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Die promovierte Genderforscherin Stevie Schmiedel erzählt, Vorbild für ihre Kampagne sei die britische Internetseite „Pinkstinks“ gewesen, die von zwei Vollzeit arbeitenden Müttern in London ins Leben gerufen wurde. „Pink stinks!“ habe eine von ihnen ausgerufen, als ihre Zwillingstöchter zum Kindergeburtstag mit pinkfarbenen Geschenken überhäuft wurden, denn die Farbe Pink verband sie mit weiblichen Zuschreibungen wie „niedlich“ und „süß“. Als Schmiedel im März 2012 die Idee, eine ähnliche Initiative gegen Geschlechterstereotype in Deutschland zu gründen, in einem ZEIT-Interview äußerte, gab es viele positive Reaktionen und Unterstützungsangebote. Sie holte sich die Rechte für die Logonutzung aus London und ging im Juni mit der Website pinkstinks.de online. Im Oktober desselben Jahres wurde aus der Initiative ein Verein.
Während das britische Pinksstinks 2014 „versandete“, wächst der deutsche Ableger. Der Verein hat nach Angaben von Schmiedel mittlerweile 500 Fördermitglieder, die seine Arbeit finanziell unterstützen – zumeist Privatpersonen, aber auch die Bewegungsstiftung gehört dazu. Außer der Website gibt es einen Newsletter mit 15.000 Abonennt_innen, die Facebook-News lesen 25.000, die Twitter-Botschaften 7. 000 Nutzer_innen.
Zu den ersten Aktionen von Pinkstinks gehörten Proteste gegen GNTM – Germany’s Next Topmodel: Straßentheater, Gedichtwettbewerb oder der Blog „Heidiwatch“. Kritisiert wird vor allem das von GNTM propagierte Schönheitsideal. Als eine Studie belegte, dass der Schlankheitswahn Essstörungen begünstigen kann, reichte Pinkstinks 2015 eine Petition ein, um GNTM von der Jugendmedienschutz-Kommission als „jugendgefährdend“ einstufen zu lassen – vergeblich. Seit 2016 wird deshalb auf dem Youtube-Kanal „Lu Likes“ ein Kontrastprogramm gesendet: ein Video, in dem die junge Schauspielerin Lara-Maria Wichels witzig und spritzig GNTM, Werbung, Sexismus thematisiert – alles, über das 12- bis 16-Jährige sprechen.
Seit 2014 engagiert Pinkstinks sich für ein Verbot von sexistischer Werbung durch eine Erweiterung des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG). Obwohl die Resonanz in Öffentlichkeit und Politik positiv war, endete die Kampagne mit einem Kompromiss. Um sexistische Werbung „außerhalb einer Gesetzesnorm einzudämmen“, so Schmiedel, sei Pinkstinks vom Bundesfamilienministerium mit einem zweijährigen Monitoring sexistischer Werbung in Deutschland beauftragt worden. Über diskriminierende Anzeigen und Spots kann man sich bereits jetzt auf der Pinkstinks-Website unter „Werbung melden“ beschweren.
Außer Stevie Schmiedel, zugleich Vereinsvorsitzende, Geschäftsführerin und Pressesprecherin, gibt es im Hamburger Pinkstinks-Büro noch vier feste Mitarbeitende. Einer von ihnen ist seit 2014 Chefredakteur Nils Pickert, der die Kritik an Geschlechterstereotypen „auf Jungen- und Familienthemen ausweitet“, so Schmiedel. Das zeigt auch die Namensergänzung: „Pinkstinks. Vielfalt ist Schönheit“. Pickert hat im April analysiert, wie der Stern die „die dicke-Barbie-Krise erfand“. Das Magazin kombinierte die „schlechten Quartalszahlen des Barbie-Herstellers Mattel mit ein bisschen Gutmenschenschelte und Kritik an politisch korrekter, aufgezwungener Diversität“ und präsentierte den Beitrag dann unter dem Titel: „Keiner will die dicke Barbie kaufen“.