Neue Gehaltsstruktur: Verhandlungen stehen auf der Kippe

Zeitungsverleger erklären Kostensenkung bei den „Normal-Redakteuren“ zum wesentlichen Ziel einer neuen Gehaltsstruktur

Die Verhandlungen über eine neue Struktur des Gehaltstarifvertrages für Redakteurinnen und Redakteure sind am 17. April 1997 in Frankfurt am Main erneut ergebnislos verlaufen. Zwischen IG Medien und DJV einerseits und dem Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) andererseits gibt es nach wie vor erhebliche Meinungsverschiedenheiten über die künftigen Eingruppierungskriterien und vor allem über die Höhe der Einkommen. In aller Klarheit erklärte der Verlegerverband, daß die Absenkung der Tarifeinkommen in der bisherigen Gruppe III eines der wichtigsten Ziele des BDZV bei den Verhandlungen ist.

Geht es nach dem BDZV, kann es zu Einkommensverlusten von mehreren tausend Mark jährlich kommen. Die Berufsjahresstaffel in der bisherigen Gruppe III soll nach elf Berufsjahren enden, ohne daß für die Gehaltsverluste ein Ausgleich geschaffen wird. Den Vorschlag der IG Medien, statt Berufsjahren andere Kriterien anzulegen, z.B. Qualifikationsentwicklung, lehnte der BDZV ab. Es gehe „Nicht um Umverteilung, sondern um
Kostensenkung“, stellte ein Verleger die Position des BDZV klar.
Die IG Medien hat errechnet, daß die Kappung der Berufsjahreregelung bei den betroffenen Kolleginnen und Kollegen in Zukunft zu jährlichen Verlusten zwischen 5300 und rd. 9700 DM führen würde. Für einen 41jährigen Redakteur, der derzeit im 11. Berufsjahr ist, würde sich der Verlust bis zur Rente nach Stand der aktuellen Gehaltssätze auf 168602 DM summieren.
Hinzu kämen noch 8430 DM Verlust bei der Presseversorgung sowie Rentenkürzungen.

Für die übrigen Gehaltsgruppen legte der BDZV trotz intensiver Nachfragen noch immer keine Zahlen vor. Die IG Medien hat es ebenso wie der DJV abgelehnt, die seit zwei Jahren dauernden Verhandlungen fortzusetzen, wenn nicht eine klare Aussage des BDZV zur künftigen Gehaltshöhe erfolgt. Eine nur theoretische Debatte über eine neue Struktur werde von den Kolleginnen und Kollegen in den Redaktionen allmählich nicht mehr verstanden.

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Rundfunkreform mit vielen Fragezeichen

Bis zuletzt hatten die öffentlich-rechtlichen Anstalten auf ein Ende der Blockade einer Beitragserhöhung durch die Ministerpräsidenten der Länder gehofft. Die Verweigerungshaltung der Politik ließ ihnen am Ende keine Wahl: Am 19. November kündigten ARD und ZDF eine Klage beim Bundesverfassungsgericht an, um ihren Anspruch auf die von der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF) errechnete Empfehlung einer Beitragserhöhung um 58 Cent auf 18,94 Euro monatlich durchzusetzen.
mehr »

Altersdiskriminierung beim WDR?

Der WDR serviert freie Mitarbeiter*innen ab, die im Rentenalter für den Sender arbeiten wollen. Damit tut er genau das Gegenteil von dem, was in der öffentlichen Diskussion derzeit geraten wird. Während Angestellte sich also über Jahre hinweg auf einen Termin für ihren Ruhestand vorbereiten konnten, wird langjährigen freien Mitarbeiter*innen nun mit kurzer Frist mitgeteilt, wann für sie angeblich Schluss sein soll. Altersdiskriminierung will man beim WDR aber nicht erkennen – für den Sender gehe es vielmehr darum, jüngeren Mitarbeitenden nicht den Einstieg zu blockieren.
mehr »

Klimaprotest erreicht Abendprogramm

Am 20. August 2018, setzte sich die damals 15jährige Greta Thunberg mit dem Schild “Skolstrejk för Klimatet“ vor das Parlament in Stockholm. Das war die Geburtsstunde von Fridays for Future (FFF) – einer Bewegung, die nach ersten Medienberichten international schnell anwuchs. Drei Jahre zuvor hatte sich die Staatengemeinschaft auf der Pariser Klimakonferenz (COP 21) völkerrechtlich verbindlich darauf geeinigt, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.
mehr »

ARD: Durchbruch in Tarifrunde

In dem seit Januar andauernden Tarifkonflikt in ARD-Rundfunkanstalten gibt es erste Verhandlungsergebnisse. Zum Wochenende hin konnte am Freitag (15. November) ein Ergebnis im SWR erreicht werden. Für ver.di ist das ausschlaggebende Ergebnis, dass neben sechs Prozent Tariferhöhungen in zwei Stufen über eine Laufzeit von 25 Monaten auch eine für mittlere und niedrige Tarifgruppen stärker wirkende jährliche Sonderzahlung so stark erhöht wurde, dass es nachhaltige Tarifsteigerungen zwischen sechs und über zehn Prozent gibt.
mehr »