Abwertung des Berufs verhindert

Tarifeinigung für Redakteure an Tageszeitungen erstreikt

Wochenlange massive Streiks – 2.000 Beschäftigte waren am letzten Verhandlungstag auf der Straße – und unzählige Protestaktionen, zehn Verhandlungsrunden und am Ende ein fast 18-stündiger Sitzungsmarathon führten am 18. August zu einem erfolgreichen Tarifabschluss für Redakteurinnen und Redakteure an Tageszeitungen. Das Hauptziel des Widerstandes wurde erreicht: Eine weitere Abwertung des journalistischen Berufes konnte verhindert werden.


Das immer wieder von den Verlegern ins Feld geführte sogenannte Tarifwerk 2, das für Berufseinsteiger eine Absenkung der Einkommen bis zu 25% bedeutet hätte, wurde fallen gelassen. Manteltarifvertrag und Altersversorgungstarifvertrag wurden unverändert bis Ende 2013 verlängert. Zusätzlich ist eine für zwei Jahre geltende Vereinbarung zur Beschäftigungssicherung abgeschlossen worden. Sie orientiert sich an der entsprechenden Regelung aus dem Druck-Tarifvertrag. Das heißt: Steckt der Betrieb in einer wirtschaftlichen Notlage kann er Jahresleistung oder Urlaubsgeld im Umfang je eines halben Monatsgehalts für ein oder zwei Jahre (2012/2013) absenken, schließt dafür aber betriebsbedingte Kündigungen aus. Grundlage dafür ist eine freiwillige Betriebsvereinbarung. Weitergehende Tarifabsenkungen sind nur mit Zustimmung der Tarifparteien möglich. In jedem Fall ist die wirtschaftliche Notwendigkeit für diese Maßnahmen nachzuweisen. Die Beschäftigungssicherung gilt für das Jahr der Absenkung und im Folgejahr (letztens 2014).
Bescheiden fällt die Gehaltserhöhung für die Redakteurinnen und Redakteure aus. Hier wurden eine lineare Erhöhung um 1,5% ab Mai 2012 sowie zwei Einmalzahlungen von je 200 Euro im Oktober 2011 und im Februar 2013 vereinbart. Ebenso mager bei den Freien (12a Tarifvertrag): Ihre Honorare werden um je 2% ab Oktober 2011 und ab August 2012 erhöht. Die Tarifkommission der dju in ver.di hat das Verhandlungsergebnis am 27.August in Berlin angenommen. In diesen Tagen (nach Redaktionsschluss) stimmen die ver.di-Mitglieder in Urabstimmungen über den Abschluss ab.

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