BDZV setzte auf Verschleppungstaktik

Noch kein Durchbruch in den Tarifverhandlungen – Nächste Verhandlungen am 14. Dezember 1997

Am 9. Dezember hat der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger der IG Medien die Fortsetzung der Tarifverhandlungen für die Redakteurinnen und Redakteure an Tageszeitungen für Sonntag, 14. Dezember, angeboten. Die Verhandlungen sollen ab 11 Uhr in Frankfurt am Main stattfinden.

Die IG Medien wird den Termin in der Erwartung akzeptieren, daß ein substantiell verbessertes Angebot der Verleger vorliegt, das die Beibehaltung der 35-Stunden-Woche einschließt und die Einkommen der Redakteurinnen und Redakteure sichert.

Warnstreiks zeigen Wirkung …

Die Warnstreiks in den Redaktionen hatten erste Wirkung gezeigt. Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger rückte in der vierten Verhandlungsrunde am 20./21. November von einem Teil seiner Forderungen nach langfristigen Kürzungen bei den Gehältern und materiellen Einschnitten im Manteltarifvertrag und bei der Altersversorgung ab. Der BDZV verharrte allerdings auf seiner Forderung nach einer Abschaffung der 35-Stunden-Woche. Ein „Einigungsvorschlag“, den die Zeitungsverleger am Ende der Runde vorlegten, enthielt partiell Verbesserungen gegenüber den bisherigen Positionen. So sollte die Kappung bei den Berufsjahren nicht mehr nach dem elften, sondern nach dem 15. Berufsjahr erfolgen. Für Kolleginnen und Kollegen in den betroffenen Jahrgängen sollte es eine Besitzstandsregelung geben. Die Verleger zeigten sich darüber hinaus bereit, zumindest teilweise die Zahlungen in die Versorgungskasse beizubehalten. Allerdings sollte dies nicht in vollem Umfang für Redakteurinnen und Redakteure gelten, die künftig eingestellt werden.

Völlig unzureichend war aus Sicht der IG Medien der Verleger-Vorschlag, die Gehälter 1997 nur um 1,5 Prozent anzuheben und dabei in den neuen Bundesländern die Erhöhung erneut wieder um elf Monate zeitversetzt zu zahlen. Auch bei der Jahresleistung blieben die Verleger stur: Die Absenkung auf 95% gehörte noch immer zum Programm des BDZV.

Grundlegende Differenzen gab es weiterhin bei der Arbeitszeitfrage. Die Abschaffung der bereits vereinbarten 35-Stunden-Woche wird von der IG Medien abgelehnt. Verbindlich geregelte Arbeitszeiten und die Teilnahme an weiterer Arbeitszeitverkürzung müssen auch für Redakteurinnen und Redakteure gelten. Hier bietet die IG Medien weitreichende Möglichkeiten für eine Betriebsnahe und redaktionsspezifische Ausgestaltung der Arbeitszeitregelungen an.

… bringen aber noch nicht den Durchbruch

Auch die fünfte Runde der Tarifverhandlungen mit dem Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) am 1. Dezember in Düsseldorf hat noch kein Ergebnis gebracht. Die Verleger sahen sich in der Nacht zum Dienstag, dem 2. Dezember, angeblich außerstande, abschließend über einen neuen Verhandlungsansatz zu entscheiden, der zuvor in gemeinsamen kleinen Verhandlungsrunden erarbeitet worden war. Dieser Ansatz, der von IG Medien und DJV getragen wird, sieht folgende Komponenten vor:

  • Verschiebung der 35-Stunden-Woche
  • Beibehaltung der vollen Altersversorgung für alle Redakteurinnen und Redakteure auch für die zukünftigen
  • Gehaltsabschluß mit einer Laufzeit bis 1999
  • Einigung über eine neue Gehaltsstaffel durch Besitzstandsregelungen und verbesserte Anrechnung freier Tätigkeit.

Der BDZV war nicht bereit oder nicht imstande, zu diesem Einigungsvorschlag eine klare Stellungnahme abzugeben. Stattdessen haben die Verleger gefordert, die Verhandlungen auf den 7. Januar 1998 zu vertagen. Die IG Medien verlangte, die Verhandlungen unverzüglich fortzusetzen, um endlich zu einem akzeptablen Tarifabschluß zu kommen.

Die am 5. Dezember tagende Tarifkommission der Redakteurinnen und Redakteure – wie auch der zeitgleich tagende Gesamtvorstand des DJV – forderte die Verleger auf, bis zum Abend des 8. Dezember 1997 die Bereitschaft zur Fortsetzung der Verhandlung zu erklären und einen früheren Verhandlungstermin zu vereinbaren. Andernfalls würden die Arbeitskampfaktionen in den Redaktionen verschärft fortgesetzt. Das Ergebnis liegt nun vor: Am 14. Dezember geht es weiter.

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Rundfunkreform mit vielen Fragezeichen

Bis zuletzt hatten die öffentlich-rechtlichen Anstalten auf ein Ende der Blockade einer Beitragserhöhung durch die Ministerpräsidenten der Länder gehofft. Die Verweigerungshaltung der Politik ließ ihnen am Ende keine Wahl: Am 19. November kündigten ARD und ZDF eine Klage beim Bundesverfassungsgericht an, um ihren Anspruch auf die von der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF) errechnete Empfehlung einer Beitragserhöhung um 58 Cent auf 18,94 Euro monatlich durchzusetzen.
mehr »

Altersdiskriminierung beim WDR?

Der WDR serviert freie Mitarbeiter*innen ab, die im Rentenalter für den Sender arbeiten wollen. Damit tut er genau das Gegenteil von dem, was in der öffentlichen Diskussion derzeit geraten wird. Während Angestellte sich also über Jahre hinweg auf einen Termin für ihren Ruhestand vorbereiten konnten, wird langjährigen freien Mitarbeiter*innen nun mit kurzer Frist mitgeteilt, wann für sie angeblich Schluss sein soll. Altersdiskriminierung will man beim WDR aber nicht erkennen – für den Sender gehe es vielmehr darum, jüngeren Mitarbeitenden nicht den Einstieg zu blockieren.
mehr »

Klimaprotest erreicht Abendprogramm

Am 20. August 2018, setzte sich die damals 15jährige Greta Thunberg mit dem Schild “Skolstrejk för Klimatet“ vor das Parlament in Stockholm. Das war die Geburtsstunde von Fridays for Future (FFF) – einer Bewegung, die nach ersten Medienberichten international schnell anwuchs. Drei Jahre zuvor hatte sich die Staatengemeinschaft auf der Pariser Klimakonferenz (COP 21) völkerrechtlich verbindlich darauf geeinigt, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.
mehr »

ARD: Durchbruch in Tarifrunde

In dem seit Januar andauernden Tarifkonflikt in ARD-Rundfunkanstalten gibt es erste Verhandlungsergebnisse. Zum Wochenende hin konnte am Freitag (15. November) ein Ergebnis im SWR erreicht werden. Für ver.di ist das ausschlaggebende Ergebnis, dass neben sechs Prozent Tariferhöhungen in zwei Stufen über eine Laufzeit von 25 Monaten auch eine für mittlere und niedrige Tarifgruppen stärker wirkende jährliche Sonderzahlung so stark erhöht wurde, dass es nachhaltige Tarifsteigerungen zwischen sechs und über zehn Prozent gibt.
mehr »