufwand nutzen, um Redebeiträge – Wort für Wort – nach Schlüsselbegriffen zu durchsuchen. Als Fundstellen bekommen sie mit den Textprotokollen auch gleich die entsprechenden Videomitschnitte angezeigt und können über die Manuskripte per Klick wortgenau in die entsprechenden Filmausschnitte springen. Video- und Teststellen lassen sich so nicht nur schnell auffinden und zitieren, sie können darüber hinaus auch geteilt und in andere Plattformen eingebunden werden.
Oberstes Ziel von Open Parliament TV ist es, Parlamentsdebatten ganz generell transparent, offener und besser verständlich zu machen. Journalist*innen sollen sie leichter für ihre Berichterstattung nutzen können, Forschungsgruppen sollen für ihre Forschungsprojekte von ihnen profitieren. Darüber hinaus bietet das Angebot als ein lebendiges Archiv aber auch Parlamentsverwaltungen, Lehrer*innen, Abgeordneten, Fraktionen, Aktivist*innen, NGOs, Unternehmen und Ministerien einen hohen Mehrwert. So lassen sich Parlamentarier*innen sprichwörtlich beim Wort nehmen.
Das Projekt wurde durch eine Förderung des MIZ Babelsberg von knapp 37.500 Euro über einen Zeitraum von 16 Monaten und vor allem durch enormes ehrenamtliches Engagement möglich gemacht.
Die stenografischen Berichte/Plenarprotokolle des Deutschen Bundestages sind als amtliche Dokumente gemeinfrei. Seit Beginn der 19. Wahlperiode (Oktober 2017) sind sie darüber hinaus in einem maschinenlesbaren „Open-Data“-Format verfügbar und können so auch in andere Plattformen übernommen werden. Die Videomitschnitte der Redebeiträge wiederum werden über die RSS-Schnittstellen der Bundestags-Mediathek nutzbar und die Daten zu den Personen, Fraktionen und Parteien stammen aus Wikidata, einer freien Wissensdatenbank, die jede und jeder bearbeiten kann.
Nach dem erfolgreichen Start haben jetzt auch andere Parlamente großes Interesse an Open Parliament TV. Die Adaption der Lösung auf Landesparlamente, Stadtratssitzungen, Sitzungen des EU Parlaments und andere nationale Parlamente ist denkbar und wird möglich, weil die Übernahme der Projektbausteine von Beginn an berücksichtigt wurde.