SLANG Radio

Das Internet hat die Radiolandschaft noch nicht umgekrempelt. Es hat aber eine vielfältige Landschaft an kleinen und kleinsten Webradios hervorgebracht. Mit minimalen Einstiegsinvestitionen lässt sich im Netz ein Programm erstellen, das vom potenziellen Publikum radio-artig gestreamt werden kann. Bei vielen der internetbasierten Sender handelt es sich allerdings um reine Abspielstationen für Musik, bei denen das Rund-um-die-Uhr-Gedudel nur sporadisch von uninspirierten Moderationen unterbrochen wird.

Slang Radio
SLANG Radio hingegen ist publizistisch hoch ambitioniert. Das „Radio für ein barrierefreies Leben” hat einen Fokus auf Behindertenthemen. Ein Team von 14 Leuten produziert eine Mischung aus Informations- und Musiksendungen mit oder ohne expliziten Blick auf behindertenrelevante Berichterstattung. Es geht um Sozial- und Behinderten-Politik, Sport, Ratgeber-Themen. Es gibt Hörfunk-Tipps und moderierte Musiksendungen. Klassische Nachrichten werden zweistündlich aktualisiert bei einer Agentur eingekauft. SLANG Radio sendet rund um die Uhr, vieles davon ist moderiertes Programm.

Das erste Mal auf Sendung ging es im Februar 2010. Der Gründer Sascha Lang, selbst sehbehindert, hatte vorher bei einem Radiosender in Trier gearbeitet danach bei einem schon bestehenden Webradio für Behinderte. Er war mit dem existierenden Angebot aber nicht zufrieden: „Ich habe mich gefragt, was im Netz möglich ist. Ende Juni 2009 habe ich mich entschieden, ein eigenes Internetradio aufzumachen.”

Als Brotberuf taugt die Leitung des Webradios nicht, meint Lang. Er zahle teilweise sogar drauf. Anders als bei einigen anderen Hörfunkstationen im Netz müssen die ehrenamtlich arbeitenden Moderatoren allerdings nicht auch noch dafür bezahlen, dass sie moderieren dürfen, das ist ihm wichtig: „Ich will, dass die mir nicht Geld für eine Sendung abliefern, sondern professionelle Arbeit.” Sascha Lang hat mehrere Jobs, von denen er lebt, unter anderem arbeitet er als Freier für RTL Radio Lëtzebuerg.

Dort ist die Reichweite sehr viel höher. Bei SLANG Radio schätzt er, dass es durchschnittlich 20–30 Zuhörer pro Sendung gibt. Am erfolgreichsten ist die Kindersendung „SLANG Kids”, da sind zwischen 30 und 50 Zuhörer dabei, der absolute Rekord in einer Sendung lag bei 380 Hörern. Im klassisch terrestrischen Radio hätte es ein Sender wie SLANG Radio schwer. Dort geht nichts ohne eine vermarktbare Mindestzuhörerschaft, die weit über der des kleinen Netzradios liegt. Auch wenn das Internet an der Vormachtstellung der klassischen privaten und öffentlich-rechtlichen Sender noch nicht einmal gekratzt hat, konnte hier doch eine kleine, aber feine Gruppe hoch ambitionierter Kanäle entstehen, die ihrer überschaubaren Zuhörerschaft ein für sie relevantes Programm bieten. SLANG Radio gehört dazu.  

www.slangradio.de

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Schon entdeckt? InZeitung

„Das grundsätzliche Problem, dass Menschen mit Migrationsgeschichte nicht zu Wort kommen, gibt es immer noch“, konstatiert Viktoria Balon, Chefredakteurin der InZeitung. Die wurde 2010 in Freiburg vom dortigen Migrationsbeirat gegründet. Das interkulturelle Redaktionsteam mit Autor*innen aus über 40 Ländern will die Freiburger Bevölkerung für Vielfalt und unterschiedliche Perspektiven in der Gesellschaft sensibilisieren. 
mehr »

Schon entdeckt: Wurzener Extrablatt

Eigentlich sollte es nur eine einmalige Jubiläumsausgabe werden: Als Martina Glass, Geschäftsführerin vom Netzwerk für demokratische Kultur (NDK) in Wurzen, anlässlich des 20-jährigen Bestehens ihres Vereins im Jahr 2020 vorschlug, ein „Wurzener Extrablatt“ zu produzieren, wusste sie zwar, dass es eine Zeitung mit diesem Namen schon einmal gegeben hatte. Es war 2003 nach zweieinhalb Jahren eingestellt worden. Dass es im Jahr 2023 ein Vorzeigeprojekt für Bürger*innenjournalismus mit demselben Titel in der sächsischen Kleinstadt geben würde, konnte die NDK-Mitarbeiterin jedenfalls nicht ahnen.
mehr »

Schon entdeckt: Relevanzreporter

Mit 524.000 Einwohner*innen ist Nürnberg nicht gerade ein Moloch, aber dennoch eine Großstadt. Mit wirtschaftlichem und gesellschaftlichem Wandel, Schickeria und Prekariat – sprich: mit allem Drum und Dran. Es gibt genug relevante Themen. Zwei Tageszeitungen nehmen sich dieser an und seit drei Jahren auch ein neues Nürnberger Newsportal: Die Relevanzreporter.
mehr »

Schon entdeckt? Wikivoyage

    Wikivoyage ist die kleine Schwester der Wikipedia und bietet nichtkommerzielle Informationen zu Urlaubszielen. Auf dem globalen Mitmachportal schreiben Reisende für Reisende. Mehr als 20.000 Artikel enthält die deutschsprachige Version des Reiseführers: Es gibt Einträge zu Ländern, Regionen, Groß- und Kleinstädten, Inseln und konkreten Urlaubsdestinationen. Die einzelnen Artikel enthalten neben Basisinformationen jeweils eine Auflistung der wichtigsten Sehenswürdigkeiten sowie praktische Tipps, etwa zur Anreise, zur lokalen Küche und zum Nachtleben. Der Eintrag zu Barcelona wäre ausgedruckt 15 Textseiten lang und ist in 18 Sprachversionen verfügbar. „Da…
mehr »