dpa: Verzicht auf 35-Stunden-Woche – doch Ausgleichstage bleiben

Vernünftige arbeitsmarktpolitische Ziele der Gewerkschaften lassen sich immer weniger durchsetzen. Das gilt insbesondere für die einfache Rechnung, dass Arbeitszeitverkürzung mehr Arbeit für bislang Arbeitslose schafft.

Das mussten auch die rund 1000 Beschäftigten der Deutschen Presse-Agentur (dpa) erfahren. Bei der letzten Tarifrunde Ende Dezember verzichteten die Gewerkschaften – wie zuvor schon bei den Tageszeitungsredakteuren – auf die eigentlich vereinbarte Einführung der 35-Stunden-Woche.

Erhalten blieb der dpa-Belegschaft allerdings eine Tarifbestimmung, an der sie in den Jahren 1998 und 1999 Gefallen gefunden hatte: Die Wochenarbeitszeit liegt vertraglich bei 36,5 Stunden, beträgt tatsächlich aber 37,5 Stunden – und zum Ausgleich gibt es dafür pro Jahr sieben freie Tage.

Geschäftsführung und Chefredaktion der dpa lagen diese freien Tage schwer im Magen, denn sie hätten durch die verstärkte Heranziehung unter anderem von freien Mitarbeitern hohe Kosten verursacht. Die Beschäftigten hatten indessen am eigenen Leib erfahren: Der ständig wachsenden Arbeitsverdichtung kann man nur entgehen, wenn man frei hat.

Angestoßen durch den Gesamtbetriebsrat unterschrieben hunderte von dpa-Mitarbeitern eine Resolution zur Erhaltung der Ausgleichstage und bekundeten diese Haltung auch auf zeitgleich laufenden Betriebsversammlungen in der Hamburger Zentrale und in fast allen Außenbüros. Die Aktionen einen Tag vor der letzten Verhandlungsrunde verfehlten ihre Wirkung nicht: Die sieben Tage im bis zum 31. Dezember 2002 verlängerten Manteltarifvertrag bleiben erhalten. Zudem gibt es für Redakteure und übrige Angestellte bei dpa vom Januar 2000 an Gehaltserhöhungen um drei Prozent bei einer Laufzeit von 13 Monaten. Daneben wird die Aufstockungszahlung während einer Altersteilzeit für Angestellte von jetzt 75 auf 85 Prozent des letzten Netto-Entgelts erhöht. Bei Redakteuren liegt der Aufstockungssatz weiterhin bei 75 Prozent, doch wurde die Umwandlung der Arbeitgeberzahlungen von der bisherigen Versorgungskasse ins Versorgungswerk für eine zusätzlich Lebensversicherung jetzt auf Dauer vereinbart.

Schließlich stimmten IG Medien, Deutscher Journalisten-Verband (DJV) und Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG) auch einer neuen Gehaltsstruktur der dpa-Redakteure zu, die sich nun im Wesentlichen an Berufsjahren oder Jah-ren der dpa-Zugehörigkeit orientiert. Zugleich werden die Funktionen mit Gehaltszuschlägen verringert.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Die Zukunft der Filmförderung

In der morgigen Plenarsitzung des Bundestages wird über die Zukunft der deutschen Filmwirtschaft entschieden, der vom Bundestagsausschuss für Kultur und Medien beschlossene Gesetzentwurf zum Filmfördergesetz (FFG) steht zur Abstimmung auf der Tagesordnung. ver.di begrüßt eine Reform der Filmförderung, denn in Zukunft müssen Filmproduktionen Tarif- und Urheber-Vergütungen verbindlich einhalten.
mehr »

Rundfunkreform mit vielen Fragezeichen

Bis zuletzt hatten die öffentlich-rechtlichen Anstalten auf ein Ende der Blockade einer Beitragserhöhung durch die Ministerpräsidenten der Länder gehofft. Die Verweigerungshaltung der Politik ließ ihnen am Ende keine Wahl: Am 19. November kündigten ARD und ZDF eine Klage beim Bundesverfassungsgericht an, um ihren Anspruch auf die von der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF) errechnete Empfehlung einer Beitragserhöhung um 58 Cent auf 18,94 Euro monatlich durchzusetzen.
mehr »

Schon entdeckt: Das Wetter

5000 verkaufte Exemplare alle Vierteljahr, Titelseiten, die ausschließlich auf Ästhetik setzen, noch dazu mit inzwischen auf 12 angewachsenen unterschiedlichen Coverstories - zumindest bei der letzten, der immerhin schon 35. Ausgabe. „Das Wetter“-Magazin weiß sich zu präsentieren. Seit über zehn Jahren zähle es, so heißt es, zu „den schillerndsten Printmagazinen des Landes“.
mehr »

Komplett-Verweigerung der Rundfunkpolitik

Nachdem die Ministerpräsident*innen am heutigen Donnerstag zur Rundfunkpolitik beraten haben, zeichnet sich ein düsteres Bild für die öffentlich-rechtlichen Medien, ihre Angebote und die dort Beschäftigten ab. Beschlossen haben die Ministerpräsident*innen eine Auftrags- und Strukturreform und einen ab 2027 geltenden neuer Mechanismus zur Festsetzung des Rundfunkbeitrags. Nicht verabschiedet wurde jedoch der fällige Rundfunkbeitragsstaatsvertrag.
mehr »