Auf zahlreichen Kundgebungen des Deutschen Gewerkschaftsbundes zum Tag der Arbeit am 1. Mai haben Rednerinnen und Redner der dju in ver.di bundesweit über die Tarifauseinandersetzung der Zeitungsredaktionen berichtet und breite Solidarität erfahren. Parallel legten Tageszeitungsjournalistinnen und –journalisten in mehreren Bundesländern auch wieder die Arbeit nieder, um ihren Forderungen gegenüber den Verlegern Nachdruck zu verleihen.
Ein fehlendes Bekenntnis zur Tarifpartnerschaft hat Frank Bell, Vorsitzender der Deutschen JournalistInnen-Union im ver.di-Bezirk OWL, den Tageszeitungs-Arbeitgebern vorgeworfen. Die Journalistengewerkschaften fordern maßvolle 4,5 Prozent mehr Gehalt und einen Sockelbetrag von 200 Euro für die Volontär_innen und Berufseinsteger, erläuterte Bell während der Mai-Kundgebung des DGB im Bielefelder Ravensberger Park. „Und was bieten die Verleger? Zwischen 0,86 und 1,3 Prozent im laufenden Jahr, weit unterhalb der Inflationsmarke von rund 1,8 Prozent!“ Das sei unverschämt und menschenverachtend!
„Redaktionen sind nur noch Kostenfaktoren, Redakteurinnen keine Menschen mehr, die täglich qualifizierte Berichterstattung leisten, ihr Herzblut in den Beruf fließen lassen, die morgens in die Redaktionen kommen und nicht wissen, wann sie abends Feierabend haben – Redakteure sind nur noch Kostenstellen in den Augen der Verlagsmanager. Und die werten den Beruf seit Jahren planmäßig ab“, so Bell.
Auch auf der zentralen 1.-Mai-Veranstaltung des DGB in Nürnberg mit DGB-Vorsitzendem Reiner Hoffmann und mit 6000 Teilnehmern war die aktuelle Tarifauseinandersetzung bei den Tageszeitungen Thema. Bei der Auftaktkundgebung vor dem Demonstrationszug zum Kornmarkt sprach dju-Tarifkommissionsvorsitzender Klaus Schrage, Betriebsratsvorsitzender und Redakteur der Nürnberger Nachrichten, zu den Teilnehmer_innen. Schrage warnte die Verleger vor Habgier. Denn nur wer seine Beschäftigten gerecht bezahle, könne mit guter Arbeit rechnen. „Wer nicht, bekommt Schwierigkeiten.“ Es sei unständig, wenn die Verleger in den Tarifverhandlungen behaupten, sie seien bedroht, indem sie für Zusteller_innen den vollen Mindestlohn zahlen müssten. „In dieser Weise auf Geringstverdiener zu zeigen, ist ein Skandal“, sagte Schrage.
„Wir streiten weiter um mehr Geld.“ Bei der 1. Mai-Kundgebung in Hannover hat die Neue Presse-Redakteurin Vera König die Öffentlichkeit über die Tarifauseinandersetzung der Journalisten informiert. „Zu lesen ist davon nur wenig“, vermerkte Annette Rose vom dju-Landesvorstand in Niedersachsen-Bremen.
„Ob Ausnahmen vom Mindestlohn oder bei der Rentenversicherung für die Zeitungszusteller, Steuererleichterungen oder der unsägliche Tendenzschutz: Die Politik sollte nicht länger vor den Verlegern kuschen, sondern die Förderung der Presse auch abhängig machen von der Einhaltung sozialer Standards“, forderte die Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di, Cornelia Haß anlässlich des Mai-Feiertags in einer Presseerklärung.
Nach der Unterbrechung der Verhandlungen am 25. April dürften in den kommenden Wochen Zeitungen immer mal wieder dünner sein oder vielleicht auch mal gar nicht erscheinen, kündigten dju-Gewerkschafter bundesweit weitere Streiks für die berechtigten Forderungen der Tageszeitungsredakteurinnen und Redakteure an.
In Hamburg rockten ver.di-Gewerkschafter auch in anderer Sache den Platz: Kolleginnen und Kollegen der Stage Entertainment richteten eine musikalischen Kampfansage an den Finanzinvestor CVC Capital Partners, der die guten Tarifregelungen für die Musical-Beschäftigten angreift.