Wie investigativer Journalismus Medien beeinflusst

Die neue Publikation „After the Scoop – Wie investigativer Journalismus Medien beeinflusst“ der DW Akademie präsentiert neun führende Investigativmedien aus aller Welt. Sie beweisen, wie investigativer Journalismus auch unter schwierigsten Umständen wirtschaftlich sein kann. Investigative Recherche ist oft zeitaufwändig, erfordert spezielle Fähigkeiten und beansprucht viele Ressourcen. In Zeiten, in denen der Raum für unabhängige Medien schrumpft, wird Qualitätsjournalismus immer teurer und komplexer.

Dies hat  Geschäftsmodelle und zum Teil auch redaktionelle Prioritäten und journalistische Qualität untergraben.

Dies gilt zwar für alle Medien, jedoch besonders für investigativen Journalismus. Zu den finanziellen Herausforderungen gehört, dass Werbegelder ausbleiben. Diejenigen, über die investigativ arbeitende Redaktionen berichten, versuchen oft mit allen Mitteln, die Glaubwürdigkeit kritischer Medien zu untergraben. Investigativjournalistinnen und -journalisten werden körperlich bedroht, vor Gericht gezogen, landen in extremen Fällen im Gefängnis oder werden sogar ermordet.

Fallstudie zu neun Investigativmedien

Vor diesem Hintergrund präsentiert die Publikation „After the Scoop“ der DW Akademie neun Medien aus Asien, Afrika, Nahost, Lateinamerika und Osteuropa: Sie schaffen es nicht nur, unter den schwierigsten Umständen zu überleben, sondern auch, zukunftsfähig zu bleiben und sogar zu wachsen.

FrontPageAfrica ist in Liberia mit seinen Berichten über Korruption und Menschenrechtsverletzungen auf höchster Regierungsebene zur führenden Zeitung des Landes geworden. Es zieht internationale Unternehmen als Werbetreibende an und gewährleistet so seine redaktionelle Unabhängigkeit.

Auf den Philippinen bemüht sich Rappler bewusst, die Informationsbedürfnisse und den Medienkonsum seines jungen Publikums zu verstehen und gleichzeitig die Gewalt und Korruption des Regimes von Präsident Rodrigo Duterte aufzuzeigen. „Wir stehen in Kontakt mit unseren Lesern, wissen, was sie wollen und wie viel sie ertragen können“, sagt Chefredakteurin Glenda Gloria. Dies hat Rappler im Ausland viel Respekt und Aufmerksamkeit eingebracht, doch im Inland sind sie mit Drohungen, Verleumdungen und Klagen des Präsidenten selbst konfrontiert.

Und in Brasilien hat die Nachrichtenagentur Agência Pública sich auf Menschenrechtsverletzungen spezialisiert und für ihre Arbeit ein gemeinnütziges Modell gewählt, das zur Demokratisierung von Informationen beiträgt. Die Mitbegründerin und Mitherausgeberin Natalia Viana glaubt, dass Medien der Gesellschaft zeigen müssen, dass ihre Existenz notwendig ist, um lebensfähig zu sein. Agência Pública hat sich mit Fachleuten aus anderen Bereichen, wie dem Technologiesektor, und Journalisten aus dem Ausland zusammengeschlossen. Gemeinsam finden sie neue, innovative Wege, ihre Geschichten zu vermitteln – und behalten immer das spezifische Publikum für ihre Recherchen im Blick.

„After the Scoop“ stellt viele weitere Investigativmedien vor: Mada Masr aus Ägypten, Atlatszo.hu aus Ungarn, KRIK aus Serbien, Plaza Pública aus Guatemala, Tempo aus Indonesien und Premium Times aus Nigeria. Redaktionen, die hinter Investigativjournalismus stehen, auch unter schwierigen Bedingungen. Download der Untersuchung „After the Scoop“: https://www.dw.com/.

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